Entwicklung des Vertrauens der Bevölkerung in die Polizei 1984–1995

Zusammenfassung

In der sozialwissenschaftlichen „Vertrauensforschung“ interpretiert man, bezugnehmend auf das von Easton Mitte der 60er Jahre entwickelte Konzept „politischer Unterstützung“ (vgl. Easton 1975), die von den Bürgern abgegebenen Vertrauensurteile gegenüber staatlichen Institutionen als Indikator der affektiven Unterstützung des politischen Systems. Festgestellte Vertrauensdefizite gelten als Hinweis nachlassender Unterstützung des politischen Systems und werden als Gefährdung der zukünftigen Entwicklung der Demokratie gedeutet, da „kein demokratisches System […] ohne die Akzeptanz und Unterstützung durch die Bevölkerung existieren“ kann (Gluchowski/Zelle 1992: 251). Kontrovers hierzu existiert eine Deutung der Vertrauensabnahme als Nachweis eines aufgeklärten Demokratiebewusstseins der Bevölkerung (vgl. z.B. Döring 1990). Danach signalisiert die Abnahme des Vertrauens ein einem demokratischen Bewusstsein angemessenes Misstrauen. Demokratie, so die Grundannahme, braucht eine Öffentlichkeit, die die politische Führung ständigem Rechtfertigungsdruck aussetzt. Vertrauensgrundlage ist demnach nicht der „gute Name“ einer Institution, sondern eine kritische Einschätzung der Wirksamkeit demokratischer Kontrollmechanismen in Hinblick auf die Möglichkeit eines Amtsmissbrauchs. Innerhalb der Fragestellung nach dem Rückhalt des politischen Systems in der Bevölkerung ist die Polizei nur eine unter anderen abgefragten öffentlichen Institutionen. Thematisiert wird das Vertrauen in die Polizei aber auch seitens der Institution und der für die Polizei politisch Verantwortlichen selbst.