Auszug
Wie im Kapitel 1 thematisiert wurde, besitzen Investitionen eine zentrale Rolle für Unternehmen und werden dennoch in der betriebswirtschaftlichen Forschung weitgehend nur im Hinblick auf ihre (monetäre) Bewertung bzw. den Prozessschritt der Alternativenbewertung näher untersucht. Andere Bereiche des Investitionsprozesses, insbesondere die Kontrollschritte, werden vergleichsweise wenig betrachtet. Dieses Forschungsdefizit zumindest teilweise aufzuarbeiten, war Ziel der vorliegenden Arbeit. Im Einzelnen wurde angestrebt,
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den Begriff der Investitionskontrolle zu klären,
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die bis dato weit verstreuten Einzelergebnisse der nationalen und internationalen theoretischen und empirischen Forschung zu Investitionskontrollen zusammenzutragen, zu systematisieren und kritisch zu beleuchten, wozu insbesondere die Diskussion von Wirkungen bzw. Zielen und von (Gestaltungs-)Parametern einer Investitionskontrolle sowie deren Einfluss auf erstere gehört,
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realistische bzw. verhaltensorientierte Grundlagen für eine Theorie betriebswirtschaftlicher Investitionskontrollen zu legen,
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darauf aufbauend die potenziellen Wirkungen einer Investitionskontrolle auf die beteiligten Individuen (Kontrollierter wie Kontrolleur) systematisch und strukturiert darzustellen und
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auf Basis eines die Wirkungen und (Gestaltungs-)Parameter der Investitionskontrolle in Beziehung setzenden Strukturierungsrahmens, verhaltensorientierte Hypothesen über den jeweiligen Einfluss dieser Parameter auf die diversen Wirkungen herzuleiten und damit den Nukleus einer Theorie der Investitionskontrolle zu entwickeln bzw. implizit damit all diejenigen Bereiche zu identifizieren, die noch Forschungslücken auf dem Weg zu einer vollständigen Theorie der Investitionskontrolle sind.
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Literatur
Es sei an dieser Stelle nochmals zur Terminologie angemerkt, dass die gebräuchlichen (und daher auch hier noch verwendeten) Bezeichnungen der (gleichgeordneten) Informations-und Verhaltensfunktionen falsch sind, da das Verhalten grundsätzlich alles bewusste wie unbewusste physische wie psychische Agieren und Reagieren von Menschen bezeichnet (vgl. z. B. Höller (1978), S. 3) und somit (terminologisch) die Informationsfunktion lediglich eine Teilfunktion der Verhaltensfunktion darstellen kann.
Vgl. exemplarisch Weißenberger (2002), S. 401; Becker (2004), S. 103.
Ähnlich fordert auch Meyer (2003), S. 181f., allgemein für betriebswirtschafliche Analysen eine Abkehr von einer oft verwendeten, aber einseitigen Perspektive der Steuerung eines Untergebenen hin zu einer Betrachtung der Interaktionsbeziehung zwischen zwei Akteuren und den jeweiligen Anreizen für beide Seiten.
Vgl. hierzu nochmals die Ergebnisse von Tolman/ Honzik (1930), S. 266f., zur Bedeutung entsprechender relevanter Anreize dafür, dass Gelerntes tatsächlich auch angewandt wird.
Vgl. hierzu auch die Literatur zum Self-Justification-Effect wie bspw. Staw (1976) und Staw (1981) bzw. des so genannte Mental-Accounting bei z. B. Thaler (1985); Statman/Caldwell (1987); Weber et al. (2003), S. 25–28.
Die Entwicklung realitätsnaher Brückenannahmen oder Transformationsregeln kann auch aus allgemeiner betriebswirtschaftlich-methodologischer Perspektive als ein wichtiges, eingehend noch weiter zu ergründendes Forschungsfeld betrachtet werden: Nur durch entsprechende realitätsnahe Brückenannahmen kann letztlich, dem methodologischen Individualismus folgend, individuelles Verhalten in kollektives Verhalten überführt werden (vgl. z.B. McClelland (1961), S. 47; Hummell/Opp (1971), S. 81; Lindenberg (1977), S. 48–50; Schanz (1977), S. 67f.; Büschges (1985), S. 10–12; Coleman (1994), S. 166f.; Kunz (2005), S. 13f. u. S. 123; Meyer (2005), S. 2–7; Opp (2005), S. 92–95 u. S. 103–105; Felin/Hesterly (2006), S. 9), welches für Unternehmen als Kollektive gerade auch aus Praxissicht besonders bedeutsam erscheint.
Vgl. zu dieser Funktion eines dem ersten Unterziel des theoretisch-kausalen Forschungsziels folgenden Strukturierungsrahmens grundlegend auch schon Argyris (1957), S. IX; Fedor (1991), S. 75; Ruhnke (1997), S. 319; Chenhall (2003), S. 160.
Vgl. dazu allgemein auch Heinen (1978), S. 224.
