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Zum ‘Wissenschaftsverständnis der Physik’ in der Wissenschaftsforschung und der Frauen- und Geschlechterforschung

  • Chapter
Zur Herstellung epistemischer Autorität

Part of the book series: Soziologische Studien ((SST,volume 30))

  • 39 Accesses

Zusammenfassung

Die Wissenschaftsforscherin Donna Haraway argumentiert in ihrem Artikel „Cat’s Cradle”21 (1994) dafür, dass häufig allzu scharfe Trennungslinien zwischen Ansätzen aus den Science Studies, der feministischen Theorie und den Cultural Studies gezogen werden. Mithilfe der ironisierenden Verwendung der Metapher „Den Faden aufnehmen” stellt sie etablierte, wissenschaftliche Kategorien, Begriffe und institutionalisierte Forschungsbereiche infrage und wendet sie neu. So stellt sie sich ständig verändernde Muster, Kreuzungspunkte und Bezüge zwischen diesen „Schlüsseldiskursen” her (Haraway 1994, 60). Ihr Plädoyer für wechselseitige Rezeptionen von Ansätzen aus diesen Wissenschaftsbereichen teile ich.

[Cat’s Cradle] is a game for inquiring into all the oddly configured categories clumsily called things like science, gender, race, class, nation, or discipline. It is a game that requires heterogeneous players, who cannot all be members of any one category, no matter how mobile and inclusive the category seems to be to those inside it. I want to call the problematic but inescapable world of antiracist feminist multicultural studies of technoscience simply ‘cat’s cradle.’ Cat’s cradle is a game for nominalists like me who cannot not desire what we cannot possibly have. As soon as possession enters the game, the string figures freeze into a lying pattern. (Haraway 1994, 69)

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Literatur

  1. So formulieren z. B. Felt et al. (1995, 11): „Eine zentrale Aufgabe dieser Einführung in die Wissenschaftsforschung sollte es demnach sein, reflexives Wissen über die eigene wissenschaftliche Tätigkeit und deren Einbettung in ein gesellschaftliches Gesamtgefüge‟ anzubieten und zur kritischen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Disziplin bzw. dem eigenen Studium anzuregen.

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  2. Hier stimme ich Wiesner (1998, 55ff.) zu, dass eine Abkehr von den großen Erzählungen der Moderne als postmodemes Projekt innerhalb der Naturwissenschaftsforschung interpretiert werden kann.

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  3. Knorr Cetina (1994) betont dagegen den Ort der Entstehung einer naturwissenschaftlichen Tatsache: das Labor.

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  4. Rossiter (1982) spricht in diesem Zusammenhang von einer Strategie der „Infiltration‟, mit der Frauen ihre Zulassung zu den Universitäten im In- und Ausland erkämpften.

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  5. Kistiakowsky (1980) beschreibt u. a., dass innerhalb des US-amerikanischen Berufsverbandes der Physiker eine ein solches Netzwerk unterstützt wird.

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  6. Eine Ausnahme im bundesdeutschen Kontext bildet hier u. a. Sandner (1997): Sie fordert Reflexivität über das Weltbild der Physik ein — in der Hoffnung, dass diese dann „für viele Frauen attraktiver wird‟.

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  7. Götschel (1997, 2001) hat sich in ihrer Dissertation aus sozialhistorischer Perspektive heraus eingehend mit der Entwicklung dieser Bewegung von ihren Anfängen in den 1970er Jahren bis 1989 auseinandergesetzt. Kristallisationspunkte dieser Bewegung sind die jährlich stattfindenden, bundesweiten Kongresse von Frauen in Naturwissenschaft und Technik.

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  8. Rübsamen 1983, 292. Den Begriff des Patriarchats lehnt Rübsamen an Bornemann (1975) an als „Herrschaft der Väter‟, die sich u. a. an der Namensgebung und am Erbrecht zeigt.

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  9. Rübsamen 1983, 303. So sind Raum-Zeit-Vorstellungen aus der klassischen Mechanik später im Rahmen der speziellen Relativitätstheorie als ein Spezialfall gedeutet worden.

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  10. Auch Whitten (1996) formuliert eine Kritik an der Hierarchie physikalischer Teilgebiete untereinander und weist auf die Historizität dieser Rangordnung hin. Sie analysiert, dass das „Fundamentale‟ an der Physik die Suche nach dem kleinsten Baustein der Materie sei. Anhand der Vergabe von Nobelpreisen in der Physik kann sie aufzeigen, dass das „höchste‟ Teilgebiet in der Physik quasi austauschbar war: Zu Beginn des 20. Jh. wurden die meisten Nobelpreise in der Atomphysik vergeben, dann bis Anfang der 1960er Jahre in der Kernphysik und seither bis in die 1990er Jahre in der Elementarteilchenphysik. In jedem dieser Gebiete wurden im jeweiligen Zeitraum die kleinsten Teilchen und ihre Wechselwirkungen untersucht. Die Suche einer einheitlichen, allumfassenden Theorie (‘Grand Unifying Theory’) ist gekoppelt an die Suche nach dem kleinsten Baustein der Materie.

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  11. Auch Traweek (1988, 79) arbeitet diese Darstellung der Physik heraus und erweitert die Hierarchie von Physik, Chemie und Biologie um die Geistes- und Sozialwissenschaften, die nachrangig gegenüber den Naturwissenschaften angeordnet sind.

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  12. Palm (2001b) ordnet Scheichs Analyse als einen werttheoretischen Ansatz ein, um das Abspaltungstheorem zu erklären.

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  13. Eine weitere physikalische Theorie, die Hayles (1992) einer feministischen Kritik unterzieht, ist die Hydrodynamik.

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  14. Eine ähnlich kritische Haltung nimmt Rübsamen (1995) gegenüber Deutungen der Quantentheorie ein, die den Einfluss des Subjekts auf das Ergebnis eines (quantenmechanischen) Experiments überbewerten und postulieren, dass mit der Entwicklung der Quantentheorie die Subjekt-Objekt-Trennung in der Physik überwunden worden sei.

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Lucht, P. (2004). Zum ‘Wissenschaftsverständnis der Physik’ in der Wissenschaftsforschung und der Frauen- und Geschlechterforschung. In: Zur Herstellung epistemischer Autorität. Soziologische Studien, vol 30. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-505-3_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-505-3_2

  • Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim

  • Print ISBN: 978-3-8255-0514-1

  • Online ISBN: 978-3-86226-505-3

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