Auszug
In diesem Abschnitt sollen einige Aspekte und Grundprobleme des sog. Neoinstitutionalismus bzw. der Neoinstitutionentheorie dargestellt werden. Die Leitfrage ist dabei, inwieweit politische Vorgänge wie der Bologna-Prozess als institutionelle Arrangements bzw. Institutionalisierungsprozesse verstanden, beschrieben und erklärt werden können. Nach einem allgemeinen Überblick über die Vielfalt institutionentheoretischer Zugänge werden mit der These des Institutionellen Isomorphismus von DiMaggio und Powell und dem Konzept der Institutionenanalyse von Lepsius zwei exemplarische Zugänge vorgestellt.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
DiMaggio/ Powell 1991a, S. 3.
Einen Überblick bietet Stahl 1998, S. 18.
Polanyi 1977 (1944).
Fuest 1998, S. 296. Eine ausführliche Diskussion idealtypischer Akteurskonzepte findet sich bei Esser 1991, S. 52. Das Spannungsfeld zwischen Homo Oeconomicus (restricted, perfect informed, stable preferring, maximizing) und Homo Sociologicus (socialized, role-playing, sanctioned) wird hier durch das sog. RREEMM-Schema durchbrochen (restricted, resourceful, expecting, evaluating, maximizing man).
DiMaggio/ Powell 1991a, S. 4. Die Autoren gehen auch ausfuhrlich auf die Unterschiede der ökonomischen Institutionalismen ein. Kristallisationspunkte sind der Umgang mit Ideologie und staatlicher Steuerung, die Funktionalität von Institutionen als Bestandserfordernis und die historisch-evolutionäre Genese von Institutionen. Einen ausführlichen Überblick über die wirtschafts-und sozialwissenschaftliche Theoriebildung zu interorganisationalen Beziehungen liefert Fuest 1998, S. 73–109.
Dieselben, S. 5.
Dieselben, S. 6f. Eine andere Zuordnung findet sich bei Stahl. Auf der Suche nach Institutionalisie-rungsfaktoren macht er innerhalb der politologischen Integrationsforschung drei Ansätze aus: Föderalismus bzw. Nationalismus, Funktionalismus und Transaktionismus. Vgl. Stahl 1998, S. 24–36. Im Übrigen rechnet Stahl die regimetheoretischen Ansätze dem ökonomischen Institutionalismus zu (S. 46ff), womit einmal mehr der lediglich heuristische Charakter einer solchen disziplinären Abgrenzung deutlich wird.
Ausführlich und mit synoptischer Zusammenfassung bei DiMaggio/ Powell 1991a, S. 12ff.
Dieselben, S 16. Vgl. Mayntz/Scharpf 1995b, S. 50f.
Den sozialen Funktionszusammenhang illustriert Parsons mit der Metapher eines Hauses, wobei einzelne Räume die Akteure, Wohnungen formale Organisationen, Etagen als Institutionen bzw. organisationale Mechanismen und das Haus die Gesamtgesellschaft darstellt: Parsons 1976, S. 73f. Vgl. auch DiMaggio/Powell 1991a, S. 16f.
Dieselben, S. 20f. Hier diskutieren die Autoren auch einige Unterschiede zwischen Ethnomethodologie und Wissenssoziologie.
Lepsius 1995, S. 394.
Berger/ Luckmann 1972, S. 58.
Vollmer 1996, S. 316.
Stahl 1998, S. 19.
Ebenda.
Derselbe, S. 20.
Bunse 1994, S. 2ff. und S. 30ff. In diesem Zusammenhang referiert Kröll eine Reihe von heuristischen Metaphern zur näheren Bestimmung organisationaler Muster (Maschine/Gefängnis/ Theater; rationales/natürliches/offenes System), verzichtet aber auf die Abgrenzung von Organisation und Institution. Vgl. Kröll 2003, S. 130f.
Zürn 1998, S.147ff.
Vollmer betrachtet Mitgliedschaft als zentrale Institution von Organisationen. Im Anschluss an einen wissenssoziologisch fundierten Institutionsbegriff umfasst die Mitgliedschaftsrolle „die Institutionalisierung von Ämtern mit bestimmten Kompetenzen“ sowie „Institutionalisierung von Entscheidungsproblemen“ und konstruiert damit letztlich (vermittelt über Zuständigkeiten) die organisationale Hierarchie. Vollmer 1996, S. 319f.
