Auszug
Edward Said hat in seinem berühmt gewordenen Buch „Orientalism“ den Konstruktionscharakter des Orients sowie die dabei entscheidenden Machtverhältnisse thematisiert (Said 1978). „Orientalismus“ wird von Said als eine „diskursive Formation“ verstanden, d.h. „a system of knowledge about the Orient, an accepted grid for filtering through the Orient into Western consciousness“ (Said 1978: 6).8 Die Analyse eines solchen Diskurses meint die Herausarbeitung der Paradigmen, die bei der Konstruktion des „Anderen “Anwendung finden. In Anlehnung an Said wird Japan hier ebenfalls als konstruiert verstanden. In den folgenden Kapiteln geht es deshalb insbesondere um die Aufdeckung der Selbstverständlichkeiten, die der Betrachtung und Repräsentation der japanischen Gesellschaft, speziell der sozialen Zeit, zugrunde liegen. Es sollen — um einen Ausdruck von Barbara Adam zu gebrauchen- die „Schablonen “(templates; Adam 1994: 505), die die kulturvergleichende Perspektive prägen, herausgearbeitet werden.
Said verwendet den Diskursbegriff von Foucault, wie dieser ihn in„ Archäologie des Wissens “und „Überwachen und Strafen“ benutzte und der sich vom Begriff des Diskurses bei Habermas unterscheidet. Habermas setzt eine gemeinsame Sprache und Rationalität voraus, auf deren Grundlage er seinen herrschaftsfreien Diskurs konstruiert. Für Foucault hingegen ist rationales Denken nicht universal, weshalb keine gleichgestellte herrschaftsfreie Kommunikationssituation existieren kann. Im Unterschied zu Foucault hält Said den Einfluß des individuellen Autors auf den Diskurs für bedeutend: „Yet unlike Michel Foucault, to whose work I am greatly indebted, I do believe in the determining imprint of individual writers upon the otherwise anonymous collective body of texts constituting a discursive formation like Orientalism. The unity of the large ensemble of texts I analyze is due in part to the fact that they frequently refer to each other: Orientalism is after all a system for citing works and authors“ (Said 1978: 23). Der Kulturbegriff, der in der vorliegenden Arbeit Anwendung findet, unterscheidet sich von dem enger gefaßten Begriff bei Said. Vgl. dazu I.4.3.
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(2006). Das dominante Zeitkonzept und die Frage seiner Anwendbarkeit auf die japanische Gesellschaft. In: Gabbani-Hedman, S. (eds) Zeitvorstellungen in Japan. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9651-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9651-6_2
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