Zusammenfassung
Dafür war Sokrates vom geschichtlichen Schicksal bestimmt, ein rätselhafter Mann und ein Unikum in der Geschichte nicht nur des griechischen, sondern auch des europäischen Geistes. Rätselhaft war er schon durch den Gegensatz zwischen seinem Äusseren und seinem Inneren, zwischen seinem Schein und seinem Wesen. Äusserlich war Sokrates der hässlichste Grieche, den wir kennen. Schon dadurch wirkte er als ein Protest gegen seine Umwelt. Innerlich aber war Sokrates von einer wunderbaren und seltsamen Schönheit — ἀμήχανον ϰάλλος, — welche auch als Protest gegen die sinnliche Schönheit wirkte, natürlich nur für die Menschen, welche im Stande waren, in sein Inneres hineinzublicken. Und es ist sicher kein Zufall, dass es die unruhige Jugend war, welche im Stande war, die innere Schönheit des Sokrates zu entdecken. Sokrates ist der erste Athener, der philosophiert. In seiner paradoxen Person vereinigten sich der Athener Bürger und der geistige Mensch, und so wurde er das Symbol des attischen Geistes. Das besondere Merkmal dieses Geistes ist, dass Theorie und Praxis in ihm freundschaftlich vereinigt sind, und dass aus dieser Freundschaft von Theorie und Praxis die Werke des klassischen Gleichgewichts und der klassischen Eudämonie entstanden.
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© 1972 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Theodorakopoulos, J. (1972). Sokrates. In: Die Hauptprobleme der Platonischen Philosophie. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-2384-9_3
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