Zusammenfassung
Der Tod Stalins ist auch an Ungarn nicht spurlos vorübergegangen. Seit dem Sommer 1952 befand sich das Land in einer äußerst tiefen Krise, verursacht durch die schlechte Ernte jenes Jahres und durch den gewaltigen Terror. Nach dem 5. März 1953 hatte die sowjetische Führung zwei große Probleme gleichzeitig zu lösen: Einerseits die Frage der Nachfolge, die zu Lebzeiten Stalins tabuisiert wurde, andererseits die Frage wie die Sowjetunion ihre Macht in den Satellitenstaaten aufrechterhalten kann. Besonders viel Kopfschmerzen verursachten der Sowjetunion zwei Länder: die DDR und Ungarn. Diese Länder hatten das sowjetische Modell am meisten nachzuahmen versucht und damit der jeweiligen Gesellschaft ein fremdes System aufgezwungen, was ihre politischen Machtmittel überforderte. In beiden Ländern führte dies zu einer angespannten politisch-gesellschaftlichen Lage, deren Folgen die sowjetischen Führer fürchteten. Die Berichte des sowjetischen Botschafters in Budapest Kiseljow waren in der letzten Zeit beunruhigend und erforderten rasches Handeln. Er hob vor allem die wirtschaftliche Misere infolge der Erntekrise und das Verhalten der Intellektuellen, vor allem der Schriftsteller hervor. Als weitere Kritikpunkte tauchten die überforcierte Industrialisierung, die vielen Prozesse269 und die „unbegründet“ (!) angekurbelte Entwicklung der LPGs auf. Nun wollte man in der Sowjetunion dem Schrecklichsten vorbeugen und berief die ungarischen Führer nach Moskau, um dort mit ihnen die Zukunft des Landes zu besprechen.
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Notes
Berija fragte rhetorisch Rákosi: „Ist es etwa akzeptabel, dass in einem Land mit einer Bevölkerung von 9,5 Millionen Verfahren gegen 1,5 Millionen Menschen im Gange sind?“ zit. nach: Rainer, M. János: Ungarn: Die Krise und die Versuche ihrer Bewältigung. In: Hegedűs B. András / Wilke, Manfred (Hg.): Satelliten nach Stalins Tod. Der „neue Kurs“. Akademie, Berlin 2000. S. 145.
Zit. nach: T. Varga, György: Útban 1956 felé. In: Társadalmi Szemle 1998/5 S. 102.
Zit. nach: Rainer, M. János: Ungarn: Die Krise und die Versuche ihrer Bewältigung. In: Hegedűs B. András / Wilke, Manfred (Hg.): Satelliten nach Stalins Tod. Der „Neue Kurs“. Akademie, Berlin 2000. S. 146.
Méray, Tibor: Dreizehn Tage die den Kreml erschütterten. Langen/Müller, München 1961. S. 30.
Vgl. Rainer, M. János: Imre Nagy. Schöningh, Paderborn 2006. S. 32.
Szász, Béla: Freiwillige für den Galgen. Andere Bibliothek — Franz Greno, Nördlingen 1986. S. 48.
Szász, Béla: Freiwillige für den Galgen. Andere Bibliothek — Franz Greno, Nördlingen 1986. S. 29–31.
Benjámin, László: Így vagyunk (So stehen wir). Magvetö, Budapest 1982. [Rohübersetzung]
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Papp, K. (2014). Der ungarische Weg zum ‚neuen Abschnitt’. In: In Zwängen verstrickt. Reihe Sprach- und Literaturwissenschaft, vol 43. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-985-3_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-985-3_7
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