Zusammenfassung
In den frühen 90er Jahren, kurz nach der Wiedervereinigung, breiteten sich vor allem in den neuen Bundesländern Wellen fremdenfeindlicher Gewalt aus, denen die überforderten Sicherheitskräfte zunächst nichts entgegen zu setzen hatten. Die meist jugendlichen Gewalttäter konnten sich der Unterstützung eines Besorgnis erregend großen Teils der ost- aber auch westdeutschen Bevölkerung sicher sein. Die Bilder gingen um die Welt: Jugendliche werfen mit Steinen und Molotow-Cocktails auf Asylantenheime und die aufgeputschte Menge skandiert in „Volksfeststimmung“ „Ausländer raus!“ (vgl. Bjørgo/Witte 1993; Heitmeyer 1993a; Jaschke et al. 2003; Watts 2001). Der drohende Gesichtsverlust des eben erst wieder vereinten Deutschlands im Ausland und der Angriff auf das freiheitlich-demokratische Selbstbild der Mehrheitsgesellschaft waren Auslöser einer beispiellosen Massenmobilisierung gegen rechte Gewalt (vgl. Jaschke 2000). Der Staat reagierte repressiv: Eine Vielzahl von Organisationsverboten führte zu einer weitgehenden Zersplitterung der rechten Szene und der Umorientierungsprozess der Rechten ist bis heute nicht abgeschlossen — aufgelöst hat sich die Szene jedoch nicht. Dabei kam ihr die technische Entwicklung entgegen. Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichten schwer kontrollierbare Formen des Zusammenschlusses und der Vernetzung. Es entstand ein unübersichtliches Gewebe autonomer Zellen, informeller Gesprächskreise, individueller Aktivisten, Organisationen und Parteien, die über Hyperlinks oder E-Mail-Adressen miteinander in Verbindung stehen.
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Wiederer, R. (2007). Forschungsinteresse und Vorgehensweise. In: Die virtuelle Vernetzung des internationalen Rechtsextremismus. Soziale Probleme — Studien und Materialien. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-834-4_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-834-4_2
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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Online ISBN: 978-3-86226-834-4
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