Zusammenfassung
Nach seiner Absetzung widmete sich Imre Nagy der wissenschaftlichen Arbeit und der Bilanz seiner Jahre als Ministerpräsident. Zur These seines Aufsatzes wurde das Vorhaben „Rückkehr zu 1947–48“, das er später mit dem Aufruf „Rückkehr zum ‚Neuen Abschnitt’ von 1953“ verband. Zur Jahreswende 1955/1956 radikalisierten sich seine Ansichten in dem Maße, dass er sich für die nationale Unabhängigkeit aussprach: Die Grundlage des Sozialismus sah er in einer „aktiven Neutralität“ nach jugoslawischem Vorbild. Bereits Ende 1954 konnte er die ständigen direkten Eingriffe der Sowjetunion in die Innenpolitik des Landes kaum ertragen und er war 1955 nicht mehr bereit, Selbstkritik wegen der durchgeführten Reformen zu üben. Wie er in seinem Tagebuch schrieb, erwartete er um diese weitreichenden Entwicklungen nur von politischen und personellen Veränderungen. Diese sah er wiederum nicht als mögliche Quelle zur Bildung einer Reaktion, sondern schrieb ihr gerade mal eine Ventilfunktion zu:
„Die Behauptung, dass ein Wechsel in der gegenwärtigen Politik und Führung eine innere Krise verursachen und die Reaktion stärken würde, ist nicht richtig. Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die Gefahr einer Gegenrevolution besteht. Im Gegenteil, das Land und die Sache des Sozialismus treiben einer Katastrophe entgegen, wenn nicht schnell radikale politische und personelle Veränderungen vorgenommen werden. Nichts dürfte dem internationalen Imperialismus dienlicher sein, als die Politik der gegenwärtigen Führung, die das Volk in die Arme der Reaktion treibt. Das Nachlassen der Spannungen in den internationalen Beziehungen ermöglicht die radikale Bereinigung auch dieser inneren Spannungen, ohne dass man die Konsequenzen zu fürchten braucht.“311
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Notes
Zit. nach: Lasky, Melvin J. (Hg.): Die ungarische Revolution. Ein Weißbuch. Die Geschichte des Oktoberaufstandes nach Dokumenten, Meldungen, Augenzeugenberichten und dem Echo der Weltöffentlichkeit. Colloquium Verlag, Berlin 1958. S. 44.
Zit. nach: Dalos, György: Vom Propheten zum Produzenten. Wespennest, Wien 1992. S. 59.
Déry, Tibor: Niki. Fischer, Frankfurt am Main 1958. S. 114–115.
Déry, Tibor: Niki. Fischer, Frankfurt am Main 1958. S. 64.
Vgl. Schulz, Eberhart: Zwischen Identifikation und Opposition. PapyRossa, Köln 1995. S. 110.
Fejtö, François: Die Geschichte der Volksdemokratien. Band II. 1953–1972. Styria, Graz 1972. S. 462.
Déry, Tibor: Fröhliches Begräbnis. Arsenal, Berlin 1995. S. 50. Übersetzung von Hans Skirecki
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Papp, K. (2014). Die Herausbildung einer ‚Opposition’ unter den Parteimitgliedern. In: In Zwängen verstrickt. Reihe Sprach- und Literaturwissenschaft, vol 43. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-985-3_8
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