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Auszug

Die Blockmodellanalyse ist ein anspruchsvolles Verfahren, um soziale Netzwerke zu untersuchen. Sie stammt aus den 70er Jahren, als sich die Sozialwissenschaftliche Netzwerkanalyse als eigenes Forschungsparadigma etablierte und eine Fü lle von Methoden zur Analyse von sozialen Netzwerken und damit verknüpften theoretischen Perspektiven entwickelte. Die Blockmodellanalyse ist deswegen besonders interessant, weil sie fundamentale theoretische Konzepte wie ≫soziale Rolle≪, ≫soziale Position≪ und ≫soziale Struktur≫ mit einer formalen quantitativen Analysemethode verknüpft. Das Verfahren ist vielseitig anwendbar und hat schon in mehreren Forschungsgebieten wie der ≫historischen Soziologie≪, z.B. Barkey und Van Rossem (1997); Padgett und Ansell (1993), der ≫Forschung zu kommunalen Eliten≪, z.B. R. L. Breiger (1979); Kappelhoff (1987), der Forschung zu ≫Interorganisationalen Netzwerken≪, z.B. Galaskiewicz und Krohn (1984); Lincoln und Gerlach (2004); Knoke und Rogers (1979), der Forschung zu ≫internationalen Handelsbeziehungen≪, z.B. R. L. Breiger (1981); Nemeth und Smith (1985), der Forschung zu ≫Wissenschaftsnetzwerken≪, z.B. Burt (1978/79) und in der Ethnologie, z.B. Bearman (1997), zu substantiellen Beiträgen geführt. Die Wichtigkeit dieser Methode ergibt sich daraus, dass sie möglicherweise geeignet ist, ein Auseinanderfallen der Soziologie in Theorien und Methoden zu überwinden. Auf der Theorieseite gibt es die von Durkheim (1894) formulierte soziologische Grundü berlegung, dass Soziales als soziale Tatsache ein über das Individuum hinausgehendes eigenständiges Wesen sui generis besitzt, das wiederum auf das Individuum als Zwang zurückwirkt.1 Simmel (1908) definierte als konstitutiven Gegenstand der Soziologie entsprechend nicht das Individuum, sondern die Vergesellschaftung, also das in Wechselwirkung-Tiefen der Individuen. Auf der anderen Seite steht eine simplifizierende angewandte Sozialforschung, die dies häufig nicht berücksichtigt und immer wieder beim Individuum als Untersuchungseinheit stehen bleibt. Dabei kann die Soziologie von einer Überwindung dieser Kluft sicherlich profitieren. Das primäre Interesse dieser Arbeit liegt also in der besonderen theoretischen Konzeption dieser Methode. Daraus resultiert jedoch auch ein Interesse an der konkreten Durchführung und Anwendung des Verfahrens. Die Entwicklung der Methode wurde von einigen mit einem umfangreichen mathematischen Hintergrund ausgestatteten Spezialisten in den letzten Jahren vorangetrieben.2 Allerdings scheint der Einsatz der Methode ihrer Entwicklung hinterherzuhinken, und das nicht unproblematische CONCOR-Verfahren ist zur Durchführung einer Blockmodellanalyse noch recht verbreitet. Besonders problematisch ist, dass in einigen Forschungsarbeiten die methodischen Entscheidungen, die zur Durchführung einer Blockmodellanalyse notwendig sind, kaum begründet und reflektiert werden.3 Dabei ist die Blockmodellanalyse gerade ein Verfahren, dass dem Forscher besonders viele methodische Entscheidungen abverlangt. Es fehlt an einer Einführung, die diese Entscheidungen übersichtlich darstellt, um die Implikationen verschiedener Vorgehensweisen zu verdeutlichen.4 Dabei sollen auch praktische Hinweise gegeben werden, mit welchen Computerprogrammen welche Analyseschritte durchgeführt werden können.5 Somit ergeben sich für diese Arbeit zwei Fragestellungen, die auseinander hervorgehen:

  1. (1)

    Die theoretische Grundlegung des Verfahrens soll rekonstruiert werden. Dem liegt die Überzeugung zugrunde, dass sich Theorien und Methoden nicht voneinander trennen lassen. Dabei soll insbesondere die soziologische Erklä rungsleistung einer strukturell-relationalen Theoriekonzeption herausgearbeitet werden.

  2. (2)

    Um die Anwendung der Methode zu fördern, sollen die Schritte bei der Durchführung übersichtlich dargestellt werden. Daraus resultiert eine methodische Fragestellung: Was muss ein Forscher beachten, wenn er sich für die Anwendung einer Blockmodellanalyse entscheidet? Diese Fragestellung ergibt sich insbesondere auch deshalb, weil einige methodische Alternativen bisher noch nicht systematisch bezüglich ihrer Güte geprüft wurden. Dies soll hier geschehen, um dem Forscher eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben.

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© 2006 Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

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(2006). Einleitung. In: Die Blockmodellanalyse. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9145-0_1

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