Zum Verhältnis von Vertreterschaft, Delegation und Repräsentation vgl. Bourdieu 1997, S. 68f.
DiMaggio/ Powell 1991b, S. 63f.
Dieselben, S. 64.
Dieselben, S. 65.
Dieselben, S. 66. Hervorhebungen A.K.N.
Eine ähnliche Terminologie hatte bereits 1975 Etzioni verwendet. Innerhalb einer Supraeinheit können die Beziehungen zwischen den Teileinheiten durch Zwang (coercive), Nutzenkalküle (utilitarian) oder Tradition (normative) geprägt sein: Etzioni 1975, S. 564. Auf dieser Grundlage betrachtet er die Gemeinschaftsbildung auf internationaler Ebene und unterscheidet vier Determinanten internationaler Strukturierung: degree of elitism (i), degree of internalization (ii), communication capabilities (iii) und degree of responsiveness (iv). Vgl. Etzioni 1969, S. 348ff.
DiMaggio/ Powell 1991b, S. 67f.
Dieselben, S. 74. Hervorhebungen A.K.N. Für die Ebene des organisationalen Feldes formulieren die Autoren ähnliche Hypothesen, die auf die Zentralität der Abhängigkeit und den Austausch mit staatlichen Agenturen abstellen (S. 76). In dieser Arbeit stehen freilich die Merkmale der Akteure im Vordergrund.
Vgl. die Burt-Paraphrase bei Jansen 1999, S. 176ff.
DiMaggio/ Powell 1991b, S. 75. Hervorhebungen A.K.N. Wieder werden die feldbezogenen Implikationen zu eigenen Thesen zusammengefasst (S. 77). Sie stellen auf die Variationsbreite von Organisationsmodellen im Feld und das Ausmaß von Zweck-Mittel-und Zielunklarheiten ab.
Dieselben, S. 71f.
Dieselben, S. 75f. Hervorhebungen A.K.N.
Knoke/ Kuklinski 1982, S. 16. Für eine Anwendung vgl. Laumann/Knoke 1987, S. 13 u. S. 381 f.
DiMaggio/ Powell 1991b, S. 72. So ergeben sich bestimmte Machtmittel erst aus einer zentralen Netzwerkposition heraus. Die Autoren nennen die Zuweisung von Legitimität und Publizität („visibility“).
Lepsius 1995, S. 394.
Ebenda.
Derselbe, S. 395. Vgl. Lepsius 1997, S. 57f.
Weber 2002 (1920), S.676. Hervorhebung im Original.
Derselbe, S. 683f.
Derselbe, S. 684.
Lepsius 1995, S. 395.
Lepsius 1997, S. 58
Lepsius 1995, S. 395. Lepsius 1997, S. 59.
Lepsius 1995, S. 399.
Derselbe, S. 399f. Hervorhebung A.K.N. Lepsius 1997, S. 60ff.
Derselbe, S. 401 f.
Jarren/ Donges 2002, S. 34. Hervorhebungen A.K.N.
Dieselben, S. 35.
Dieselben, S. 36.
Dieselben, S. 41–46.
Kaiser 1998.
Habermas 1998.
Messner/ Nuscheler 2003, S. 16.
Mayntz 1997, S. 263f.
Mayntz/ Scharpf 1995, S. 9f.
Mayntz 1997, S. 271.
Mayntz/ Scharpf 1995, S. 16.
Dieselben, S. 24f.
Dieselben, S. 25f.
Dieselben, S. 26.
Sackmann/ Weymann 2003, S. 689.
Dieselben, S. 690.
Einer Demokratisierung politischer Prozesse durch Einbezug zahlreicher Akteure stehen prozedurale Defizite von Transparenz und Legitimation gegenüber. Vgl. Beisheim 2003, S. 70ff. und Wallace/Wallace 2000, S. 34.
Messner/ Nuscheler 2003, S. 3.
Stahl 1998, S. 46f.
Messner/ Nuscheler 2003, S. 10.
Stahl 1998, S. 46.
Messner/ Nuscheler 2003, S. 11 ff.
Dieselben, S. 15ff.
Beisheim 2004, S. 33.
Ebendort. Vgl. auch Sackmann/Weymann 2003, S. 697.
