Zusammenfassung
In der Zeit nach 1966 geriet Helene Stourzh-Anderle rasch in Vergessenheit. Warum die Forschung kein Interesse an der Bewahrung der Erinnerung ihrer überaus fleißigen, fachkundigen und modernen Entwicklungen aufgeschlossenen Kollegin hatte, dürfte hinreichend aufgezeigt worden sein. Insgesamt hatte Stourzh-Anderle stets in einem antifeministischen, repressiven Klima geforscht. Wie würden ihre Erkenntnisse in den 1970er Jahren und danach aufgenommen werden? Für eine Epoche der Frauenemanzipation und sexuellen Freizügigkeit schienen ihre Studien in Teilen geradezu wegweisend zu sein. Doch die reale Entwicklung lief gänzlich anders ab. 1970/73 drangen die Erkenntnisse des gemischtgeschlechtlichen amerikanischen Forscherduos Masters/Johnson über den Atlantik485. Mittels psychotherapeutischer und sexualpädagogischer Mittel sollten Paare zum glücklichen Sexualleben und Orgasmus geführt werden. Schon bald sollte die Sexualtherapie nach Masters/Johnson die uneingeschränkte Unterstützung der deutschen Mediziner erhalten486. Die Thesen Helene Stourzh-Anderles fanden allenfalls noch am Rande Erwähnung487. Dass die Überlegungen von Masters/Johnson eventuell auch eine Zementierung des gynäkologischen Vorurteils von der Unterlegenheit der Frau implizierten, wurde zunächst nur teilweise rezipiert488. Erst die Kritik Helen Singer-Kaplans führte zu einer Modifizierung der Sexualstörungstherapie489. Sie bedauerte auch das Fehlen einer größeren Literatur zu Theorien über Theorie und Praxis der Therapie sexueller Störungen der Frau490. Stourzh-Anderle fand nicht Eingang in diese Liste.
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Mildenberger, F. (2004). Hormone für die Schönheit — Psychotherapie für den Unterleib — Reinheit für die Kinder. Die weitere Entwicklung in der Gynäkologie und Sexualpädagogik. In: Allein unter Männern. Frauen · Gesellschaft · Kritik, vol 42. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-282-3_6
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Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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Online ISBN: 978-3-86226-282-3
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