Zusammenfassung
Die “Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts”, d.h. die Entschädigung jener Menschen, die den gezielten Verfolgungs- und Vernichtungsterror des nationalsozialistischen Regimes und seiner Anhänger überlebt hatten, sollte nach Willen der Westalliierten und deutscher Politiker konstitutiver Bestandteil des demokratischen Neuaufbaus in den westlichen Besatzungszonen und der Bundesrepublik Deutschland werden. Mit der “Wiedergutmachung”1 sollten und wollten die demokratischen Kräfte Deutschlands nach Kriegsende deutlich machen, daß das politische System dieses Landes mit nationalsozialistischer Ideologie und Politik gebrochen hatte. Sie wollten aber auch den ehemals Verfolgten signalisieren, daß ihre Leiden und Verluste in einem demokratischen Deutschland anerkannt und gewürdigt würden.
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Anmerkungen
In einer Befragung des Aliensbacher Institutes 1949 befanden 54% der Befragten, Deutschland habe eine “Wiedergutmachungsverpflichtung” gegenüber den noch lebenden deutschen Juden, 31% lehnten dies ab und 15% äußerten sich unentschieden. 1952 befragt, ob Deutschland drei Milliarden Mark Entschädigungsleistungen an Israel bezahlen solle, befanden 44% der Befragten, dies sei überflüssig, 24% befanden die Summe als zu hoch, 11% äußerten sich zustimmend und 21% unentschieden. Vgl. dazu: Jahrbuch der öffentlichen Meinung 1947–1955; hrsg. Von Elisabeth Noëlle und Erich Peter Neumann, Aliensbach 1955.
Zit. nach: ders.: Die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts durch die Bundesrepublik Deutschland. Ein Überblick, in: Ludolf Herbst / Constantin Goschler(Hrsg.): Wiedergutmachung in der Bundesrepublik Deutschland. Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (Sonderband), München 1989, S. 53.
Die für den Kontext der vorliegenden Arbeit wichtigsten Kommentare stammen von Georg Blessin/ Hans Wilden: Bundesentschädigungsgesetze — Kommentar, München — Berlin 1957
sowie von H. G. van Dam/ Heinz Loos: Bundesentschädigungsgesetz, Berlin — Frankfurt a.M. 1957.
So z.B. die Veröffentlichungen von Otto Küster: Erfahrungen in der deutschen Wiedergutmachung, Tübingen 1967
sowie von Franz Böhm: Die politische und soziale Bedeutung der Wiedergutmachung, in: Franz Böhm: Reden und Schriften. Über die Ordnung der freien Gesellschaft, einer freien Wirtschaft und über die Wiedergutmachung, hrsg. von E. J. Mestmäcker, Karlsruhe 1960.
Vgl. dazu beispielsweise: Wilhelm Frenz/ Jörg Kammler/ Dietfrid Krause-Vilmar(Hrsg.): Volksgemeinschaft und Volksfeinde. Kassel 1933–1945, Fuldabrück 1987; Nationalsozialismus in Nordhessen — Schriften zur regionalen Zeitgeschichte, Kassel 1984.
So der Sammelband von Ludolf Herbst(Hrsg.): Westdeutschland und die Wiedergutmachung, München 1988.
R. Mann/ D. Grape/ M. Cropp: Leistungsverwaltung und Verwaltungsleistung. Analyse von Vollzugsproblemen am Beispiel der Entschädigung für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung — Vervielfältigter Projektbericht, Köln 1983.
Stellvertretend für solche frühen Publikationen seien an dieser Stelle nur genannt: Max Michel(Hrsg.): Gesundheitsschäden durch Verfolgung und Gefangenschaft und ihre Spätfolgen, Frankfurt a.M. 1955;
H. Ammermüller/ H. Wilden: Gesundheitliche Schäden in der Wiedergutmachung, Stuttgart — Köln 1953.
Auch hier sei nur auf wenige Arbeiten verwiesen, werde ich doch weitere Arbeiten im Verlauf meiner Arbeit zitieren: U. Ventzlaff: Die Psychoreaktiven Störungen nach entschädigungspflichtigen Ereignissen, Berlin — Göttingen — Heidelberg 1958;
W. von Baeyer/ H. Häfiier/ K.P. Kisker: Psychiatrie der Verfolgten, Berlin — Göttingen 1964;
von Baeyer/ H. Paul: Psychische Spätschäden nach politischer Verfolgung, Basel — New York 1967.
Auch hier nenne ich exemplarisch nur einen namhaften Titel, sind doch viele der einschlägigen Publikationen in Kapitel II ausführlich zitiert: William Niederland: Folgen der Verfolgung. Das Überlebendensyndrom, Seelenmord, Frankfurt a.M. 1980.
Deutlich wird dies vor allem in der — nach meiner Einschätzung — brillianten, von Hans Stoffels herausgegebenen Sammelpublikation: Schicksale der Verfolgten. Psychische und somatische Auswirkungen von Terrorherrschaft, Berlin — Heidelberg — New York 1991.
Als Ausnahmen zu nennen sind hier u.a. die Veröffentlichungen von Reinhart Lempp: Extrembelastungen im Kindes- und Jugendalter. Über psychosoziale Spätfolgen nach nationalsozialistischer Verfolgung im Kindes- und Jugendalter anhand von Aktengutachten, Bern — Stuttgart — Wien 1979;
Heidrun Ihrig/ Rainer Schimmelpfennig: Die Entschädigung und Begutachtung psychischer Schäden nach NS-Verfolgung, Hannover 1986;
Milton Kestenberg: Diskriminierende Aspekte der deutschen Entschädigungspraxis: Eine Fortsetzung der Verfolgung, in: M. Bergmann/ M. Jucovy/ J. Kestenberg(Hrsg.): Kinder der Opfer — Kinder der Täter. Psychoanalyse und Holocaust, Frankfurt a.M. 1995.
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Schmeling, A. (2000). Einleitung. In: Nicht Wieder Gut Zu Machen. Studien und Materialien zum Rechtsextremismus. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-439-1_1
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Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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