Zusammenfassung
Trifft der Vorwurf von Hagemann-White (1988) und anderen Wissenschaftlerinnen (s. Einleitung) dennoch zu, daß innerhalb der deutschen Theoriediskussion im allgemeinen und im Konzept des „weiblichen Arbeitsvermögens‟ im besonderen biologistisch argumentiert werde? Worauf kann er sich beziehen, wenn er gerechtfertigt sein sollte? Ich wiederhole einen Teil des bereits erwähnten Zitates:
„Die Idee, daß wir es mit einem elementaren Gegensatz von zwei grundverschieden gearteten Wesen (Hervorhebung P.K.) zu tun haben, nimmt ihren vergeistigten Lauf durch die gesamten Beschreibungen der weiblichen Sozialisation, des weiblichen Arbeitsvermögens …‟ (Hagemann-White 1988, S. 225).
Der Vorwurf des Biologismus betrifft also die Grundannahme, daß Männer und Frauen verschieden sind. Nachvollziehen läßt sich diese Hypothese anhand der Kritik, die Gildemeister und Wetterer und Hagemann-White hinsichtlich einer sex/gender-Konzeption äußern, wie sie im „weiblichen Arbeitsvermögen‟ Berücksichtigung findet: Wenn man sex als biologisches Geschlecht versteht, und gender als soziales oder kulturelles Geschlecht, bleibt die Annahme bestehen, „ … daß es jenseits aller kulturellen Prägung eine Natur der Geschlechter gibt, die in alien Kulturen … zum Ausdruck kommt …‟ (Gildemeister/Wetterer 1992, S. 206). Hagemann-White kritisierte das bereits im Jahr 1988 und nannte Theorien zur geschlechtsspezifischen Sozialisation „biologistisch‟ (dies. 1988, S. 230): Bei einer Analyse anhand des Begriffspaares Natur/Kultur muß ihres Erachtens ein „ … Teil der kulturellen Vorstellungen über maßgebliche Merkmale der Geschlechtszuord-nung als ‘Natur’ …‟ festgeschrieben werden, urn davon „ … die bloß anerzogenen Eigenschaften und Erwartungen …‟ unterscheiden zu können (Hagemann-White 1988, S. 230).
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Küchler, P. (2001). Die strukturelle Problematik geschlechtsspezifischer Forschung. In: Zur Konstruktion von Weiblichkeit. Aktuelle Frauenforschung. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-506-0_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-506-0_4
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