Zusammenfassung
Am 17. Juni 1890 wurde Helene Johanna Maria Anderle als zweite Tochter des Ingenieurs Franz Karl Alois Anderle (1847–1922) und seiner Ehefrau Anna Maria Franziska Theresa Anderle, geborene Himmel, (1863–1954) in Klosterneuburg geboren30. Sie hatte noch eine zwei Jahre ältere Schwester Anna. Helene wuchs in einer stürmischen Zeit heran. Die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie, außenpolitisch eng mit dem aufstrebenden wimelminischen Kaiserreich verbunden, drohte an den nationalistisch motivierten Streitereien der einzelnen Völker zu zerbrechen31. Gerade die deutschsprachige nichtjüdische Elite des Landes sehnte sich zu großen Teilen „heim ins Reich“. Die Zukunft des eigenen Volkes wurde nicht in einem Verbleiben innerhalb der Grenzen eines dynastischen Staatswesens gesucht, dessen Souverän an der übernationalen Kaiseridee festhielt, sondern in einem „Anschluss“ an das scheinbar fortschrittlichere deutsche Reich. Zudem hatte gerade die dynastische Herrlichkeit des Hauses Habsburgs durch den Selbstmord des Thronfolgers Rudolf am 30. Januar 1889 in Schloss Mayerling sowie die dauernde Abwesenheit der Kaiserin Elisabeth vom Wiener Hof einigen Schaden genommen. Die Vertreter des Parlamentes des immer mit dem drohenden Staatsbankrott kämpfenden Vielvölkerstaates sensibilisierten durch ihr Auftreten die interessierte Öffentlichkeit eher für einen autokratischen Staat als für die Demokratisierung des Kaiserreiches. Höhepunkt der öffentlichen Selbsterniedrigung stellte die Badeni-Affäre da: Als ein Vertreter der Deutschnationalen an die Grenzen seiner populistischen Vorgehensweise stieß, forderte er kurzerhand den Ministerpräsidenten zum Duell, der sich darauf einließ — und prompt verlor32. Eine handfeste Staatskrise war die Folge.
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Mildenberger, F. (2004). Ein Leben zwischen allen Stühlen. In: Allein unter Männern. Frauen · Gesellschaft · Kritik, vol 42. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-282-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-282-3_2
Publisher Name: Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim
Print ISBN: 978-3-8255-0463-2
Online ISBN: 978-3-86226-282-3
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