Auszug
Wenn man sich einen Überblick uiber die neuere Führungsforschung verschaffen möchte, stößt man in der aktuellen Literatur vor allem auf zwei Begriffe: Interaktion und Identität. Führung — so ist neuerdings immer mehr zu lesen — sei ein wechselseitiges, eben interaktives Einflussgeschehen zwischen Führungskraft und Gefuhrten,1 das sich aus einer je getrennten Führer- oder Gefuhrten-bezogenen Betrachtung nicht angemessen erfassen ließe. Die traditionelle Führungsforschung, in der das Führungsphänomen zu einem individuellen Eigenschaftsmuster oder Verhaltensprogramm verkürzt wird,2 muss daher aus neuerer Sicht ebenso scheitern, wie die kognitiven und konstruktivistischen Ansätze, in denen Führung als subjektiv erzeugte oder sozial vermittelte Wahrnehmungsleistung der Geführten gedeutet und damit in letzter Konsequenz auch wieder nur an einen der Interaktionsbeteiligten zurückgebunden wird.3 In beiden Fallen — so die zwischenzeitlich weitgehend akzeptierte Kritik — wird dem Interaktionsgeschehen zwischen Führungskräften und Geführten4 ein viel zu geringes Gewicht eingeräumt: Führung bleibt ein „individueller Akt“,5 die Reziprozität im Einflussgeschehen ist nicht hinreichend erkennbar. Die interaktive Qualität der Führungsbeziehung muss daher in Zukunft deutlich stärker herausgearbeitet werden als dies bisher der Fall war.6 Das Führungs-geschehen soll nun nicht mehr länger im individualpsychologischen Sinne aus der je getrennten Analyse intrasubjektiver Prozessen erklärt werden, stattdessen rückt das Interaktionsgeschehen selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung.7 Die Verhaltensweisen von Führungskräf-ten und Geführten lassen sich — anders gesagt — aus neuerer Sicht nicht künstlich voneinander isolieren, sie sind vielmehr wechselseitig aufeinander bezogen und miteinander verzahnt, ohne das sich in das Beziehungsgeflecht eine eindeutige Kausalstruktur legen ließe.8 Kurz: Fuührung ist Interaktion.
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(2006). Einleitung. In: Führung Interaktion und Identität. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9190-0_1
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