Zusammenfassung
Die Methode gewinnt ihre Herrschaft über ein Gebiet allem voran durch die Skizzierung eines Grundrisses, d.h. dadurch daß sie einen Erklärungsentwurf für das zukünftige Wissensgebiet installiert und damit zugleich auch alternative Ordnungsmöglichkeiten ausgrenzt.3 Im Fall der modernen Naturwissenschaft ist dieser Grundriß nun die Ansetzung einer “Natur” als solcher — eine “Komplexitätsreduktion”, die durch die Auflösung vielgestaltiger, veränderlicher Erfahrungssachverhalte konstante und einfache Elemente schafft, welche dann unter konstant gültige Prinzipien gebracht werden können, — kurz: der Entwurf einer Natur im “mathematischen” Sinne.4
“Die Methode gibt im voraus Herrschaft und damit frei verfügbaren Besitz”
J. Derrida, Die Stimme und das Phänomen, S. 64
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Literatur
Hua VIII, S. 342.
Ibid.,S. 337.
Dies entsprechend der Heideggerschen Interpretation der vierten cartesischen regula ad directionem ingenii: “Necessaria est Methodus ad rerum veritatem investigendam”, derzufolge “die Art, wie wir überhaupt hinter den Dingen her sind (methodos), im vorhinein über das entscheidet, was wir an den Dingen an Wahrheit aufspüren.” (M. Heidegger, Die Frage nach dem Ding, S. 79).
M. Heidegger, Beiträge zur Philosophie, S. 165.
Wir beziehen uns im folgenden auf die einschlägigen Textstellen: LU II, 1, S. 65; Hua III, §52, §74; Erfahrung und Urteil, § 10, Hua XVII, §96 c) und Schlußwort; Hua VI, Abhdlg. A, S. 279–293, §9 a), §36, Beilage II, S. 357–364.
Hua VI, S. 359; zum Begriff des “leeren Gedankens” cfr. O. Becker, Die Philosophie Edmund Husserls, S. 130ff.
Hua VI, S. 22.
Hua XVII, S. 250.
Erfahrung und Urteil, S. 43.
Hua VI, S. 130, S. 142, S. 288, S. 361; Hua III, S. 169 und S. 171.
Hua XVII, S. 297 und Erfahrung und Urteil, S. 42.
Ibid., S. 42; Hua VI, S. 132.
Zum Unterschied imaginatio — intellectio cfr. LU II, 1, S. 64f. und II, 2, S. 156f.; ferner: Hua III, S. 127.
Cfr. Hua VI, S. 23 und S. 43; analog: Hua VIII, S. 207.
Cfr. Hua VI, S. 24.
Ibid., S. 23.
Ibid., S. 288.
Cfr. LU/II, 1,S. 65.
Philosophie der Arithmetik, S. 214.
Hua VI, S. 48.
Ibid.
Ibid., S. 46, zur Erläuterung cfr. LU, II, 1, S. 69.
Hua VI, S. 46.
Für Blumenberg ist dies noch eine späte Konsequenz der sokratisch-platonischen “Ausschließung der Technik aus der geistigen Legitimität der europäischen Tradition” durch die Abgrenzung gegen Rhetorik und Dialektik der Sophistik. Den in der Unendlichkeit der Theorie als “Forschung” gewinnen die ausgeschlossenen formalen Potenzen auf platonischen Boden wieder Raum. (Cfr. H. Blumenberg, Lebenswelt und Technisierung unter Aspekten der Phänomenologie, S. 27).
Ms. C II 2, S. 7, zitiert nach A. Diemer, Edmund Husserl, S. 22.
Hua VIII, S. 320.
Ibid., S. 204.
Hua VI, S. 445.
Ibid., auch Hua VIII, S. 211.
Hua VIII, S. 327. Radikal, unvermittelt und unversöhnlich, so liest es sich im weiteren Text: “Wege von aller Vergangenheit abscheiden”, “nicht paktieren”, “Feindschaft herausfordern”, “Eigenrecht feststellen und jedes andere Recht brechen”.
Zumindest der “Idee nach”. Cfr. Hua VIII, S. 322: “Subjektives Erfahren und Denken trägt bereits in sich selbst die Idee der Wissenschaft.”
Diese Konstellation behandelte ein von Manfred Sommer 1987 in Bochum gehaltener Vortrag über “Husserls Anfangsschwierigkeiten”, dem die oben angestellten Überlegungen einige Anregung verdanken. Manches davon findet sich wieder in seinem Buch Evidenz im Augenblick, S. 390ff.
Cfr. Hua VI, S. 383f.
