Schlüchter: Teleologisch-reduzierte Sachverhaltssicht

Zusammenfassung

Schlüchter¹⁵² arbeitet mit dem Gedanken, die Rechtsgutsverletzung sei der notwendige Bestandteil des Vorsatzinhalts, und daher genüge eine teleologisch reduzierte Sachverhaltssicht für die Wissenskomponente beim Vorsatz. Ihr Ziel ist es, klare Abgrenzungskriterien für die Ermittlung von normativen Tatbestandsmerkmalen zu gewinnen. Prägendes Merkmal der normativen Elemente soll nach Ansicht Schlüchters die “doppelt vermittelte Extension” sein. Damit ist der Umstand gemeint, daß die Intension derartiger Merkmale die Extension nicht unmittelbar bestimmt, sondern nur über den Bezug auf eine andere Norm, die ihrerseits Intension und Extension aufweist.¹⁵³ Schlüchter verlangt für die Wissenskomponente des Vorsatzes das Bewußtsein der Rechtsgutsverletzung oder Rechtsgutsgefährdung. Dies erfordert das Erkennen der rechtsgutsbezogenen Verhaltensbedeutung, die sie “teleologisch-reduzierte Sachverhaltssicht” nennt. Dagegen sei die Kenntnis der Einzeltatsachen bei normativen Tatbestandsmerkmalen weder erforderlich noch ausreichend. Das Erkennen von Einzeltatsachen, auf die eine Parallelwertung aufbauen könnte, hält sie für eine Überspitzung der Anforderungen an die subjektive Tatseite.