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Kriminologische Forschung im Strafvollzug

Der Kriminologische Dienst als Insel zwischen Wissenschaft und Praxis, Öffentlichkeit und Politik

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… die im Dunkeln sieht man nicht

Part of the book series: Studien und Materialien zum Straf- und Maßregelvollzug ((SMSM,volume 20))

Zusammenfassung

Der hier zu ehrende und sehr geschätzte Georg Wagner hat 1985 das „Gefängnis“ als „Biotop“ betrachtet (Wagner 1985, 84 ff.) und 10 Jahre später „Inseln der Behandlung“ gefunden (Wagner 1995, 96 f.), wie z. B. Behandlungsgruppen, sozialtherapeutische Einrichtungen und andere Maßnahmen. Im Folgenden möchte ich den Blick auf eine andere Insel richten, nämlich auf den Kriminologischen Dienst (§ 166 StVollzG), der irgendwo zwischen akademischer Forschung und Praxis des Justizvollzugs seine Existenzberechtigung sucht und ab und zu kleine Signale sendet. 1985 beurteilte Georg Wagner das Entwicklungspotenzial und die Einwirkungsmöglichkeiten des Kriminologischen Dienstes ziemlich skeptisch (Wagner 1985, 65). Auch heute, nach 20 Jahren hat die institutionelle Entwicklung des Kriminologischen Dienstes seine skeptische Einschätzung eher bestätigt als widerlegt. So kommentiert Jehle (Schwind, Böhm & Jehle 2005, Rn. 6):

„Die personelle und finanzielle Ausstattung des Kriminologischen Dienstes, seine gedankliche Verankerung in den Ministerien und in der Strafvollzugspraxis, ist nach wie vor äußerst dürftig. Eine kritische Bilanz ergibt: Die Chance des Kriminologi­schen Dienstes ist in der Bundesrepublik Deutschland nicht hinreichend genutzt. § 166 ist daher nach wie vor überwiegend Programm geblieben.“

Jehle teilt diese kritische Bilanz mit anderen namhaften Kriminologen und Kom­mentatoren des Strafvollzugsgesetzes, wie z.B. Böhm (2003, RN. 56), Laubenthal (2002, Rn.304), Calliess & Müller-Dietz (§ 166, Rn. 1) und Schöch (§ 11, Rn. 30). Dabei wird in den Kommentaren die Kritik an der mangelnden Institutionalisierung mit der Forderung verbunden, die Kriminologischen Dienste in den Ländern stärker auszubauen.

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Willi Pecher (Diplom-Psychologe, Gefängnispsychologe, Lehrbeauftragter für Rechtspsychologie)Günter Rappold (Diplom-Psychologe)Elsava Schöner (Diplom-Psychologin, Leiterin)Henner Wiencke (Diplom-Psychologe, Abteilungsleiter)Bernhard Wydra (Jurist und Diplom-Psychologe)

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Dolde, G. (2005). Kriminologische Forschung im Strafvollzug. In: Pecher, W., Rappold, G., Schöner, E., Wiencke, H., Wydra, B. (eds) … die im Dunkeln sieht man nicht. Studien und Materialien zum Straf- und Maßregelvollzug, vol 20. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-277-9_16

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-277-9_16

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