Zusammenfassung
Caudill bediente sich des kühlen Begriffs der „Identifikation“, um seine Unfähigkeit zu erläutern, das Leben der Verrückten, an welchem er teilnahm, mit den geläufigen technischen Termini der Sozialanthropologie zu beschreiben. Als ein participant observer mit bestimmtem Auftrag war er in das Hospital gegangen, um nach Monaten als Parteigänger der Verrücktheit, unfähig zu deren Objektivierung, aus ihm zurückzukommen. Diese wissenschaftliche Sprachlosigkeit entzieht sich, scheint es, dem geläufigen psychopathologischen oder psychodynamischen Erklären von allem und jedem. Sie ist weder positive Gegenübertragung noch induzierte Reaktion sondern Ausdruck einer möglichen Solidarität mit der Verrücktheit, d.h. eines Wandels des Beobachters, den man mit Theunissen als eine „Veränderung“ auslegen kann, wie sie in der dialogischen Wechsel-Konstitution unausweichlich ist. Wenn aber der konkrete vorwissenschaftliche Umgang so entschieden unser Teil an der Verrücktheit zeigt, so könnte dies bedeuten, daß sie ein für das Menschliche konstitutiver Zug ist.
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© 1970 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Kisker, K.P. (1970). Koexistenz von Vernunft und Verrücktheit. In: Dialogik der Verrücktheit ein Versuch an den Grenzen der Anthropologie. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-3248-3_5
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