Zusammenfassung
Einige Autoren haben einen Vermittlungsversuch zwischen dem naturalistischen Vorsatzbegriff und dem juristischen Vorsatzbegriff v. Liszts als den beiden denkbaren Extrempositionen unternommen und das Problem dadurch zu lösen versucht, daß sie bestimmte Gruppen von Merkmalen einer Sonderbehandlung unterstellt haben. Vielfach wird danach differenziert,133 ob es sich bei dem streitigen normativen Tatbestandsmerkmal um einen Rechtsbegriff handelt, der vom Vorsatz umfaßt sein muß, oder ob es sich dabei um einen sogenannten Komplexbegriff handelt, in dem tatsächliche und rechtliche Momente zusammengefaßt sind und bei dem der Vorsatz sich nur auf die tatsächlichen Momente zu erstrecken braucht.134 Das Paradebeispiel solch eines Komplexbegriffs soll nach dieser Ansicht gerade der Begriff der “Urkunde” sein.135 Die Auswirkungen dieser Komplexbegriffslehre auf die gewählten drei Evidenzbeispiele sind damit eindeutig. Wie das Reichsgericht, so kommt die Komplexbegriffslehre — zumindest in der referierten ursprünglichen Form136 — in Evidenzbeispiel 1 zum Vorsatzausschluß, während in den Evidenzbeispielen 2 und 3 nur das Erkennen des Rechtsbegriffs als solcher mißlingt, aber die Tatsachenwahrnehmung erreicht wird, so daß der Vorsatz bezüglich §267 StGB zu bejahen ist.
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Notizen
Warda, Jura 1979, S. 80.
Hippel, LZ 1918, S. 1039 f.
vgl. aber noch v. Weber, GA 1953, S. 161, 163
Kreutzer, NJW 1955, S. 1307, 1308 Fn. 4.
Kreutzer, NJW 1955, S. 1307, 1308 Fn. 14.
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© 1997 Centaurus Verlag & Media UG
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Bettendorf, C. (1997). Vermittlungsversuche. In: Der Irrtum bei den Urkundendelikten. Reihe Rechtswissenschaft. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-333-2_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-333-2_12
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0120-4
Online ISBN: 978-3-86226-333-2
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