Zusammenfassung
Das Ende des „Großdeutschen Reiches“ am 08. Mai 1945 zerriss die engen personellen und ideologischen Verflechtungen zwischen dem „Altreich“ und der „Ostmark“. Da jedoch keine Rückkehr der 1938 geflohenen (jüdischen) Forscherelite stattfand und nur wenige der damals entlassenen Persönlichkeiten im Lande geblieben waren (in Österreich vornehmlich dem „Ständestaat“ nahestehende Professoren, die nun re-inthronisiert wurden), konnten die zur Zeit des Nationalsozialismus mit seinen günstigen Karrierechancen an die Spitze gelangten Herren nun endgültig die Lehrstühle okkupieren. In Deutschland fand die Entnazifizierung außerhalb der Wissenschaft statt. So wie man sich vor 1945 wechselseitig positiv rezensiert hatte, tauschte man nun „Persilscheine“ aus. In der Frauenforschung setzte ein Trend zurück in die erste Hälfte der 1930er Jahre ein. Über weibliche Sexualität durfte bis Mitte der 1950er Jahre nur höchst verklausuliert geschrieben werden. Die erste entsprechende Abhandlung glänzte daher vornehmlich mit lateinischen Fachausdrücken und ähnelte frappierend Teilabschnitten der „Psychopathia Sexualis“ Krafft-Ebings aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts:
I. Der Orgasmus der Frau. Methodik: Femina supersexualis emotionae animae se usque ad orgasmum irritavit. Itaque in quietate absoluta curva electrocardiographica scripta et sphygmomanometria confecta est372.
Im ganzen deutschsprachigen Raum setzte eine Phase des frauenheilkundlichen „Verantwortungsbewusstseins“ ein.
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Mildenberger, F. (2004). Ohne Ziel mit gleichen Vorgaben und alten Köpfen — Die konstitutionsbiologische Gynäkologie 1945 – 1970. In: Allein unter Männern. Frauen · Gesellschaft · Kritik, vol 42. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-282-3_5
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Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
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