Abstract
In der Vorlesung Prolegomena zur Geschichte des Zeitbegriffs vom SS 1925 behauptet Heidegger, daß der Satz des Descartes: “Verumtamen non potest substantia primum animadverti ex hoc solo, quod sit res existens, quia hoc solum per se nos non afficit” (Princ. Phil. Pars I. LII) dasselbe besage, wie der Kantische Satz: “Sein ist kein reales Prädikat”, und daß dieser Satz Kants sagen wolle, das Sein sei keine Gegebenheit, die auf dem Weg irgendeiner Rezeptivität und Affektion erfaßbar werde.1 In Sein und Zeit (1927) wiederholt Heidegger dieselbe Behauptung: “Das’ sein’ selbst ‘affiziert’ uns nicht, deshalb kann es nicht vernommen werden.’ sein ist kein reales Prädikat’ nach dem Ausspruch Kants, der nur den Satz Descartes’ wiedergibt”.2 Im selbern Jahr wird dann in der Vorlesung Die Grundprobleme der Phänomenologie (1927) gesagt, diese These Kants lasse sich in ihrem negativen Gehalt nicht antasten, sie sage im Grunde: “Sein ist nichts Seiendes”, dagegen sei die Auffassung des Seins als Position fragwürdig.3
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Anmerkungen
M. Heidegger, Prolegomena zur Geschichte des Zeitbegriffs. Frankfurt a.M. 1979. GA 20. 236; zur “Gegebenheit”, vgl. M. Heidegger, Grundprobleme der Phänomenologie (1919/20). Frankfurt a.M. 1993. GA 58. 127, 131-133.
M. Heidegger, Sein und Zeit. 10. Aufl. Tübingen 1963. 94.
M. Heidegger, Die Grundprobleme der Phänomenologie. Frankfurt a.M. 1975. GA 24. 77.
Im Folgenden beziehen sich die Seitenzahlen auf I. Kant, Gesammelte Schriften. Akademieausgabe Bd. II.
Vgl. F. Suarez, Disputationes Metaphysicae. Paris 1866 (Nachdr.: Hildesheim 1965). disp. XXXI, sect. 6, 18: existentia rei absolute non est respectus, sed absolutum quid.
G. W. Leibniz, Die philosophischen Schriften. Hrsg. von C. I. Gerhardt. Berlin 1875-1890 (Nachdr.: Hildesheim 1978). Bd. VII. 293.
Bei Suarez fügt die existentia, die nichts anderes als essentia in actu ist, der essentia nichts hinzu. Vgl. F. Suarez, Disput. Metaph. disp. XXXI, sect. 3, 5: Unde, si sit sermo de essentia in actu, nullo modo dici potest, juxta hanc sententiam, quod essentia existens addat existentiam supra essentiam in actu, quia essentia, quae est ens actu, formaliter et intrinsece includit existentiam; 2) Leibniz denkt, daß existentia mehr als essentia enthalte. Woher dieses Mehr entstammt, sei nach ihm das Quantum der essentia. Daher sind auch bei Leibniz essentia und existentia grundsätzlich nicht unterscheidbar (vgl. Opuscules et Fragments inédits de Leibniz. Hrsg. von L. Couturat. Paris 1903 (Nachdr.: Hildersheim, New York 1988). 375f.; Die Leibniz-Handschriften der kgl. öffentlichen Bibliothek zu Hannover. Beschrieben von Dr. E. Bodemann. Hannover, Leipzig 1889 (Nachdr.: Hildesheim 1966). 119f.; 3) Kant denkt hinsichtlich der Möglichkeit (essentia) des Dinges genau so wie Suarez. Hinsichtlich der Wirklichkeit (existentia) des Dinges aber denkt er wie Leibniz, daß es mehr enthalte. Er geht jedoch hinsichtlich der Herkunft dieses “Mehr” über Leibniz hinaus. Nur wird dieses Mehr, d.h. das Ding selbst, hier in dem vorkritischen Aufsatz über den Beweisgrund vom Dasein Gottes gerade noch nicht auf die Wahrnehmung des erkennenden Subjekts bezogen wie in der Kritik der reinen Vernunfl.
Im Folgenden beziehen sich die Seitenzahlen auf GA 24.
Vgl. I. Kant, Kritik der reinen Vernunft. B 308; A 571f., B 599; Kant, Kritik der Urteilskraft. B 453; Akademieausgabe XVII. n. 3991, n. 3999; Akademieausgabe XVIII. n. 5178, n. 5180, n. 5228, n. 5559, n. 5565, n. 5772.
Akademieausgabe XVII. n. 4371.
GA 20. 101.
GA 20. 236; GA 24. 77.
Zur äußeren Affektion, vgl. G. Krüger, “Über Kants Lehre von der Zeit.” In: Anteile. Martin Heidegger zum 60. Geburtstag. Frankfurt a.M. 1950. 178–211; für Heidegger ist die “Sinnlichkeit” nichts anderes als “erschließendes sich Gebenlassen, Begegnenlassen einer Welt” (M. Heidegger, Die Grundbegriffe der antiken Philosophic GA 22. Frankfurt a.M. 1993. 186).
M. Heidegger, Metaphysische Anfangsgründe der Logik im Ausgang von Leibniz. Frankfurt a.M. 1978. GA 26. 194.
Vgl. T. Shikaya, Hermeneutik der Individualität. Von Leibniz bis zur Gegenwart. Kyoto 1994 (jap.). 236–246.
Im Folgenden beziehen sich die Seitenzahlen auf M. Heidegger, Wegmarken. Frankfurt a.M. 1967 (= Wm).
Kr. d.U. B 340; Akademieausgabe XVIII. 350. n. 5772.
Adademieausgabe XVIII. 497. n. 4288.
Ibid., 333. n. 5716.
M. Heidegger, Die Frage nach dem Ding. Tübingen 1962. 186.
Vgl. M. Heidegger, Phänomenologische Interpretation von Kants Kritik der reinen Vernunft. Frankfurt a.M. 1977. GA 25. 66.
Im Folgenden beziehen sich die Seitenzahlen auf: M. Heidegger, Holzwege. 4. Aufl. Frankfurt a.M. 1963 (= Hw).
M. Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerkes. Einführung von H.-G. Gadamer. Stuttgart 1967 (Reclam). 99.
M. Heidegger, Beiträge zur Philosophie. Frankfurt a.M. 1989. GA 65. 504.
Sein und Zeit §69; GA 24. 155; Holzwege. 16-18; GA 58. 120ff., 223.
GA 65. 508.
Vgl. M. Heidegger, “Aletheia (Heraklit, Fragment 16)”. In: ders.:Vorträge und Aufsätze. Pfullingen 1954. 270f.
GA 65. 190f
Kr.d.U. B 28, B 37, B 192; vgl. hierzu J.-F. Lyotard.Die Analytik des Erhabenen. Übers. von Ch. Pries. München 1994. 34, 38f., 226, 256.
GA 65. 482.
M. Heidegger, Hölderlins Hymne “Andenken”. GA 52. Frankfurt a.M. 1982 64, 67, 93, 103f.
GA 65. 429.
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Shikaya, T. (2000). Sein Als “Position” Und Ereignis. In: Tymieniecka, AT. (eds) The Origins of Life. Analecta Husserliana, vol 67. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-4058-4_21
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