Auszug
In den meisten entwickelten Industriestaaten der Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Widerspruch herausgebildet, den es zum Wohle des Wirtschaftslebens ebenso wie eines gesunden und produktiven Alterns aufzulösen gilt: Der Alterung der Gesellschaften insgesamt stand eine Verjüngung ihrer Arbeitswelt gegenüber. Während die Lebenserwartung der Menschen und der Anteil der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung in den letzten Jahrzehnten gestiegen sind, sank das Durchschnittsalter der erwerbstätigen Bevölkerung. Schon viele 55-Jährige linden heute keinen Platz mehr in der Welt der Erwerbsarbeit. Das belastet nicht nur die Sozialsysteme, sondern in vielen Fällen auch das Wohlbefinden, die Lebensqualität und das positive Selbst- und Rollenverständnis der älteren. Eine änderung dieses Zustandes wird grüindliche überlegungen zur Ausbalancierung zwischen Arbeitsbedingungen einerseits und Lebensbedingungen und Lebensentwiürfe der Einzelnen andererseits erforderlich machen, also eine „Work-Life Balance“ auch im Hinblick auf die Lebenssituation der älteren Menschen. Damit ist die Gerontologie aufgerufen, an dieser Aufgabe mitzuarbeiten. Sie ist schon deshalb unabweisbar, weil das Potenzial an Arbeitskräften zukiünftig aus demographischen Gründen nicht nur schrumpfen, sondern zugleich auch ein steigendes Durchschnittsalter haben wird. Clemens spricht von dem „Berg an Mittelalten“, welcher derzeit die Arbeitswelt dominiert, der aber, die Jahrgänge durchwandernd, in etwa 10 bis 20 Jahren zu einem Altersberg anwachsen werde.37
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Kaiser, H.J. (2007). Work-Life Balance aus der Sicht der Gerontologie. In: Esslinger, A.S., Schobert, D.B. (eds) Erfolgreiche Umsetzung von Work-Life Balance in Organisationen. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9380-5_7
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