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Bedingungen des historischen Wissens

  • Chapter
Gegenstand Geschichte

Part of the book series: Phaenomenologica ((PHAE,volume 111))

  • 63 Accesses

Zusammenfassung

Auf die im vorhergehenden Kapitel rein deskriptiv herausgestellten Ergebnisse hat nun, der Stufenfolge phänomenologischer Forschung gemäß (vgl. Hua 1, 68), eine Kritik der transzendentalen Erfahrung zu folgen. So fragen wir hier nach den Möglichkeitsbedingungen für die Konstitution des historischen Gegenstandes und wollen dazu zunächst die ihm korrelierende erkenntnismäßige „Einstellung“als die „personalistische Einstellung“beschreiben, die auch als Grunddisposition der theoretischen Geisteswissenschaften bestimmbar ist (§ 22). Sie läßt sich phänomenologisch auf die Erfahrungsform der „einfühlenden Vergegenwärtigung“als ihre notwendige Bedingung reduzieren (§ 23). Für den Aufbau der geistigen Welt ist die einfühlende Appräsentation sowohl in unmittelbarer wie mittelbarer Weise von ausschlaggebender Bedeutung (§ 24). Ist sie aber auch das entscheidende Konstituens für das historische Wissen, oder gibt es Gründe dafür anzunehmen, daß bei der Erkenntnis geschichtlich-faktischen Seins ihre Voraussetzungen nicht erfüllbar sind? Kurz: kann es eine historische Einfühlung geben? (§ 25) Die abschlägige Antwort auf diese Frage führt uns schließlich dazu, das Problem der historischen Vergegenwärtigung anders zu formulieren. Es wird sich dabei zeigen, daß der entscheidende transzendentale Modus der historischen Vergegenwärtigung weder „Einfühlung“noch „Erinnerung“heißen kann — sondern daß er eine bestimmte Form von „Phantasie“vorstellt (§ 26).

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Literatur

  1. „Thematisieren“, so heißt es in der „Krisis“, „ist also in gewisser Weise zugleich,Abstrahieren’, was zunächst ‹nicht› und somit nicht notwendig verstanden werden muß als ein tätiges Von-etwas-absehen sondern, wie gewöhnlich, nur ‹als› ein ausschließliches Auf-etwas-hinsehen und infolge dessen auf nichts anderes achten. “(Hua VI, 308 f.) Jedes ausdrückliche Thematisieren arbeitet also in gewisser Weise abstraktiv und reduktiv. Schon das intentionale Bewußtsein hat je seinen bestimmten Horizont, in den Eines aktuell hineingerät, während Anderes herausfällt. Insbesondere die theoretischen Wissenschaften machen sich dieses Reduktionsprinzip, bewußt oder unbewußt, methodisch zunutze. Ganz ausdrücklich tut dies dann die Phänomenologie. — Vgl. dazu Ernst Wolfgang Orth, Phenomenological Reduction and the Sciences, in: K.K. Cho (Hrsg.), Philosophy and Science in Phenomenological Perspective (Phaenomenologica 95), Dordrecht 1984, 153–170.

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  2. Offenbar zählt Husserl hier die Geographie zu den Geisteswissenschaften! Vermutlich tut er es im Rahmen des zitierten Beispiels deshalb, weil sie nicht nur auf Natur als objektive Natur an sich (wie die exakten Naturwissenschaften) geht, sondern auch und vor allem auf Natur als Bedingung menschlichen Daseins. Husserl kennt allerdings auch eine,„objektive‘Geographie als Naturwissenschaft“. Sie ist jedoch, wie es in einem Manuskript aus 1929 heißt (A V 7, S. 39), nur „Hilfsmittel der Rekonstruktion der subjektiven Geographie der Umwelt, zur Ermöglichung des Nachverstehens, was damals irdische Umwelt für die betreffende Menschheit war und für die Scheidung des Kernes bloßer Natur (aber als umweltlich erscheinender) und der personalen Sinnhaftigkeiten. “— Nicht von ungefähr sucht die strukturgeschichtliche Forschung — vor allem der Schule der,,Annales“— die Erkenntnisse auch der physischen Geographie für die geschichtswis-senschaftliche Arbeit zu verwerten. Vgl. beispielhaft das Buch von Fernand Braudel, La Méditerranée et le monde méditerranéen à l’epoque de Philippe II, Paris 1949; 2., erweiterte Auflage 1966. Vgl. auch: F. Braudel, Histoire et sciences sociales. La longue durée, in: Annales 13 (1958), 725–753; dt.: Geschichte und Sozialwissenschaften. Die longue durée, in: Claudia Honegger (Hrsg.), Schrift und Materie der Geschichte. Vorschläge zur systematischen Aneignung historischer Prozesse, Frankfurt/M. 1977, 47–85. Siehe auch Georg G. Iggers, Neue Geschichtswissenschaft. Vom Historismus zur Historischen Sozialwissenschaft, München 1978, bes. 55–96 sowie seinen Aufsatz: Die,,Annales“und ihre Kritiker. Probleme moderner französischer Sozialgeschichte, in: Histor. Zeitschrift 219 (1974), 578–608.

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  3. In dieser Einsicht findet auch Husserls These vom ursprünglich lebensweltlichen Fundament der Wissenschaften eine Begründung. Wir wollen auf diese Zusammenhänge hier jedoch nicht näher eingehen. Vgl. dazu Elisabeth Ströker (Hrsg.), Lebenswelt und Wissenschaft in der Philosophie Edmund Husserls, Frankfurt/M. 1979, insbes. die Beiträge von Gerd Funke, Paul Janssen, Iso Kern und E. Ströker.

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© 1988 Kluwer Academic Publishers, Dordrecht

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Lembeck, KH. (1988). Bedingungen des historischen Wissens. In: Gegenstand Geschichte. Phaenomenologica, vol 111. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-009-2760-5_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-009-2760-5_6

  • Publisher Name: Springer, Dordrecht

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