Vgl. dazu allgemein ähnlich auch Küpper (2001), S. 60. Beispielshaft sei hier auf den ZielpräzisierungseffektKO oder die Einstellungslerneffekte verwiesen. Auch erlaubt der psychologisch-verhaltensorientierte Ansatz bspw. den aus der normativen Prinzipal-Agenten-Theorie oder der Spieltheorie bekannten, hier als ErwartungseffektKO bezeichneten, Wirkungseffekt zu präzisieren: Er erlaubt es aufzuzeigen, dass entgegen den Ergebnissen der Prinzipal-Agenten-Theorie durchaus von Kontrollen auch ohne eine Koppelung der Kontrollergebnisse an das Beurteilungs-bzw. Anreizsystem bereits Verhaltenseffekte ausgelöst werden können (Vgl. hierzu Coenen (1998), S. 5f., der annimmt, dass die Verhaltens Wirkung von Instrumenten nicht isoliert, sondern nur unter Berücksichtigung der vom Kontext gewährten Anreize untersucht werden kann (vgl. ähnlich Ewert/Wagenhofer (1995), S. 415; Ewert/Wagenhofer (2003), S. 351)). Während dies unter den Prämissen des mikroökonomisch-verhaltensorientierten Ansatzes durchaus richtig ist, zeigt der psychologisch-verhaltensorientierte Ansatz auf, dass hier der Prinzipal-Agenten-Theorie nur begrenzte Wahrheit in Bezug auf die Praxis zukommt. Vgl. ähnlich für die psychologisch-verhaltensorientierte betriebswirtschaftliche Forschung Küpper (2001), S. 60.
Vgl. exemplarisch das Postulat von Weißenberger (2002), S. 403, sowie die Forschungsstränge des Behavioral Accounting und des Behavioral Finance als Belege diese Fruchtbarkeit.
Vgl. grundsätzlich zur Frage der Akzeptierbarkeit von Aussagen ausgehend vom Forschungsstand auch Massé (1959), S. VIIf.
Vgl. Popper (1998), S.82f.
Jensen (1970), S. 508.
Vgl. Popper (1998), S. 82f.; Popper (2002), S. 6.
Vgl. Popper (1998), S.82f.
Vgl. Amshoff (1993), S. 21.
Vgl. Schanz (1977), S. 328 sowie dortige Quellen. Siehe weiter auch Möller (2005), S. 180.
Vgl. Popper (1972), S. 40.
Der sog. Thematische-Apperzeptions-Test (TAT) kann zur Messung der Bedürfnisstärke herangezogen werden. Vgl. allgemein zum TAT z. B. Zimbardo/ Gerrig (2004), S. 532.
Zu den Methoden der Messung von Einstellungen durch Globale Selbstberichte oder Response-Time-Test siehe bspw. den knappen Überblick bei Olson/ Zanna (1993), S. 123f., und die dort zitierten Quellen. Für eine ausführlichere Diskussion vgl. bspw. Fishbein/Ajzen (1975), S. 53–106; Ajzen (1988), S. 8–18.
Für eine kurze Einführung in die Experimentkonstruktion und die Experimentalpsychologie vgl. z. B. Sarris/ Reiß (2004).
Angemerkt sei dabei jedoch, dass auch in eher „klassischen“ Fragen der Betriebswirtschaftslehre empirische Probleme bestehen können. So erweist sich auch bei mikroökonomisch-verhaltensorientierten Modellen die Messung zentraler Konstrukte wie z. B. der Agency-Costs oder der Transaktionskosten oft als schwierig (vgl. Schneider (1987), S. 488–490).
Einwenden ließe sich hier, dass eine solche Kooperation vielleicht nicht nötig wäre, sofern anstelle der (aus betriebswirtschaftlicher Sicht zunächst einmal als schwieriger prüfbar erscheinenden) kognitiven Konstrukte behavioristische Ansätze eingesetzt worden wären. Dem ist jedoch — wie in Kapitel 1.2 detailliert erläutert — entgegenzuhalten, dass sich die (sozial-)psychologische Forschung inzwischen einig ist, dass sich lediglich wenig komplexe Handlungen (z. B. Reflexe) durch die klassischen behavioristischen, den Menschen als „black box“ betrachtenden Ansätze erklären lassen. Komplexere Handlungen, zu denen ohne Zweifel auch das Handeln von Individuen in Unternehmen und insbesondere im Investitionskontrollprozess zu zählen sein wird, lassen sich durch diese einfacheren behavioristischen Ansätze nicht erklären. Vielmehr erweisen sich hier (sozial-)kognitive Perspektiven als überlegen (vgl. auch Myers (2005), S. 340). Eben einer solchen folgt daher auch die vorliegende Arbeit und nimmt dafür in Kauf, dass sich entsprechende Hypothesen nur mit etwas größerem Aufwand und (psychologischem) Fach-und Methodenwissen prüfen lassen. Dafür erlauben die Arbeit und die in ihr generierten Hypothesen beispielsweise auch so aus behavioristischer Perspektive überraschende Phänomene wie den so genannten Self-Justification Effect zu erklären, sowie die in der klassischen, großzahligen empirischen betriebswirtschaftlichen Forschung sehr häufig festzustellenden Widersprüche zwischen einzelnen Studien abzubilden, da im Gegensatz zu diesen, als behavioristisch zu charakterisierenden empirischen Studien, die vorliegende Arbeit die zwischen Reiz und die Verhaltensreaktion der betrachteten Individuen stehenden kognitiven Konstrukte mit berücksichtigt und somit zu differenzierteren Aussagen gelangt (zum Self-Justification Effect vgl. z. B. Staw (1976); Staw (1981); vgl. exemplarisch für widersprüchliche empirische Ergebnisse in der (behavioristischen) betriebswirtschaftlichen Forschung die Studien zum Einfluss einer Anreizkoppelung auf die Verhaltenswirkungen von Budgetkontrollen bei Fisher et al. (2002), S 848, sowie Künkele/Schäffer (2005), S. 23).
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(2006). Schlussbetrachtung. In: Investitionskontrolle. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9446-8_7
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