Zusammenfassung
‚Schuld‘ als die Zuschreibung von persönlicher Verantwortung für eine strafrechtlich relevante Handlung ist der zentrale Begriff eines Strafrechts, das die individualisierende Einzelfallbetrachtung in den Mittelpunkt seines Urteilens und Entscheidens stellt. In ihrem Rollenverständnis und für ihr alltägliches professionelles Handeln gehen Juristinnen und Juristen mehr oder weniger selbstverständlich davon aus, daß diese Zuschreibungsleistung praktikabel zu erbringen ist; auch wenn Variabilitäten etwa der Strafzumessung eingeräumt werden, so erscheinen diese nicht als ein grundlegender Kritikpunkt des Schuldstrafrechts überhaupt, sondern als der Preis der richterlichen Unabhängigkeit, als der Preis der Freiheit, ließe sich geradezu sagen, den allerdings Angeklagte zu begleichen haben. Auf welche Weise aber dieser kognitive und soziale Prozeß des Zuschreibens und Urteilens geschieht, ist uns empirisch weitgehend unbekannt. Das gilt sowohl aus rechtssoziologischer wie auch aus juristischer Sicht; wenn in der letzteren die jeweilige Strafzumessung zum “schöpferischen Akt” (Dreher 1977) stilisiert wird, so scheint das eher geeignet, das richterliche Handeln zu verklären, als eine Erklärung zu bieten.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsRights and permissions
Copyright information
© 1999 Centaurus Verlag & Media UG
About this chapter
Cite this chapter
Legnaro, A., Aengenheister, A. (1999). Einleitung: Schuld als operationales Konstrukt. In: Schuld und Strafe. Hamburger Studien zur Kriminologie. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-460-5_1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-460-5_1
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0224-9
Online ISBN: 978-3-86226-460-5
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)