Wir betrachten Epoché und Reduktion als zusammengehörig, um das zu bezeichnen, worauf es uns hier ankommt. Epoché als das universale Innehalten gegenüber jeglicher auf die Welt bezüglichen Seinsstellungnahmen und die Reduktion als die Konsequenz aus dieser Haltung, nunmehr jeglichen Sachverhalt in seinem “Erscheinen als” zu betrachten, ihn “in Anführungszeichen zu setzen, so wie man es mit fremden Äußerungen macht, um sie sprechen zu lassen und ihnen Gehör zu schenken.” (M. Merleau-Ponty, Das Sichtbare und das Unsichtbare, S. 144). Entsprechend faßt auch Fink in Hua-Dok. II, 1 S. 44 zusammen: “Epoché und eigentliches Reduzieren sind die zwei inneren und sich gegenseitig fordernden und bedingenden Grundmomente der phänomenologischen Reduktion.” Ausführlich und instruktiv zu Epoché und Reduktion: K. Held, Einleitung zu Edmund Husserl, Die phänomenologische Methode, Ausgewählte Texte I, S. 29–41.
Cfr. Nikomachische Ethik, Buch VI, 5, 1140 ff. und 10, 1142ff.
Hua XVII, S. 285.
Umgekehrt geht auch von der schon etablierten Praxis des Phänomenologen Pädagogisches für seine Alltagspraxis aus: “Das Erzieherische der phänomenologischen Reduktion liegt (...) darin, daß sie uns überhaupt für die Erfassung von Einstellungsänderungen empfänglich macht.” (Hua IV, S. 179).
Zum quasi-berufsmäßigen Charakter der Epoché: cfr. Hua VI, S. 139f, S. 153f., S. 328, auch S. 462. Natürlich klingt bei “Beruf” auch “Berufung” an, ebenso wie andererseits “Arbeit”. Verbindungen zu Konversionserlebnissen Husserls und zu seinem protestantischen Arbeitsethos stellt M. Sommer her: Evidenz im Augenblick, S. 384ff.
Zur Verwendung des Begriffs “Einstellung” außerhalb der Phänomenologie Husserls in der zeitgenössischen Psychologie cfr. M. Fischer, Differente Wissensfelder — Einheitlicher Vernunftraum, Kap. I.
Zur Reduktion als “Willensregel” cfr. Hua VIII, S. 144, S. 154, S. 302f., S. 309.
Cfr. ibid., S. 8f, auch Hua-Dok. II, 1, S. 77.
Hua VII, S. 39; ähnlich: Hua VIII, S. 251.
Hua-Dok. II, 1, S. 39. Hier und an weiteren Stellen wird der Finksche Entwurf der Sechsten Cartesianischen Meditation, Teil I, Die Idee einer transzendentalen Methodenlehre herangezogen und dabei als einer Husserlschen Schrift quasi ebenbürtig betrachtet. Wie die zahlreichen und ausführlichen Anmerkungen Husserls zeigen, hat er sich mehrfach intensiv mit dieser Fortsetzung seiner Cartesianischen Meditationen beschäftigt. Genaueres ist dem Vorwort von S. Ijsseling zu entnehmen. Die Stellen, wo Husserl sich mit Kritik von Finks Vorlage absetzt, sind klar erkennbar; mit Rb. und V. sind Randbemerkungen und Veränderungen von Husserl bezeichnet (cfr. Hua-Dok. II, 1, S. XIII). Von der hohen Wertschätzung für seinen Mitarbeiter Fink zeugt Husserls Brief an Albrecht vom 22.XII. 1931 (K. Schuhmann, Husserl-Chronik, S. 397f.) und nicht zuletzt das bekannte Vorwort zu Finks Kant-Studien-Aufsatz von 1933, der in engem Zusammenhang mit der Sechsten Cartesianischen Meditation steht. Einen Überblick über den Finkschen Entwurf gibt einer der Herausgeber, G. v. Kerckhoven: Die “Idee” einer transzendentalen Methodenlehre in phänomenologischer Absicht.
Hua-Dok. II, 1,S. 39.
Zum Parallelismus: Hua I, S. 70ff., S. 159f.; Hua V, S. 146f, der Encyclopaedia Britannica-Artikel in Hua IX, S. 277–301, auch ibid., S. 343.
J. Derrida, Die Stimme und das Phänomen, S. 62 und S. 63.
Cfr. dazu Hua VI, §§56–72.
Cfr. Hua VIII, S. 155; ähnlich: Hua VI, S. 510, Anm. 1.
Hua VIII, S. 155.
Auf den quasi-religiösen Charakter der Epoché (Hua VI, S. 140) ist vielfach hingewiesen worden. Neuerlich: F. Fellmann, Phänomenologie und Expressionismus, S. 66–75 und M. Sommer, Evidenz im Augenblick, S. 384ff. Eine Selbstanzeige Husserls findet sich in seinem Brief an Metzger vom 4.IX. 1919. Husserl konvertierte bekanntlich 1886 zum Christentum; über seine jüdische Herkunft ist vergleichsweise wenig bekannt. Einiges zum geschichtlichen Hintergrund findet sich bei P. Demetz, Kafka, Freud, Husserl: Probleme einer Generation.
Hua XXVII, S. 43; dort im Gegensatz zum Typoskript: “neuen und echten Menschen”.
Ibid., S. 38.
Dieser Eindruck drängt sich unweigerlich auf, wenn man die Kaizo-Artikel zur “individual-ethisehen Erneuerung” mit dem Wiener Vortrag vergleicht.
Die Reduktion als Befreiung: Hua III, S. 5, S. 65; Hua VI, S. 154 und “erlösend”: cfr. Hua IV,S. 179.
