Abstract
Unter den Nachfolgern Kants zählen Carl Leonhard Reinhold und Johann Gottlieb Fichte zu den kreativsten. Orientiert an Kantischem Gedankengut bahnen sowohl Reinhold als auch Fichte dem philosophischen Diskurs originelle Wege. Anfänglich beabsichtigen sie, eine “erklärende” Darlegung der Kantischen “Kritiken” anzubieten bzw. ihre Bedeutung für die geistige Situation ihres Zeitalters zur Geltung zu bringen. In der Tat gelangen beide dazu, eine selbstständige Philosophie zu schaffen (von Reinhold als Elementarphilosophie, von Fichte als Wissenschaftslehre bezeichnet), die den Kantischen transzendentalphilosophischen Ansatz vom neuen überdenkt und ihn zu systematisch entscheidenden Entwicklungen führt, welche Kant, mindestens dem “Buchstaben” nach, nicht erreicht hatte bzw. nicht erreichen wollte.
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Eine erste Darstellung des Themas (mit Verweis auf die einschlägige Sekundärliteratur) habe ich bereits in Ivaldo [2007] angegeben. Im vorliegendem Beitrag möchte ich insbesondere einige systematisch relevante Momente dieser früheren Behandlung weiter entwickeln und vertiefen.
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Es sei aber zumindest an die berühmte Definition des “Satzes des Bewusstseins” aus dem II. Band der Beiträge erinnert: “Jedes Bewußtsein läßt sich nur durch drei Bestandteile denken. Etwas das sich bewußt ist, und Subjekt – etwas, dessen man sich bewußt ist, und Objekt – und etwas wodurch man sich bewußt ist, und das Vorstellung heißt” (64).
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Ivaldo, M. (2010). Zwei Wege der Kantischen Praktischen Vernunft: Reinhold und Fichte. In: Giovanni, G. (eds) Karl Leonhard Reinhold and the Enlightenment. Studies in German Idealism, vol 9. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-90-481-3227-0_12
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