Zusammenfassung
Am 15. Februar 1993 besuchte der Beirat für Kriminologie und Strafvollzug beim Justizministerium des Landes Thüringen1 die JVA Untermaßfeld. Max Busch und ich, Mitglieder dieses Beirats, trafen uns auf dem Bahnhof Meiningen. Bei der Autofahrt von dort nach Untermaßfeld berichtete Max Busch von seinem ersten — und bisher einzigen — Aufenthalt in dieser Anstalt. Er war damals 8 oder 9 Jahre alt und mit seinen Eltern bei Albert Krebs, der als Leiter des damaligen Zuchthauses Untermaßfeld wegweisende Schritte auf dem Gebiet der Vollzugsreform getan hatte,2 eingeladen. “Onkel Albert” — Buschs Mutter und Frau Krebs waren Studienfreundinnen — holte seine Eltern und ihn am Bahnhof Meiningen ab und brachte sie in seinem Auto, damals noch ein eher seltenes Verkehrsmittel und hauptsächliches Interesse des Buben, zur Anstalt, in der sich auch die Anstaltsleiterwohnung befand.
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Anmerkungen
Ursula Sagaster, Die thüringische Landestrafanstalt Untermaßfeld in den Jahren 1923 – 1933. Zur Methodik des Strafvollzugs in Deutschland, 1980. Vgl. auch Albert Krebs, in: Pongratz (Hrsg.), Pädagogik in Selbstdarstellungen, Band IV, 154 ff., 164 ff.; Heinz Müller-Dietz, Albert Krebs — Annäherungen an Leben und Werk, ZfStrVo 1993, 69 ff.
Hansgeorg Hildebrandt, Anstalten und Anstaltsleute, in: Strafvollzug in Hessen. Eine Festgabe für Albert Krebs zum 40-jährigen Dienstjubiläum am 12. Juni 1960, 117 ff.; derselbe, Erziehung zur Freiheit? in: Busch/Edel (Hrsg.), Erziehung zur Freiheit durch Freiheitsentzug, 1969, 223 ff.; Albert Krebs in: (wie Anmerkung 2), 189.
Günther Kaiser, in: Kaiser/Kerner/Schöch, Strafvollzug, 4. Auflage, 1992, § 3 Rdn. 40 ff.; Rolf-Peter Calliess, Strafvollzug, 3. Auflage, 1992, S. 8.
BVerfGE 33, 1 ff (18. März 1972). Vgl. hierzu: Heinz Müller-Dietz, Grundfragen der (Rechts-) Stellung und Behandlung des Gefangenen, in: Heinz Müller-Dietz, Grundfragen des strafrechtlichen Sanktionensystems 1979, 130 ff.
Vgl. hierzu Alexander Böhm in: Schwind/Böhm, StVollzG, 2. Auflage 1991, § 106 Rdn. 7; Ortwin Diepolder, Disziplinarmaßnahmen im Strafvollzug, ZfStrVo 1980, 140, 145; OLG Koblenz NStZ 1987, 429; Thomas Ullenbruch, Buchbesprechung, Blätter für Strafvollzugskunde, Beilage zum Vollzugsdienst, 1992, Heft 1, S. 8.
Der Abschlußbericht der Expertenkommission Hessischer Justizvollzug (Dezember 1993) in: Strafverteidiger 1994, 215. Vgl. auch Arthur de Frisching, The maintenance of security and control in prisons inclouding links with society, in: Council of Europ (Hrsg.), Penological Information Bulletin, Nr. 17, December 1992, 4 ff.
Hierzu etwa Karl-Peter Rotthaus, Die sozialtherapeutische Anstalt, in: Schwind/Blau, Strafvollzug in der Praxis, 2. Auflage, 1988, S. 87 ff., 93.
Bundesminister der Justiz (Hrsg.), Schlußbericht der Jugendstrafvollzugskommission, 1980, Grundsatzvorstellungen zur Personalstruktur, S. 54 – 57: “Jeder im Jugendstrafvollzug tätige Bedienstete ist verpflichtet, an der Erreichung des Erziehungsziels mitzuwirken. Dieser Aufgabe sind alle anderen Aufgaben nachgeordnet.” Mitglieder der Kommmission: S. 84. Vgl. auch Johannes Fleck/Hans Ringelhann, Erziehungsarbeit in der Justizvollzugsanstalt Rockenberg, ZfStrVo 1986, 300 ff.
In den erwähnten statistischen Übersichten werden für 1992: 230 Entweichungen aus dem geschlossenen Anstaltsbereich, also Ausbrüche mitgeteilt, 1991: 247 und 1982: 282. Auch hier finden sich keine Änderungen. Ähnliches läßt sich über die gleichbleibenden, ebenfalls in den statistischen Aufzeichnungen festgehaltenen Suizidfalle im Vollzug sagen, die zwischen 1965 und 1987 um 68 bis 80 Fälle im Jahr schwanken, vgl. Erich Thole: Suizid im Gefängnis, ZfStrVo 1976, 110 ff.; Wilfried Heinrich/Thomas Talmann, Suizidproblematik im Justizvollzug, herausgegeben von Justizvollzugsanstalt Kassel II — Sozialtherapeutsiche Anstalt — Psychologischer Dienst, 1992.
Max Busch, Lockerng und Öffnung des Jugendstrafvollzuges. Gesichtspunkte zur freieren Vollzugsgestaltung. ZfStrVo 1980, 11 ff., 13. Vgl. hierzu auch: Rolf Zelter, Ohne Mauer hinter Gittern, 1985.
Radbruch, Der Erziehungsgedanke im Strafwesen, 1932 (nachgedruckt in: ZfStrVo 1952/53, 154 ff. S.360): “Man hatte ein Mittel der Erziehung zur Freiheit gesucht, gefunden aber ein vorzügliches Mittel der inneranstaltlichen Disziplin!” Heute ließe sich ähnliches zur Funktion der Vollzugslockerungen und des Urlaubs (Anmerkung 8) sagen. Wobei natürlich nicht vergessen werden darf, daß die Einführung des Stufenstrafvollzugs seinerzeit und noch mehr die Regelungen über Vollzugslockerungen und Urlaub heutzutage eine Erleichterung und Humanisierung der Haftsituation bedeutet haben.
Bettina Freimund, Vollzugslockerungen- Ausfluß des Resozialisierungsgedankens? 1990, insbesondere S. 232, 233. Alexander Böhm, Vollzugslockerungen und offener Vollzug zwischen Strafzwecken und Vollzugszielen, NStZ 1986, 201 ff.
Zu den Einzelheiten vgl. Alexander Böhm/Christopher Erhard, Strafrestaussetzung und Legalbewährung, 1988; dieselben, Strafrestaussetzung und Legalbewährung Ergänzungsuntersuchung, 1991.
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Böhm, A. (1995). Haben sich die Aufgaben des Vollzuges geändert?. In: Häußling, J.M., Reindl, R. (eds) Sozialpädagogik und Strafrechtspflege. Schriftenreihe für Delinquenzpädagogik und Rechtserziehung. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-468-1_21
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