Hua I, S. 183. “Verlieren um zu gewinnen” ist ein neutestamentlicher Topos. So z.B. Matthäus 10,39: “Wer seine Seele verliert um meinetwillen, der wird sie gewinnen.” Dazu auch F. Fellmann, Phänomenologie und Expressionismus, S. 70 und S. 74.
Cfr. Hua VIII, S. 319. Zum zweiten Gesichtspunkt: Hua-Dok. II, 1, S. 51 und S. 126.
Cfr. Hua-Dok. II, 1, S. 37f.; auch S. 38, Anm. 90.
Hua-Dok. II, 1, S. 39 und S. 42, auch Hua VII, S. 19.
Hua-Dok. II, 1, S. 35. Dem widerspricht auch nicht die Rede von der “notwendigen Motivation” (Hua V, S. 147), da diese Stelle im Nachwort zu meinen Ideen, die auch bei R. Bernet, I. Kern, E. Marbach, Edmund Husserl, S. 62 zitiert wird, von dem in Hua-Dok. II, 1, S. 37f. und S. 42 beschriebenen “transzendentalen Vorwissen” ausgeht.
Hua VI, S. 251.
Ibid.; Hua IV, S. 180; LU II, 1, S. 9: “widernatürliche Anschauungs- und Denkrichtung”.
M. Merleau-Ponty, Der Philosoph und sein Schatten, S. 65. Entsprechend ist die Reduktion ein “Sprechenlassen”, nämlich ein Zurücktreten, “um die Welt und das Sein zu sehen, oder um sie in Anführungszeichen zu setzen, so wie man es mit fremden Äußerungen macht, um sie sprechen zu lassen und ihnen Gehör zu schenken.” (Ders., Das Sichtbare und das Unsichtbare, S. 144) Dieser Gedanke findet sich zur gleichen Zeit auch bei de Waelhens, Commentaire sur l’idée de la Phénoménologie, wenn er von “cette mise au discours indirect” spricht, welcher “ne change rien au contenu du discours naturel, modifie pourtant radi-calement ma propre position á I’égard de ce discours.”
Hua VIII, S. 204 und S. 343.
Diese Lesart der Reduktion hat J. Derrida am ausführlichsten in Die Schrift und die Differenz, S. 53–102.
Cfr. P.A. Rovatti, Das Rätsel der Epoché.
Hua X, S. 75.
Hua-Dok. II, 1,S. 106f.
Cfr. Hua XXIV, S. 242; cfr. auch Hua VIII, S. 478f.
Ibid.
J. Derrida, Randgänge der Philosophie, S. 130.
Cfr. Hua III, S. 117 und S. 132ff. Darauf hat Fink in der VI. Cartesianischen Meditation, wie die Anmerkungen und das kurze Vorwort (Hua-Dok. II, 1, S. 183) zeigen, in einer Husserl irritierenden Weise insistiert.
M. Merleau-Ponty, Phänomenologie der Wahrnehumg, S. 11; daß damit allerdings auch nur ein Problem bezeichnet ist, zeigt: Hua-Dok. II, 1, S. 58f.
J. Derrida, Die Schrift und die Differenz, S. 93. Denn “l’attitude transcendantale n’est pas une attitude où on puisse se tenir ou s’installer.” (Diskussionsbeitrag Merleau-Pontys in: Husserl. Cahiers de Royaumont, S. 159).
J. Derrida, Die Schrift und die Differenz, S. 93.
Ibid., S. 93.
M. Merleau-Ponty, Phänomenologie der Wahrnehmung, S. 11.
Hua VI, S. 123.
Cfr. Hua III, S. 5.
Cfr. F. Fellmann, Phänomenologie und Expressionismus, S. 24; auch Hua-Dok. II, 1, S. 124 und S. 127, Anm. 396 (Rb. Husserls).
Hua VI, S. 123.
Hua III, S. 5.
Zur Lesart der Epoche durch E. Lévinas cfr. P.A. Rovatti, Das Rätsel der Epoché, S. 279f.
Hua VIII, S. 327.
Ibid.
Cfr. ibid., S. 320; Hua I, S. 50.
Hua III, S. 241.
Brief an Roman Ingarden vom 10. 12. 1925, in E. Husserl, Briefe an Roman Ingarden. So ist es auch nicht verwunderlich, daß Husserl sich für das Jahr 1906 nachträglich “Begriff und korrekten Gebrauch der ‘phänomenologischen Reduktion’“quasi prae festum konzediert. Ob er mit dieser Einschätzung Recht hat, kann man jedoch wiederum bezweifeln. Cfr. E. Husserl, Texte zur Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins (1893–1917), S. 103, Anm. 1 und dazu die Einleitung des Herausgebers, S. XXXIf.
Hua VIII, S. 477.
M. Sommer, Evidenz im Augenblick, Ähnlich liest es sich bei Husserl selbst in LU II, 1, S. 17.
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Kuster, F. (1996). Anfang und Methode. In: Wege der Verantwortung. Phaenomenologica, vol 138. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-009-1632-6_6
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