Zusammenfassung
Es ist oft die unerfreuliche Bemerkung gemacht worden, dass gerade jene poetischen Formen, die in mannigfaltiger Zusammenstellung am meisten ergötzen, in unsern Taschenbüchern, als denjenigen Unterhaltungsbüchern, welche jetzt am meisten gelesen werden, durch die sich meist fälschlich mit dem usurpirten Namen der Novelle breitmachenden prosaischen Erzählungen fast verdrängt worden sind, in den Zeitschriften und Unterhaltungsblättern dagegen, welche täglich ausfliegen, um vornehmlich dem Bedürfnisse des Neuen, welches die grosse Lesewelt empfindet, zu huldigen, Poesien, welche der Aufmerksamkeit werth sind, in der Masse des Mittelmässigen und Schlechten verschwimmen, ja an diesen Orten meistens kaum gelesen werden. Dies hat schon bei vielen Freunden der deutschen Dichtkunst den Wunsch veranlasst, es möchte ein neues Jahrbuch unternommen werden, welches in die Fusstapfen der noch mit l uhm genannten Musenalmanache trete. Wiewohl wir nun überzeugt sind, dass das Gleiche sich in verschiedenen Zeiten nicht wieder erzeugen kann, und dass die Zeit vorüber ist, wo sich der originelle Dichtergeist in Deutschland von einer prosaischen Masse schied, und sich über sie erhob, um die Nation wiederum zu sich zu erheben; dass jetzt vielmehr diese Masse selbst mit dem Geiste ihrer Führer sich immer mehr zu durchdringen strebt; so halten wir doch den Wunsch für gerecht, das was die ausgezeichnetsten Dichter in Deutschland gegenwärtig, vorzüglich im Gebiete des Lyrischen, hervorbringen, in einem mit sorgsamer Auswahl gesammelten Büchlein dieser Art, wie in einem Kranze zu verbinden und dem dafür empfänglichen Publikum mitzutheilen, zugleich aber auch aufstrebenden poetischen Talenten eine Bahn zum Wettkampf zu eröffnen, in welcher sie würdiger als an den zu andern Zwecken bestimmten Orten auftreten können.
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Kossmann, E.F. (1909). Chamisso’s Beziehungen zu Wendt’s Musenalmanach 1830–1832. In: Der Deutsche Musenalmanach 1833–1839. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-9017-6_1
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