Zusammenfassung
Verena N., 19: In einer Fernsehreportage wurde zum Thema Mutter-Tochter eine junge Stricherin gezeigt. Eine mit einem langen Leidensweg. So jung und schon so zerschlagen, so zerstört, zerkratzt im Gesicht, zerstochen an den Armen, zerrissen und zernichtet. Erst 19 Jahre und schon alles erlebt an Scheußlichkeiten. Jetzt war sie auch noch zu ein paar Jahren Hafistrafe verurteilt. Das, was sie aber dann bis ins Mark trifft, ist die Reaktion ihrer Mutter: Auf die Verurteilung zur Haft sagt die Mutter: „Schade, dass sie dir nicht noch mehr aufgebrummt haben. Schade!“ „Das sagt meine Mutter, das sagt meine Mutter!“ und dabei weint sie, nein, es schüttelt sie. Hinter dem Panzer aller schlechten Erlebnisse entdeckt man ein kleines Mädchen, das tief-verzweifelt weint. Der letzte Rest an Hoffnung und Vertrauen, der letzte Urgrund von Geborgenheit ist mit diesem Satz der Mutter zunichte: „Schade, dass sie dir nicht noch mehr aufgebrummt haben!“ Den letzten Halt hat diese Mutter dem Mädchen genommen. Was bleibt, ist tiefste Verzweiflung, die größte Erschütterung und Hoffnungslosigkeit: Die letzte Aufkündigung ihrer Person geschieht von der eigenen Mutter!
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Stemmer-Beer, R. (2007). Verzeihen und Versöhnen. In: Liebeskämpfe. Lebensformen, vol 20. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-824-5_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-824-5_9
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0499-1
Online ISBN: 978-3-86226-824-5
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