Zusammenfassung
Das Leitthema dieses internationalen Kolloquiums lautet ‚Erklären und Verstehen psychopathologischer Kunst‘, und ich habe nun zu Beginn des zweiten Tages über das Thema ‚Verstehen psychopathologischer Kunst‘ zu Ihnen zu sprechen. Den Begriff der ‚psychopathologischen Kunst‘ (R. Volmat) habe ich dabei mit Anführungsstrichen versehen, weil dieser Begriff eine contradictio in adjecto ist. Die Kunst als solche kann nämlich nicht krank, auch nicht schizophren sein (H. Müller-Suur), sondern nur ein verschieden hohes Formniveau aufweisen und im unteren Grenzbereich einerseits ins Kunsthandwerk und in künstlerische Versuche von Laien und andererseits in Kitsch und pseudokünstlerische Machwerke ausmünden. Die Kunst steht jenseits des Gegensatzes von gesund und krank (K. Jaspers), aber selbstverständlich kann im einzelnen Kunstwerk Krankhaftes, auch Schizophrenes zur Darstellung kommen, und u.U. läßt das einzelne Kunstwerk Rückschlüsse auf die psychische Verfassung seines Schöpfers zu. So kann im Einzelfall durchaus eine psychopathologische Betrachtungsweise angebracht sein.
Vortrag, gehalten auf dem VII.Internationalen Kolloquium der Société Internationale de Psychopathologie de l’Expression am 22.9.1971 in Erlangen.
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Winkler, W.T. (1974). Verstehen ‚Psychopathologischer Kunst‘. In: Broekman, J.M., Hofer, G. (eds) Die Wirklichkeit Des Unverständlichen. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-010-2041-1_13
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