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Zusammenfassung

Mit diesem weltgeschichtlichen Mißerfolg war Leibniz’ politische Tätigkeit vorläufig beendet, zumal Boineburg und der Kurfürst von Mainz bald danach starben, aber um der Wissenschaft willen blieb jener noch 4 1/2 Jahre in Westeuropa. Es ist interessant, aber nicht entscheidend, wieweit er absichtlich, wie weit er unbewußt im Sinne seiner überpersönlichen Aufgabe handelt. Wie Faust hätte auch er im Sterben bekennen dürfen, daß er auch im leidenschaftlichen Erkenntnistriebe instinktiv seinem Volke und der europäischen Gemeinschaft gedient habe, aber anders als Faust hat er in Jugend und Alter sich in unvergänglichen Worten zu dieser Aufgabe bekannt. Wenn politisch für ihn nichts zu tun ist, so sieht er um so deutlicher, wie durch den dreißigjährigen Krieg Deutschlands Kultur hinter der modernen und nationalen des Westens zurückgeblieben ist. Die geistige Wiedergeburt der deutschen Nation, vielmehr ihre eigentliche Begründung scheint ihm nicht möglich ohne den wirtschaftlichen Aufschwung, der gerade damals von Naturwissenschaft, Technik, Wirtschaftskunde abhängig ist. Gegen das französische Mode-Wesen ist er gefeit, aber die Mittel des exakten Wissens und der Technik wollte er in Paris und London erwerben, um seinetwillen und der deutschen Wohlfahrt willen. Niemals verwechselt er Mittel und Zweck, niemals läßt er sich vom bloßen Nützlichkeitsgedanken in der Aufklärung verführen. Die führenden westlichen Aufklärer sind Descartes, Hobbes, Spinoza, Locke, Bayle, Newton — so verschieden sie scheinen, so bilden sie doch zusammen nur die eine Seite der europäischen Ganzheit. Gegen jeden dieser persönlichen Vertreter nimmt Leibniz, angeblich der konziliante Harmonisierer, den offenen Kampf auf, soweit sie Geist und Seele des Abendlandes gefährden. Zu diesem Zweck muß er aber zuerst ihre Leistungen verstehen, ihre Mittel prüfen, um seine eigenen Waffen zu schmieden. Unbefangen und dankbar erkennt er an, was er den Fremden verdankt.

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© 1953 Springer Science+Business Media Dordrecht

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Hildebrandt, K. (1953). Paris und London. In: Leibniz und das Reich der Gnade. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9273-6_3

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