Dieselbe, S. 47f. Heuristisch sicherlich wertvoll, ist diese unorthodoxe begriffliche Unterscheidung m.E. problematisch, da die Präpositionen „trans“ und „inter“ ja eher auf spezifische Interdependenzbeziehungen von Akteuren als auf deren (wie auch immer begründeten) öffentlichen oder privaten Status bezogen sind. Auch ist das Begriffspaar transnational-international in akademischen und politischen Diskursen in einer Weise eingehegt, welche die Benennung Beisheims abwegig erscheinen lässt.
Dieselbe, S. 61.
Dieselbe, S. 77ff.
Dieselbe, S. 82ff.
Dieselbe, S. 86ff.
Dieselbe, S. 89ff.
Mayntz/ Scharpf 1995, S. 25ff.
Zu dieser Unterteilung vgl. Laumann/ Knoke 1987, S. 5.
Laumann/ Knoke 1987; Knoke u.a. 1996.
Laumann/ Knoke, S. 381. Knoke u.a. 1996, S. 7.
Diese Unterscheidung wurzelt in der alten Steuerungstheorie, insoweit Öffentlichkeit eine Eigenschaft des hoheitlichen Steuerungssubjekts ist und Privatheit (als Abwesenheit hoheitlicher Gewalt) eine Eigenschaft der Steuerungsobjekte. Sie wird durch die Heuristik des Organizational State gleichsam aufgezehrt. Vgl. Laumann/ Knoke 1987, S. 382.
Knoke u.a. 1996, S. 7f.
Laumann/ Knoke 1987, S. 382.
Das gilt nicht für die Integration des OS als Ganzem. Mit Simmeis Vorstellung von der Überschneidung sozialer Kreise lässt sich von einer hohen Überschneidung von Cleavages auf eine hohe Integration des politischen Feldes schließen (Simmel 1992 (1909)). Fraglich ist, inwieweit im Rahmen der losen und zeitigen Strukturierung einer solchen „Verkettungsintegration“ (Esser 2000a) isomorphe Kräfte ins Werk gesetzt werden.
Laumann/ Knoke 1987, S. 386.
Auch in der voluntaristischen Vorstellung von Kooperation der Spieltheorie lassen sich die Bedingungen der Möglichkeit von Strukturierung theoretisch modellieren. Ein denkbar einfaches Beispiel stammt von Axelrod, der auf den Grad des Interessenkonflikts, mithin also auf die inhaltliche Distanz politischer Parteien als zentrale Determinante von Kooperation abstellt. Axelrod 1976.
Knoke u.a. 1996, S. 9. Hervorhebung im Original.
Dieselben, S. 10. Ein weiterer Faktor für die erfolgreiche Einflussnahme könnte die Fokussierung einer Organisation sein, die sich u.U. komplementär zu ihrem Aggregationsgrad verhält. So verfugen Spitzenverbände zwar möglicherweise über mehr Ressourcen als einzelne Interessengruppen, müssen aber auch ein wesentlich breiteres und diffuseres Interessenspektrum abdecken.
Dabei handelt es sich um eine sog. „realistische Methode“ der Abgrenzung von Netzwerken, vgl. Abschnitt 5 in diesem Unterkapitel. Jansen 1999, S. 67; Knoke/Kukliniksi 1984, S. 22f; Faust/Wasserman 1995, S. 31 f.
Knoke u.a. 1996, S. 14.
Dieselben, S. 18.
Dieselben, S. 20f.
Mayntz und Scharpf betrachten korporative Akteure im Anschluss an Coleman als “handlungsfähige, formal organisierte Personen-Mehrheiten, die über zentralisierte, also nicht mehr den Mitgliedern individuell zustehende Handlungsressourcen verfügen, über deren Einsatz hierarchisch [...] oder majoritär entschieden werden kann”. Mayntz/ Scharpf 1995b, S. 49f.
Pappi u.a. 1993, S. 3f.
Mayntz/ Scharpf 1995b, S. 50.
Dieselben, S. 55ff.
Dieselben, S. 56. In Abgrenzung zu March/Olsen 1989, S. 160ff.
Dieselben, S. 54.
Laumann/ Knoke 1987, S. 99.
Dieselben, S. 101 ff.
Knoke u.a. 1996, S. 73.
Beisheim 2004, S. 24f.
Beisheim 2004, S. 107ff. Vgl. auch die resultierende Sechsfeldertafel auf S. 109.
