Abstract
“Phänomenologie” — die “Wissenschaft von den reinen Phänomenen”, wie sie Edmund Husserl in seiner Freiburger Antrittsrede von 1916 charakterisiert,1 verlangt die vorurteilslose Beschreibung der Phänomene als unmittelbar Gegebenes sowie die Ablehnung einer dahinter verborgenen, unzugänglichen Welt der Dinge an sich. In der Betrachtung des sich uns zeigenden “Phänomens”, welches nicht eingeschränkt zu verstehen ist im Wahrnehmungsfeld der reinen Sinnesdaten, sondern all das umfaßt, was uns ‘erscheint’, sei es durch die Sinne oder durch die Leistungen der Vernunft, d.h. auch all die Vormeinungen und Vorurteile, mit denen wir im alltäglichen Lebensvollzug zu tun haben, vollziehen wir phänomenologische Anschauung, d.h. phänomenologisches Erkennen.2 Das durch Husserl im Anschluß an die deskriptiven psychologischen Analysen seines Lehrers Franz Brentano begründete phänomenologische Denken rekurriert auf den Doppelsinn des Phänomenbegriffs als “Korrelation zwischen Erscheinen und Erscheinendem”3und betont die darin eingeschlossenen intentionalen Grundstrukturen, die von den nicht trennbaren noetisch-noematischen Voraussetzungen der Zweiseitigkeit des Phänomen-Begriffs auf eine ursprüngliche Einheit verweisen.4
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Notes
Edmund Husserl, “Die reine Phänomenologie, ihr Forschungsgebiet und ihre Methode”, in: Aufsätze und Vorträge (1911–1921), hrsg. von Th. Nenon und H.R. Sepp, Dordrecht 1987, Husserliana XXV (im folgenden abgekürzt: HUA), S. 69.
Vgl. zum Begriff “Phänomen” den Beitrag “Phänomen”, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Darmstadt 1989, Band 7: P–Q, S. 461–483.
E. Husserl, “Die Idee der Phänomenologie”. Fünf Vorlesungen, hrsg. von W. Biemel, Den Haag 1950, HUA II, S. 46.
Vgl. Klaus Held, “Husserls Rückgang auf das phainómenon und die geschichtliche Stellung der Phänomenologie”, in: E. W. Orth (Hg.) Dialektik und Genesis in der Phänomenologie, S. 89–145, Freiburg 1980.
Edmund Husserl, Logische Untersuchungen. Erster Band: “Prolegomena zur reinen Logik”. HUA XVIII, hrsg. von Paul Janssen, Den Haag 1974 und: Prolegomena zur reinen Logik, Tübingen 1980, S. VII.
Ebd. S. V.
“Philosophie als strenge Wissenschaft”, in: Aufsätze und Vorträge (1911–1921), HUA XXV, S. 3–62, hrsg. von Th. Nenon und H.R. Sepp, Dordrecht 1987.
Edmund Husserl, “Vorlesungen über Ethik und Wertlehre (1908–1914)”, HUA XXVIII, hrsg. von Ullrich Melle, Dordrecht 1988.
Alois Roth, Edmund Husserls ethische Untersuchungen. Dargestellt anhand seiner Vorlesungsmanuskripte. Den Haag 1960.
Auch Hans-Georg Gadamer räumt der Position der Husserlschen Ethik eine hervorgehobene Stellung im Rahmen der phänomenologischen Ethik ein, vgl. “Wertethik und praktische Philosophie” (1982), in: Gesammelte Werke 4/11, Tübingen 1987, S. 204f.: “Seit der Veröffentlichungen der Husserlschen frühen Gedanken zur Ethik bei Alois Roth kann überhaupt kein Zweifel mehr sein, daß Scheler in dieser Hinsicht auf Husserls Spuren wandelte”.
Das Manuskript zu der Vorlesung von 1920, “Einleitung in die Ethik”, findet sich im Husserl-Archiv in Leuven unter der Nummer MS. F 1 28 und MS. A IV 22 (vgl. “Einleitung des Herausgebers”, HUA XXVIII, S. XXXIV, Anm.1 und S. XLV, Anm. 4 und 6).
