Zusammenfassung
Feministische Forschung steht von ihrem politischen Selbstverständnis her und auch aufgrund ihrer Wurzeln in der Frauenbewegung immer schon in einem Anwendungs-zusammenhang. Auch wir definieren unser Selbstverständnis als Wissenschaftlerinnen immer noch relativ umstandslos über den Praxiszusammenhang unserer Forschung, den wir in mehrfacher Hinsicht sehen: als Praxisnähe der Forschung, die — auf der Ebene der Forschungsergebnisse — ohne diese Nähe an Qualität verlöre; als Umset¬zungsorientierung der Forschung, die ihre Ergebnisse weitgehend wieder in die Praxis zurückgeben will, also ihren Wert an ihrer Praxisrelevanz bemißt; als “Übersetzerin” in ständigem Pendeln zwischen Praxis und Wissenschaft. Diese relative Selbstver¬ständlichkeit in der Selbstdefinition, dieses implizite Selbstverständnis, ließ bisweilen vergessen, daß der Anwendungsbezug nicht nur im Streit zwischen einem fe¬ministischen und dem wissenschaftlichen “main”- oder male-stream, sondern gerade auch innerhalb der feministischen Forschung ein durchaus konfliktträchtiges Thema war und ist: bis heute bewegen sich hier die Positionen innerhalb eines breiten Spektrums, vom Praxisbezug der Forschung als Wahrheitskriterium schlechthin (vgl. Mies 1978 und 1994) bis hin zu einem deutlichen Bekenntnis zu mehr “Handlungs¬entlastung” und zu der Ansicht, daß der Anwendungsbezug auch einen Druck erzeugen kann, unter dem der gesamte Forschungsprozeß leidet (vgl. Hagemann-White/ Rerrich 1988:99). Mit unserem eigenen Forschungsansatz einer feministischen Praxisfor¬schung stehen wir, ohne daß wir diesen Ansatz zum “Königinnenweg” feministischer Erkenntnis verabsolutieren wollen, sehr stark in Anwendungszusammenhängen, müssen uns also genau mit dem Anwendungsbezug auseinandersetzen.
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Bitzan, M., Funk, H., Stauber, B. (2000). Grundlagen. In: Den Wechsel im Blick. Aktuelle Frauenforschung. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-328-8_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-328-8_2
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0221-8
Online ISBN: 978-3-86226-328-8
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