Im „Paradies der Frauen“? — Weibliches Leben in den dreizehn Kolonien und den frühen USA

Zusammenfassung

Frauengeschichte (als Teil einer kritischen Gesellschaftsgeschichte) bedarf an dieser Stelle keiner Begründung, wohl dagegen der hohe Stellenwert der angloamerikanlschen Kolonien und der jungen USA bis 1828/29. Nordamerika

• bietet ein instruktives Beispiel des Zusammenstoßes europäischen Denkens und europäischer Expansion mit anderen Kulturen und Traditionen, z. B. Indianern und Negern, und eignet sich daher für die Einübung nicht-eurozentrischer Sicht,

• bildet ein entscheidendes Glied in der Kette des im 17. und 18. Jahrhundert entstehenden Weltwirtschaftssystems mit europäischem Zentrum,

• schafft (fast als einzige Region) den Sprung zu einer Europa überflügelnden industriellen Metropole, statt zu einer unterentwickelten Peripherie abzusinken (oder zu stagnieren),

• ist heute eine Supermacht mit extrem ausgeprägtem Selbst- und Sendungsbewußtsein, ein Hegemon seiner lateinamerikanischen Nachbarn und ein übermächtiger, eigenwilliger, manchmal gefährlicher Bündnispartner Westeuropas.

Damit ist klar: Eine Einheit über die USA muß Teil eines Ganzen sein, einer kritischen Universalgeschichte der Neuzeit: „Von der Europäisierung zur Industrialisierung“ oder „Die Erfindung einer Weltwirtschaft zugunsten Europas“ (ein solches Modell des Verfassers wartet auf einen Verlag). Aus den genannten Gründen darf die Betrachtung nicht 1783 mit der Unabhängigkeit oder 1787/89 mit der Bundesverfassung abbrechen, sondern muß die Konsolidierung der amerikanischen Gesellschaft einbeziehen und bis an die Schwelle der Industrialisierung führen. Der gleichzeitige Tod John Adams’ und Thomas Jeffersons am 50. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung (4. Juli 1826) ist ein oft genanntes symbolisches Datum, der fast einer Revolution gleichkommende Amtsantritt des Präsidenten Andrew Jackson 1829 eine realhistorische Zäsur.