Edmund Husserl, Formale und transzendentale Logik. Versuch einer Kritik der logischen Vernunft. HUA XVII, hrsg. von P. Janssen, Den Haag, sowie Tübingen 1981.
Edmund Husserl, Einleitung in die Logik und Erkenntnistheorie. Vorlesungen 1906/07. HUA XXIV, hrsg. von U. Melle, Dordrecht 1984, S. 445.
“Philosophie als strenge Wissenschaft”, a.a.O. S. 3.
Edmund Husserl, “Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie.” HUA VI, hrsg. von W. Biemel, Dordrecht 1954, S. 273. (Im folgenden wird zitiert nach der Meiner-Ausgabe, Hamburg 1982.)
Krisis (Meiner-Ausgabe) 1982, S. 4.
A.a.O. S. 17, vgl. hierzu die Ausführungen in der Einleitung der Formalen und transzendentalen Logik (Tübingen 1981, S. 1–15), in der Husserl nach einem historischen Rückblick zum Verhältnis von Logik und Wissenschaft auf die Krise der modernen wissenschaftlichen Kultur eingeht, die in einer immer tiefer reichenden Spezialisierung der Einzel-und Spezialwissenschaften resultiert. Bereits 1929 ist sich Husserl darüber klar, daß “echtes Menschentum und Leben in radikaler Selbstverantwortung (…) und somit auch wissenschaftliche Selbstverantwortung (nicht getrennt werden kann) von dem Ganzen der Verantwortungen des Menschenlebens überhaupt” (S. 5).
Max Scheler, “Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertlehre. Neuer Versuch einer Grundlegung eines ethischen Personalismus”, in: Gesammelte Werke Band 2, Bern/München 1980, S. 15.
Griech.: phaínein — sichtbar machen.
E. Husserl,Zur Phänomenologie der Intersubjektivität. Texte aus dem Nachlaß. Drei Bände, hrsg. von I. Kern, Den Haag 1973, HUA XIII-XV.
Ders.: “Gemeingeist I. Person, personale Ganze, personale Wirkungsgemeinschaften. Gemeinschaft — gesellschaft”, HUA XIV, S. 165ff., und “Gemeingeist II.— Personale Einheiten höherer Ordnung und ihre Wirkungskorrelate”, S. 192ff.
Ders.: “über die gegenwärtige Lage der Philosophie (1934)”, in: HUA XXVII, S. 184–221.
Ders.: Briefwechsel,Husserliana-Dokumente Band III. In Verbindung mit E. Schuhmann hrsg. von Karl Schuhmann. Dordrecht 1994.
HUA XXVIII, S. 11, S. 340ff., S. 334.
HUA XXVIII, S. 11.
Diese Kritik der logischen Vernunft findet sich in der Vorlesung “Einleitung in die Logik und Erkenntnistheorie” (1906/07), HUA XXIV, hrsg. von Ullrich Melle. Dordrecht 1984.
Die Edition dieser Bewußtseinsanalysen aus den Jahren 1908–1914 ist in Vorbereitung. Vgl. hierzu die “Einleitung des Herausgebers” in HUA XXVIII, S. XXXVIII, Anm. 1 und 2.
HUA XXIV, S. 381, Ergänzende Texte, Beilage XIII (zum 6. Kapitel): “Phänomenologie und Psychologie. Phänomenologie und Erkenntnistheorie. Phänomenologische gegenüber empirischer Deskription.”
HUA XXVIII, S. 57
A.a.O. S. 59.
A.a.O. S. 11.
A.a.O. S. 48ff.
Husserl befaßt sich mit der Problematik der objektivierenden und der nicht-objek-tivierenden Akte bereits in der Vorlesung von 1908/09, vgl. §5 und §12 der HUA XXVIII.
A.a.O. S. 109.
Ebd.
A.a.O. S. 107.
Ebd., Hervorhebung von der Verfasserin.
Ebd.
Ebd.
A.a.O. S. 107f., S. 109.
