Zusammenfassung
Wie schön ist es, wenn die kleine (und auch große!) Tochter sich dem Vater an den Hals werfen kann. Sie kuschelt sich an ihn, sitzt ihm vielleicht sogar auf dem Schoß, flüstert ihm ins Ohr und erzählt von heimlichen Wünschen und geheimem Kummer. Das sind ein paar Minuten, die es bei der Zeitknappheit der Väter selten gibt. Aber nicht nur die knappe Zeit verhindert einen solchen vertrauensvoll zärtlichen Kontakt zwischen Vater und Tochter, auch eine gewisse Scheu im Umgang mit der Tochter: Man weiß nicht so recht, wie mit der ursprünglich-spontanen Liebeszuwendung der Tochter umgegangen werden kann und soll. Diese Art von Tochterbeziehung gab es in seiner Familie, bei seinem Vater nicht. Zärtlichkeit war kein Wort und so naher Körperkontakt keine Möglichkeit in früheren Familien. Liebe und liebevolles Miteinandersein wurde in Strenge, Pflichtbewusstsein und allenfalls in einer liebevollen Fürsorge ausgedrückt. Vermutlich war aber Jahrhunderte gerade diese gewisse Spröde und Ablehnung im persönlich-körperlichen Umgang ein Bollwerk gegenüber väterlichen Versuchungen. Das NEIN im freien Umgang, das deutliche Verbot war ein Schutz vor Gelüsten und trennte Tochter und Vater grabenweit.
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Stemmer-Beer, R. (2007). Die verführte Tochter. In: Liebeskämpfe. Lebensformen, vol 20. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-824-5_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-824-5_5
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0499-1
Online ISBN: 978-3-86226-824-5
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