Zusammenfassung
Illustrieren wir unsere Einsichten hinsichtlich des Verhältnisses Heimwelt-Fremdwelt mit einem konkreten historischen Beispiel. Denken wir an jenes Zeitalter und an jene Kultur, der wir Husserl zufolge den Durchbruch des „europäischen Geistes“ zu verdanken haben.3) Denken wir an das Griechenland des 5. Jahrhunderts v. Chr. — Gewiß, die Fremden draußen, die nur Unbegreifliches zu stammeln wußten, wurden von vielen Griechen in geringschätziger Weise „Barbaren“ genannt. Sie standen außerhalb der Verständigungsgemeinschaft der Hellenen. Ja noch mehr: Selbst ein Aristoteles war davon überzeugt, daß die Barbaren keine eigentlichen Menschen, daß sie von Natur aus zur Sklaverei geboren waren. Aber bei einem seefahrenden und Handel treibenden Volk wie den Griechen stieß dieser Ethnozentrismus auf Widerstand. Diejenigen, die die heimischen Vorurteile zuerst kritisierten, sind unter dem Namen „Sophisten“ bekannt. Die Sophisten verkündeten die kühne These, daß auch die Barbaren Menschen seien. Ihre befremdende Andersartigkeit war erklärbar, wenn man sich von populären Vorurteilen befreite. Es galt einzusehen, daß die heimischen Sitten, das heimische Recht nicht φθσει, nicht naturhaft entstanden sind, sondern νóμω, und έθεσι sie sind aus dem menschlichen Vorstellungsvermögen erwachsene Artefakte.
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Strasser, S. (1991). Fremde draußen, Fremde drinnen. In: Welt im Widerspruch. Phaenomenologica, vol 124. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-011-2484-3_26
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