A.a.O. S. 110. Auch in seinem Spätwerk bezieht sich Husserl übrigens immer wieder auf die Parallelität des logischen und willentlichen Urteilens. In der Formalen und transzendentalen Logik heißt es im §63 (S. 149f.): “In der aktiven Bildung von neuen Urteilen aus schon vorgegebenen sind wir ernstlich erzeugend tätig. Wie bei allem Handeln sind die Handlungsziele, die zu erzeugenden neuen Urteile im voraus in Modis einer leeren, inhaltlich noch unbestimmten und jedenfalls noch unerfüllten Antizipation uns bewußt, als das, worauf wir hinstreben und was zur verwirklichenden Selbstgegebenheit zu bringen, eben das sich schrittweise vollendende Handeln ausmacht.” (Vgl. auch Erfahrung und Urteil §48, S. 235ff.: “Das erkennende Handeln parallelisiert mit dem praktischen Handeln”.)
Ebd.
A.a.O. S. 110. Der Tatsache, daß Husserl darum bemüht war, eine Konzeption des phänomenologischen Handelns zu entwerfen, die zu einer phänomenologischen Ethik überleitet, widerspricht D. Follesdal in einem Beitrag: “Rationalität in Husserls Phänomenologie”, in: Vernunft und Kontingenz. Rationalität und Ethos in der Phänomenologie. Phänomenologische Forschungen 19, hrsg. von E.W. Orth. Freiburg 1986, S. 35–52. Der Autor, der nebenbei bemerkt, daß Husserl “im Vergleich zur Logik und Erkenntnistheorie nur wenig zur Ethik geschrieben” hat (S. 47), stellt die These auf, “daß Husserl gar keine Theorie der Handlungsrationalität entwickelt hat” (S. 51), die jedoch für eine Theorie der Intersubjektivität und Einfühlung maßgeblich wäre. Ich denke, daß man nicht davon sprechen kann, daß Husserl “eine sehr kognitive und passive Haltung zu Fragen der Einfühlung und der Erfahrung von Anderen hatte” (ebd.).
HUA XXVIII, ebd.
Der Begriff “Horizont” ist zentral in Husserls Phänomenologie. Auf die Zusammenhänge von Horizont und Zeitlichkeit verweist insbesondere Gerd Brand: Welt, Ich und Zeit. Nach unveröffentlichten Manuskripten Edmund Husserls. Den Haag 1955.
HUA XXVIII S. 110.
A.a.O. S. 111.
Ebd.
Ebd.
Darauf hat er schon in der Vorlesung von 1908/09 hingewiesen, S. 340–345.
A.a.O. S. 109.
A.a.O. S. 111.
A.a.O. S. 109.
Ebd.
A.a.O. S. 344. Bei Brentano finden sich diese Ausführungen in “Grundlegung und Aufbau der Ethik”, a.a.O. S. 183ff.
HUA XXVIII, S. 344. Zudem ist Husserls Auffassung, daß hier noch “der analytischen Forschung größte Aufgaben” bevorstehen.
Ebd.
Cartesianische Meditationen (Meiner-Ausgabe), a.a.O. S. 155.
A.a.O. S. 161.
Krisis (Meiner-Ausgabe), a.a.O. S. 2ff.
A.a.O. S. 14.
Cartesianische Meditationen, a.a.O. S. 160. Mit dem Begriff der “Religion” in Husserls Phänomenologie haben sich nur wenige Interpreten befaßt, u.a. Stephan Strasser: “Das Gottesproblem in der Spätphilosophie Husserls” in: Philosophisches Jahrbuch, 67. Jahrgang, Freiburg u.a. 1967, S. 130–142.
Diese “gegenwärtige Aufgabe” kristallisiert sich im Spätwerk Husserls als das Zentralthema heraus. Neben der Krisis-Schrift bieten hierfür die Nachlaßtexte der HUA XXIX zahlreiche Belege, für deren Interpretation eine eigene Untersuchung vonnöten wäre.
Vgl. HUA XXVII, “Über die gegenwärtige Aufgabe der Philosophie” (1934), S. 184–221.
A.a.O. S. 187.
A.a.O. S. 185.
Vgl. hierzu die Analysen zum Personbegriff in “Die Konstitution der geistigen Welt”, a.a.O.
Zur “Einfühlung” vgl. insbesondere HUA XIII-XV.
