Psychiatrisch-psychologische Begutachtung im Unterbringungsverfahren gem. § 63 StGB

Zusammenfassung

Nach dem Prinzip der richterlichen Leitung trägt der psychiatrisch-psychologische Sachverständige in einer Gehilfenstellung zur Entscheidungsfmdung bei. Zur Frage der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus gemäß § 63 StGB hat sich der Gutachter mit den Problemen der Schuldfähigkeitsbeeinträchtigung gemäß §§ 20/21 StGB, der symptomatischen Beziehung der begangenen und künftigen Taten zur angenommenen psychischen Störung, der Dauer der die Schuldfähigkeit entscheidend beeinträchtigenden psychischen Störung sowie der Höhe der Wahrscheinlichkeit und der Art künftiger rechtswidriger Handlungen auseinanderzusetzen. Die psychiatrisch-psychologische Begutachtung findet in einem Spannungsfeld statt, dessen Pole durch Erwartungshaltungen und Befürchtungen der Untersuchten, durch die in Gesetz und Rechtsprechung definierte Gutachterrolle sowie durch das berufsethische Rollenverständnis des Gutachters markiert wird (Nedopil, 1989); in diesem Spannungsfeld kann sich die Chance bieten, erste Schritte zu einem besseren Selbstverständnis für den Untersuchten anzubieten und Orientie-rungsmarken für den Behandlungsauftrag im Maßregelvollzug zu setzen, auch wenn für einen engagierten Gutachter nach der Hauptverhandlung der hohe diagnostische Aufwand zu den tatsächlichen therapeutischen Konsequenzen unverhältnismäßig erscheinen mag (Rasch, 1986). Im folgenden sollen Aspekte der Begutachtungspraxis im Unterbringungsverfahren gemäß § 63 StGB und ihre Implikationen für die Maßregelvollstreckung erörtert werden.