Stahl 1998, S. 101.
Damit wird deutlich, dass es sich bei den situativen Akteuren um Zusammenschlüsse mit denkbar geringem Institutionalisierungsgrad handelt: spontane Aktionsbündnisse und soziale Bewegungen in ihrer Konstitutionsphase. Ebenda. Vgl. Fn. 3.
Haas 1992, S. 3 zit. nach Stahl 1998. Hervorhebungen A.K.N.
Stahl 1998, S. 32f.
Vgl. Sackmann/ Weymann 2003, S. 696.
Jansen 1999, S. 53. Es handelt sich urn eine unwesentlich kommentierte Übersetzung von Knoke/Kuklinski 1984, S. 15f. Vgl. auch Faust/Wasserman 1994, S. 37.
Mayntz/ Scharpf 1995b, S. 55ff.
Diese instruktive Metaphorik stammt aus der amerikanischen Debatte über soziales Kapital. Vgl. Lockhart 2003.
Storberg 2002.
Svendsen/ Svendsen 2003.
Esser 2000, S. 213f.
Derselbe, S. 214ff. (Humankapital) und S. 225ff. (kulturelles Kapital).
Esser 2000, S. 232ff. (institutionelles Kapital) und S. 234f. (politisches Kapital).
Derselbe, S. 247–250.
Derselbe, S. 250–252.
Derselbe, S. 252f.
Fuest 1998; Röder 2001; Kröll 2003 sowie stärker theoretisch Bunse 1994.
Die eingängige Unterscheidung von Um-zu-und Weil-Motiven findet sich bei Mayntz/ Scharpf 1995b, S. 55.
Blau 1976 (1955), S. 55f. Blaus strukturtheoretische Übertragung dieses Modells führt ihn zur Unterscheidung von vier dynamischen Einflussgrößen im Prozess sozialer Ordnung: Integration, Differenzierung, Opposition und Legitimation (S. 56), die er in der Folge in ein Schema organisationalen Austausches einordnet (S. 65ff). Damit wird allerdings eher die konflikthafte Dynamik politischer Prozesse dargestellt als Motive, Bedingungen oder Muster interorganisationaler Kooperation.
Fuest 1998, S. 72f. Homologie und Interdependenz stehen in einem Spannungsverhältnis, insoweit maximale Gleichartigkeit minimale Austauschmotivation begründet. Differenzierter zum Verhältnis organisationaler Zielstellungen daher: Röder 2001, S. 114f.
Dieses Muster der Verstetigung steht im Widerspruch zu der Annahme von Knoke und Laumann, Kooperation und Koalition im „Organizatonal State“ seien grundsätzlich prekär und opportunistisch: Laumann/ Knoke 1987, S. 386 (vgl. 1.2.1.1).
Fuest 1998, S. 50ff. Die Autorin unterscheidet zudem die Ausgangslage der Zusammenarbeit als vertikal, horizontal und benennt in der resultierenden Neunfeldertafel Idealtypen von Kooperation. Leider schwankt der Abstraktionsgrad innerhalb der Darstellung so stark, dass die Typologie in dieser Form wenig brauchbar ist (S. 51).
Beisheim 2004, S. 115.
Kröll macht Joint Ventures als eine Steuerungsalternative neben Markt, Hierarchie und strategischen Allianzen aus. Kröll 2003, S. 110ff.
Evan 1972. Ähnlich Kröll 2003, S. 105f.
Jansen 1999, S. 65.
Ebenda.
Jansen 1999, S. 65ff; Knoke/Kuklinski 1984, S. 22f.; Faust/Wasserman 1995, S. 31f.
Sackmann/ Weymann 2003, S. 704. Jansen unterscheidet für dieses Vorgehen Reputationsmethode und relationale Methode. Jansen 1999, S. 67.
Jansen 1999, S. 104f.
Dieselbe, S. 57.
Dieselbe, S. 185ff.
Dieselbe, S. 203ff.
Dieselbe, S. 99.
Dieselbe, S. 98.
Rights and permissions
Copyright information
© 2006 Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
(2006). Theoretische Vorüberlegungen. In: Der Bologna-Prozess als Politiknetzwerk. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9143-6_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8350-9143-6_2
Publisher Name: DUV
Print ISBN: 978-3-8350-6046-3
Online ISBN: 978-3-8350-9143-6
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)