Zum “natürlichen Weltbegriff” vgl. z.B. HUA XIII, Text Nr.6: “Aus den Vorlesungen: Grundprobleme der Phänomenologie. Wintersemester 1910/11, S. 111ff.
“Die Konstitution der geistigen Welt”, a.a.O.
Vorlesungen zur “Ethik und Wertlehre”, HUA XXVIII, a.a.O.
Die Rede von der “Kreation” (als dem kreativen Produkt) und der “Kreativität” (als kreatives Vermögen) bei Husserl ist nicht neu. Eugen Fink (1959) weist in seiner Bedeutungsunterscheidung von “Konstitution” darauf hin, daß diese soviel wie “Produktion” heißt: “Das Leben der transzendentalen Subjektivität ist als ein ‘produktives Leben’ charakterisiert” (S. 227f.), und: “… die konstitutive Interpretation desselben (des transzendentalen Lebens) weist es als Kreation aus. Wie hart auch immer und doktrinär eine Bestimmung des Wesens der Konstitution als produktive Kreation klingen mag, so ist zumindest die Gegensätzlichkeit zum rezeptiven Erfahrungsleben angezeigt.” (“Die phänomenologische Philosophie Husserls in der gegenwärtigen Kritik”, in: Studien zur Phänomenologie (1930–1939), Phaenomenologica 21, Den Haag 1966, S. 79–156, S. 143), und: “Bei Husserl schwankt der Sinn der transzendentalen Konstitution zwischen Sinnbildung und Kreation. Und letztlich bleibt auch der Seinssinn des allumgreifenden Gesamtlebens unbestimmt.” Finks Begriff der “Kreation” ist begründet in der schwierigen Begriffsbestimmung der “Konstitution” bei Husserl, die sich zwischen den beiden Extremen “Kreation” und “Korrelation” des Gegebenen zu dem “Wie seiner Gegebenheit” bewegt.
Kaizo-Artikel, HUA XXVIII, a.a.0. S. 9. Zwar läßt sich nach Husserl das “echte Menschentum” und eine radikale Selbstverantwortung nicht trennen: “Genügt uns nicht die Freudigkeit der Schöpfung einer theoretischen Technik, der Erfindung von Theorien, mit denen man so viel Nützliches machen und die Bewunderung der Welt gewinnen kann — können wir echtes Menschentum und Leben in radikaler Selbstverantwortung nicht trennen von dem Ganzen der Verantwortungen des Menschenlebens überhaupt — so müssen wir uns über dieses ganze Leben und diese gesamte Kulturtradition stellen und durch radikale Besinnungen für uns, einzeln und in Gemeinschaft, die letzten Notwendigkeiten suchen, von denen aus wir zu den Wirklichkeiten urteilend, wertend, handelnd Stellung nehmen können.” (Formale und transzendentale Logik, a.a.O. S. 5). Allerdings gesteht er zu, daß “wir so nur letztzuverantwortende Allgemeinheiten, `Prinzipien’ (gewinnen), wo doch das Leben in Entscheidungen des `Augenblicks’ besteht, der für Begründungen in wissenschaftlicher Rationalität nie Zeit hat. (…) Welche Probleme sich da weiter ergeben für die Sache der Selbst-und Menschheitserziehung, das ist eine Sache für sich (…).” (ebd.)
Edmund Husserl, Aufsätze und Vorträge (1922–1937). Mit ergänzenden Texten HUA XXVII, hrsg. von Th. Nenon u. H. R. Sepp. Dordrecht 1989. darin: “Fünf Aufsätze über Erneuerung”, S. 3–94, Beilagen I-XI (S. 94–124).
Das Thema der “Erneuerung” spricht die übernationale Bestimmung und Bedeutung der Phänomenologie an. Es ist erstaunlich, daß Husserl dieses Thema 1923 in einer ausländischen Zeitschrift behandelte, sich jedoch in seinem näheren Wirkungskreis über politische Fragen wenig äußerte (vgl. auch Schuhmann 1988, S. 28f.).
Vgl. Beilage X (zu S. 94): “Zum Versagen in der neuzeitlichen Kultur-und Wissenschaftsentwicklung, das Telos der europäischen Menschheit zu verwirklichen. Fünf Texte.” (1922/23), S. 113–122.
