Zusammenfassung
Klischeebilder von Weiblichkeit wie Mütterlichkeit, Fürsorglichkeit oder Sehnsucht nach einem traditionellen Hausfrauendasein haben zunächst auch den Blick der Forschung auf rechtsextreme Frauen gelenkt. Häufig wurde “Weiblichkeit” in erster Linie als Persönlichkeitseigenschaft gefasst, die durch Sozialisation erworben wird und sich in einer nur mehr wenig veränderlichen Charakterstruktur verfestigt, und die gleichzeitig von allen Angehörigen eines Geschlechts geteilt wird — unabhängig von individueller Biographie, aber auch vom sozialen Hintergrund und Alter. In der Debatte um Geschlecht in der Frauenforschung wurde die Forderung aufgestellt, Geschlecht als Strukturkategorie ernster zu nehmen (Hagemann-White 1988, Bilden 1991, Gildemeister & Wetterer 1992, Lorber 1999). Es ist davon abzugehen, Frauen als Gruppe übergreifend Eigenschaften zuzuschreiben, sondern stattdessen ist Geschlecht auf der Ebene von Handlungsräumen und Verhaltensanforderungen zu begreifen, mit denen die und der Einzelne jeweils subjektiv umgehen. Dabei ist zu sehen, dass auch der Forschungsprozess ein Herstellungsprozess von Geschlecht ist. Auch in der Rede von „der” geschlechtsspezifischen Lebenslage von Frauen, geprägt durch den Vereinbarkeitskonflikt und durch Gewalterfahrungen, findet eine unzutreffende Verallgemeinerung statt. Neben Geschlecht sind andere Strukturkategorien wie z. B. Staatsangehörigkeit/ethnische Zuordnung, soziale Herkunft und sexuelle Orientierung miteinzubeziehen. Dies gilt auch für die Rechtsextremismusforschung, die nicht deutlich genug gemacht hat, inwieweit sie „Frauen” mit „deutschen Frauen” gleichgesetzt hat und damit Migrantinnen ausgeschlossen hat. Migrantinnen wurden zum verhandelten Gegenstand gemacht, deutsche Frauen dagegen zum interviewten Subjekt, deren Meinungen über die „anderen“ gefragt waren.
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Burkert, E. (2006). Geschlechterkonstruktion und Ethnisierung. In: Rechtsextremismus und Geschlecht. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-454-4_15
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-454-4_15
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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