Zusammenfassung
Im Vordergrund dieses Werkes steht eindeutig der Antisemitismus. Schnitzler konfrontiert uns in seinem Vorkriegsstück (1912) mit zumindest vier gesellschaftlichen Teilbereichen: prägnant und dominant die Welt der Ärzte, der diejenigen der Politik und der Kirche gegenüberstehen, teilweise unver-söhnbar wie es scheint. Etwas subtiler integriert der Autor auch das Milieu der Ärmeren, denn Auslöser des Konflikts wird die schwangere und durch eine ungesetzliche Abtreibung dem Tode geweihte Patientin. Auch wenn Schnitzler diese nicht ausdrücklich zu Wort kommen lässt, so wirkt ihre Präsenz doch wie ein Schatten, der auf allen Beteiligten liegt: die Heuchelei der Kirche um die Absolution der Sünden, die naturwissenschaftliche Kälte, die aus dem Menschen einen Patienten machen muss und Diagnosen stellt — einzig Bernhardi erweist sich als mitfühlend, was ihm aber zum Unglück gerät. Vor allem aber wird durch die Gespräche über die an einem verpfuschten Eingriff Sterbende klar, wie ungerecht die Rollen verteilt sind: Der Liebhaber macht sich aus dem Staub, die Schwangere kann in ihrer Not nicht anders, als heimlich abzutreiben und gerät, vor allem, wenn sie arm ist, wahrscheinlich an eine Kurpfuscherin, im Volksmund „Engelmacherin“ genannt. Ihr Fall wird als „Sache“ behandelt.
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Oei, B. (2013). Die Dramenwelt Schnitzlers. In: Eros & Thanatos. Reihe Sprach- und Literaturwissenschaft, vol 42. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-934-1_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-934-1_4
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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