Brief an A. Schweitzer am 28.VII.23, BW VII, S. 253 und Brief an Winthrop Bell am 11.VIII.20, BW III, S. 12, a.a.O. Winthrop P. Bell war Husserl ein “lieber englischer Schüler und Freund” (BW I, S. 115, a.a.O.).
HUA XXVII, S. 6.
A.a.O. S. 21.
A.a.O. S. 7.
A.a.O. S. B.
A.a.O. S. 20f.
A.a.O. S. 9, vgl. auch S. 40: “Die volle Ethik umspannt die Logik (logische Kunstlehre) in allen üblichen Begrenzungen, ebenso die Axiologie (Wertelehre, speziell die ästhetische) wie auch jede wie immer zu begrenzende Praktik.”
A.a.O. S. 20.
A.a.O. S. 22.
Der Begriff des “Selbst” ist maßgeblich vertreten bei Rudolf Eucken, der zur Jahrhundertwende auch Husserl beeinflußte.
A.a.O. S. 42.
A.a.O. S. 43.
A.a.O. S. 32.
A.a.O. S. 24.
A.a.O S. 26.
A.a.O. S. 25.
Ebd.
Ebd.
A.a.O. S. 29.
A.a.O. S. 33.
Ebd.
Ebd.
A.a.O. S. 34.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
A.a.O. S. 35.
A.a.O. S. 41.
A.a.O. S. 31.
A.a.O. S. 32.
A.a.O. S. 37.
Ebd.
A.a.O. S. 36.
Ebd.
A.a.O. S. 37.
A.a.O. S. 43.
Der ethisch selbstverantwortliche Mensch steht im Mittelpunkt der Husserlschen Analysen. Die Bedeutung der Subjektivität erkannte er bereits in den Vorlesungen zur “Ethik und Wertlehre”. In den Kaizo-Aufsätzen wird dies noch offensichtlicher: “Wir nennen jedes (auch das nicht völlig konsequente) Leben der Selbstregierung, gemäß der kategorischen Forderung der ethischen Zweckidee, allgemein und im weitesten Sinne ein ethisches Leben; sein Subjekt, als sich selbst zur ethischen Selbstzucht bestimmendes, eine — wieder in einem weitesten Sinne — ethische Persönlichkeit.” (a.a.O. S. 39). Diese “Selbstzucht” ist in dem Sinne zu verstehen, daß “die zum Wesen des Menschen gehörige Fähigkeit des Selbstbewußtseins in dem prägnanten Sinn der personalen Selbstbetrachtung (inspectio sui) und der darin gründenden Fähigkeit zu reflexiv auf sich selbst und sein Leben zurückbezogenen Stellungnahmen bzw. personalen Akten: der Selbsterkenntnis, der Selbstwertung und praktischen Selbstbestimmung (Selbstwollung und Selbstgestaltung)” in Erscheinung tritt (a.a.O. S. 23).
Vgl. auch HUA VII, S. 197ff.
“Konstitution der geistigen Welt”, a.a.O. S. 83.
Heidegger setzt sich im “Brief über den Humanismus” kritisch mit der Auffassung des Menschen als “animal rationale” auseinander, vgl. S. 13ff. (Frankfurt a.M. 19818).
Zum Begriff der “Gemeinschaft” vgl. auch den Kaizo-Artikel, HUA XXVII, a.a.O. S. 21, wo es heißt: “Es gibt notwendig auch eine Ethik der Gemeinschaften als Gemeinschaften. Und im besonderen auch jener universalen Gemeinschaften, die wir `Menschheiten’ — eine Nation oder eine mehrere Nationen umfassende Gesamtmenschheit — nennen.”
Diese vorwiegend positive Sicht der Subjektivität bei Husserl ist nicht in jeder Hinsicht zu unterstützen. Demgegenüber geht Karl Jaspers zielgerichteter auch auf das “Böse” ein.
Vgl. Logische Untersuchung II/1, a.a.O., III. Logische Untersuchung: “Zur Lehre von den Ganzen und Teilen”.
Vgl. Jean-Paul Sartre, Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie. Reinbek bei Hamburg 1993 (rororo 13316).
