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Sprache und Mythos

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Erkenntnis und Dialektik
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Zusammenfassung

Vom Mythos zu handeln, setzt mehrfachen sich leicht anbietenden Missverständnissen aus. Nur zwei seien erwähnt. Das eine erwächst aus unserer politischen, das andere aus unserer wissenschaftlich-philosophischen Situation. Zur Skizzierung des ersten erwähne ich eine Stelle aus dem Briefwechsel von Karl Kerenyi mit Thomas Mann. In diesem begrüsst der klassische Philologe den Joseph-Roman als eine „Rückkehr des europäischen Geistes zu den höchsten, den mythischen Realitäten“. Es handelt sich um eine Rückkehr des Geistes. Hierin liegt eine Distanzierung zu jeder rückwärtsgewandten Einstellung. Was die wissenschaftliche Situation betrifft, so war die Philosophie seit langem der Meinung, dass der Mythos kein Verhältnis zur Wirklichkeit habe. Ihr erwuchs ein Gegenschlag in den Forschungen von Ludwig Klages, gegen den Thomas Mann in seiner Entgegnung Stellung nimmt. „Es gibt in der europäischen Literatur der Gegenwart eine Art von Ranküne gegen die Entwicklung des menschlichen Grosshirns, die mir nie anders, als eine snobistische und alberne Form der Selbstverleugnung erschienen ist. Ja, erlauben Sie mir das Geständnis, dass ich kein Freund der — in Deutschland namentlich durch Klages vertretenen -geist- und intellektfeindlichen Bewegung bin. Ich habe sie früh gefürchtet und bekämpft, weil ich sie in allen ihren brutal-antihumanen Konsequenzen durchschaute, bevor diese manifest wurden… Um jene „Rückkehr des europäischen Geistes zu den höchsten, den mythischen Realitäten“, von der Sie so eindrucksvoll sprechen, ist es wahrhaftig eine geistesgeschichtlich grosse und gute Sache, und ich darf mich rühmen, in meinem Werke gewissermassen Teil daran zu haben. Aber ich vertraue auf Ihr Verständnis, wenn ich sage, dass mit der „irrationalen“ Mode häufig ein Hinopfern und bubenhaftes Überbordwerfen von Errungenschaften und Prinzipien verbunden ist, die nicht nur den Europäer zum Europäer, sondern sogar den Menschen zum Menschen machen…“

Konkrete Vernunft, Festschrift für Erich Rothacker, hrsg. G. Funke, Bonn, 1958, S. 253-280,

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  1. Konkrete Vernunft, Festschrift für Erich Rothacker, hrsg. G. Funke, Bonn, 1958, S. 253-280

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  2. Ernst Cassirer, Philosophie der symbolischen Formen 2. Aufl. 2. Teil.

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  3. Vgl. Teil II.

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  4. Vgl. meinen Aufsatz: „Sprache und Metaphysik“, Festschrift zum 80. Geburtstag von Ernst Otto. Walter de Gruyter, Berlin 1957. S. 345–370.

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  5. Vgl. meinen Aufsatz „Über das Wesen der Sprache“, s.o. S. 1 ff.

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© 1972 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands

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Liebrucks, B. (1972). Sprache und Mythos. In: Erkenntnis und Dialektik. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9065-7_4

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