Zusammenfassung
Gegenseitige Einflussnahme zwischen Menschen ist im Justizvollzug alltäglich und zwangsläufig: Bedienstete auf Gefangene, Gefangene auf Bedienstete, Bedienstete und Gefangene jeweils untereinander, Öffentlichkeit auf den Vollzug und umgekehrt. Es ist ein vielfältiges, komplexes System von gegenseitiger Einflussnahme. Wie klar und bestimmend Hierarchien von Oben und Unten, von Über- und Unterordnungen auch sein mögen, sie lösen Spannungen und Konflikte aus, die das Handeln beeinflussen. Die niederen Ränge üben einen Druck nach oben aus, die höheren Druck nach unten, sie müssen ihre Position verteidigen. Zwar stabilisieren Rangordnungen soziale Systeme, aber die Dynamik des Auf- und Abstieges stellt diese Ordnungen auch immer zugleich in Frage. Gegenseitige Relationen bestimmen dieses Spiel. Das Obensein des Einen beruht auf dem Untensein des Anderen, der Führer steht in Relation zu den Geführten, der Herrscher zu den Beherrschten, der Übermächtige zu den Ohnmächtigen. Das Problem der Autorität hat in unmittelbarer Nähe der Thematik von Führung, Herrschaft und Macht seinen sozialpsychologischen Platz (Vollzug, Kirche, Militär etc…). Die Haltung gegenüber dem, was man gemeinhin als Autorität bezeichnet, ist von gegensätzlichen Affekten bestimmt: Leicht verdächtigt man den Überlegenen, Freiheit zu unterdrücken und sehnt sich zugleich danach, in der Unterwerfung Sicherheit zu erlangen. Diese ambivalente Haltung macht das Verhältnis zur Autorität in erster Linie so verworren und problematisch. „Weil so viele von Autorität besessen sind statt sie zu besitzen, sind so wenige für ihren Abbau“ (Hochheimer 1966).
„Der starke Mann ist st?rker ohne Gewalt“ (Bert Brecht)
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Literatur
Christian P. & Haas R. (1949). Wesen und Formen der Bipersonalität. Stuttgart: Enke.
Hochheimer W. (1966). Die Rolle von Autorität und Sexualität im Generationenkonflikt. Psyche, 20, 493–519.
Lorenz K. (1963). Das sogenannte Böse. Wien: Dr. G. Borotha-Schoeler Verlag.
Mitscherlich A. (1963). Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. München: Piper Verlag.
Tinbergen N. (1964): Instinktlehre. Berlin und Hamburg: Paul Parey Verlag.
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Skroblin, G. (2005). Einige Bemerkungen zur ‚Autorität’. In: Pecher, W., Rappold, G., Schöner, E., Wiencke, H., Wydra, B. (eds) … die im Dunkeln sieht man nicht. Studien und Materialien zum Straf- und Maßregelvollzug, vol 20. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-277-9_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-86226-277-9_13
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