Ich möchte hier insbesondere die phänomenologischen Bestrebungen in der Psychologie hervorheben, die sich im Anschluß an C. F. Graumann konstituiert haben. Es sei verwiesen auf die Arbeit von Max Herzog über Phänomenologische Psychologie. Grundlagen und Entwicklungen. Heidelberg 1992, sowie auf den Sammelband Sinn und Erfahrung(hrsg. von Herzog, M. und Graumann, C.F.), Heidelberg 1991, der sich mit den phänomenologischen Methoden in den Humanwissenschaften befaßt.
H.-G. Gadamer, “Die phänomenologische Bewegung” a.a.O. S. 128.
Eugen Fink, “Die phänomenologische Philosophie Edmund Husserls in der gegenwärtigen Kritik (1933)”, in:Studien zur Phänomenologie 1930–1939, Den Haag 1966. Phaenomenologica 21, S. 143.
Ebd.
Ebd., vgl. die Kritik Tugendhats, Der Wahrheitsbegriff bei Husserl und Heidegger, Berlin 1967, S. 175, Anm.5.
Die erwähnten Abhandlungen zur Intersubjektivitätsproblematik stellten den Begriff der phänomenologischen Handlung nicht in den Mittelpunkt der Analyse.
HUA XIV, “Gemeingeist I”, “Gemeingeist II”. Vgl. insbesondere den raschen übergang von §2 “Soziale Akte und Verhältnisse. (Die Ich-Du-Beziehung)” (S. 166f.) und §3 “Die praktische Willensgemeinschaft” (S. 169f.)
HUA XIV, “Gemeingeist I”, S. 174, §6: “Die ethische Liebe”.
Vgl. ebd.
A.a.O. S. 181, §9 “Sozialität und Ethik. Die Funktion in der Gemeinschaft und die Pflicht. Gemeinschaft und Gesellschaft.”
Vgl. a.a.O. Beilage XXV “Vergemeinschaftete Menschheit als überpersonale Ganzheit (1921/1922)”, S. 205–207.
H.-G. Gadamer, “Zur Aktualität der Husserlschen Phänomenologie (1974)”, GW 3/I, S. 165.
A.a.O. S. 167.
A.a.O. S. 170.
Ebd.
A.a.O. S. 171.
H.-G. Gadamer “Die Wissenschaft von der Lebenswelt”, a.a.O. S. 158.
A.a.O. S. 159 und S. 171.
Vgl. Strasser, Welt im Widerspruch. Gedanken zu einer Phänomenologie als ethischen Fundamental philosophie. Den Haag 1991 (Phaenomenologica 124).
Vgl. Schuhmann, Husserls Staatsphilosophie. Freiburg/München, 1988 und K. Held “Husserl und die Griechen”, in: Profile der Phänomenologie. Phän. Forschungen. Band 22, hrsg. von E. W. Orth. Freiburg 1989), S. 155: “Eine angemessene Phänomenologie der politischen Welt und ihrer Konstitutionsgrundlage, der verrechenschaftlichten doxa, ist nicht nur deswegen seit langem ein Desiderat, weil die Phänomenologie — das sagt schon ihr Name — zur Treue gegenüber allen Phänomenen, auch dem des Politischen, verpflichtet ist; schwerer wiegt, daß dieses Phänomen für die Phänomenologie mehr ist als irgendein Phänomen neben anderen. Es hat für sie zentrale systematische Bedeutung.” Held betont das Gewicht des Politischen in der Husserlschen Phänomenologie, das Husserl selbst, wie auch den Bereich der Ethik, nicht explizit ausarbeitete. Die phänomenologische Ethik ist jedoch als das unabdingbare Fundament dieses politischen Feldes zu betrachten.
Vgl. Schuhmann (1988), S. 18: “Das Wort ‘Politik’ kommt einer einschlägigen Zählung zufolge in den ersten zwanzig Husserliana-Bänden noch nicht zehnmal vor.”
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Spahn, C. (1998). Der Ethische Impuls der Husserlschen Phänomenologie. In: Tymieniecka, AT. (eds) Creative Virtualities in Human Self-Interpretation-in-Culture. Analecta Husserliana, vol 55. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-4890-0_3
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