Zusammenfassung
Vor dem Angriff des westlichen Imperialismus im 19. Jahrhundert war der Ferne Osten noch eine geschlossene, einheitliche Welt, die von der konfuzianischen Staats- und Gesellschaftslehre geprägt wurde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Konfrontation insbesondere Chinas und Japans mit der abendländischen Zivilisation. Durch den Kolonialismus der Westmächte wurde das vormoderne Ostasien zerbrochen.
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Literatur
Seit der ersten Kraftprobe mit Großbritannien durch den Opiumkrieg (1839–1842). Die Qing-Dynastie wurde nach der ersten Niederlage im Opiumkrieg (1840–1843) gegen England und den nachfolgenden Kriegen gegen andere europäische Länder bzw. im Lorcha-Krieg gegen die Engländer und Franzosen (1856) und beim Boxeraufstand gegen die Armee der verbündeten acht westlichen Mächte (1900) besiegt. Siehe: Ting-Yee Kuo Grundzüge der chinesischen Geschichte in der modernen Zeit, Taipei 1994, Bd. 1, S. 51 ff.
Der Begriff Nationalstaat wurde mit „Minzu-Guochia“ 民族國家 ins Chinesische übersetzt. Der Begriff des „Minzu“ kombinierte das Bedeutungselement „Volk“ (民 „Min“) mit der Abstammungsgemeinschaft (族 „Zu“). Als die Begriffe der Nation und des Staates durch nicht vereinheitlichte Übersetzungen ins Chinesische eingeführt wurden, ergab sich nicht nur eine größere Vagheit dieser Begriffe, sondern auch eine Verwechslung mit den traditionellen Ausdrücken. Siehe: Jürgen Osterhammel, Shanghai 30. Mai 1925, Die chinesische Revolution, München 1997, S. 118; Hong-Yuan Zhu, Die Evolution des Staatsbegriffs seit der Gründung der Republik China unter den Chinesen, In: Institute of Modern History (Hrsg.), Identität und Staat: Der Vergleich der modernen Geschichte zwischen Westen und Osten, Taipei 1994, S. 6 f.
Noriko Kokubun, Die Bedeutung der deutschen für die japanische Staatslehre unter der Meiji-Verfassung, Diss. Universität Erlangen-Nürnberg, 1992, S. 65 f.
Paul-Christian Schenck, Der deutsche Anteil an der Gestaltung des modernen japanischen Rechts-und Verfassungswesens, Stuttgart 1997, S. 89 ff.
Philip C. Huang, Liang Chi-chiao, in: Peter J. Opitz (Hrsg.), Vom Konfuzianismus zum Kommunismus, München 1969, S. 77.
Tay-Sheng Wang, Die Wandlung der Rechtsanschauungen der Bürger in Taiwan, in: derselbe, Die Unterbrechung und Kontinuität des taiwanesischen Rechts, Taipei, 2002, S. 195 f.
Jürgen Osterhammel, a. a. O. (Fn. 2), S. 80 ff.
Shing-I Liu, Die Begründung des Rechts und des Staats nach der klassischen chinesischen Philosophie — im Vergleich zu den Grundgedanken der klassischen abendländischen Naturrechtslehre, Diss., Universität München, 1983, S. 61.
Otto Franke, Die staatsrechtliche Entwicklung in Chinas, seit 1901, JöR 6, 1912, S. 504.
Eine ausführliche geschichtliche Beschreibung gibt Chih-Chieh Tang, Vom traditionellen China zum modemen Taiwan: die Entwicklung funktionaler Differenzierung am Beispiel des politischen Systems und des Religionssystems, Diss. Universität Bielefeld, 2002, S. 210.
Vgl. Ai-er Chen, Die Menschenrechtsidee im chinesischen Rechtsdenken, in: Starck (Hrsg.), Staat und Individuum im Kultur-und Rechtsvergleich: deutsch-taiwanesisches Kolloquium vom 8. bis 10. Juli 1999 an, der Georg-August-Universität Göttingen, Baden-Baden, 2000, S. 39.
Chih-Tung Chang, Aufforderung zum Lernen (勤學篇, „Chüanhxuehpien“) (1898) in: Shu Wang (Hrsg.), Gesamtschriften von Chang Chih-Tung, Taipei 1966, S. 14537.
Shu-Hua Qian, Die Idee der Menschenrechte in der 4. Mai-Bewegung — Die Verbreitung der Menschenrechtsidee durch die Zeitschrift „Jugend“ und die Kritik der (konfuziansischen) Ritenlehre (禮教), in: Journal of Chung Cheng Institute of Technology, Vol. 30, No. 1, 2001, S. 241–246.
Kang You-Wei war ein monarchischer Reformist der späten Qing-Zeit. Er befürwortete eine konstitutionelle Monarchie. Nach der Gründung der Republik versuchte er vergeblich eine Restauration. Er glaubte, dass man die Antwort auf die westliche Herausforderung in den konfuzianischen Klassikem finden könne. Mit anderen Worten werde „die Veränderung auf die Lehren der alten Zeit gestützt (托古改制 tuo-gu gai-chih)“. Siehe. Chün-Chieh Huang, Die Integration der chinesischen und westlichen Ideen vom (Werk) „Zur Darstellung Mengzis“ von Kang You-Wei, In: Institute of Modern History (Hrsg.), Die Ideen der „philosophischen Praktik“ (經世 „Jingshi“) in der Neuzeit Chinas, Taipei 1984, S. 577–609.
Liang ist der erfolgreichste Denker und Politiker in der chinesischen Moderne. Seine Auffassung der Erneuerung Chinas als National-und Verfassungsstaat war von der deutsch en Staatslehre des 19. Jahrhunderts durch die japanische Übersetzung in hohem Maß beeinflusst. Siehe: Ruediger Machetzki, Liang Ch’i-ch’ao und die Einflüsse deutscher Staatslehren auf den monarchischen Reformnationalismus in China nach 1900, Diss. Hamburg, 1973, S. 56 ff.
Zur Verbindung zwischen Konfuzianismus und Sunyatsenismus siehe: Gottfried-Karl Kindermann, Konfuzianismus, Sunyatsenismus und chinesischer Kommunismus, Freiburg, 1963, S. 30–38.
Du-Xiu Chen, Appell an die Jugend, in: Jugend Vol. I Heft 1, Shanghai, 1915.
Dies führte zur Entstehung der Kontroverse über Wissenschaft und Lebensanschauung im Jahre 1923 und weiter zur Ausdifferenzierung der intellektuellen Gruppen. Während die Anhänger des Neokonfuzianismus wie Chang Chün-mai den deutschen Neo-Idealismus rezipierten, übernahmen die Anhänger des westlichen Empirismus und Pragmatismus wie Hu Shi die Lehren Deweys und Pearsons. Siehe: Werner Meißner, China zwischen nationalem „Sonderweg“ und universaler Modernisierung — Zur Rezeption westlichen Denkens in China, München 1994, S. 147 ff.
Nunmehr wurden Ideologien von Anarchismen, Sozialismen, Kommunismen von Kropotkin, Bakunin, Comte, Tolstoi, Russell, Marx, Engels und Lenin von der jungen chinesischen Generation rezipiert. Vgl. Peter J. Opitz, Chinas Aufbruch in die Modeme, In: derselbe (Hrsg.), Vom Konfuzianismus zum Kommunismus, München 1969, S. 30.
Die Hauptfigur war der Beamte Shen Jia-ben 沈家本 (1840–1913), der in klassischer chinesischer Tradition ausgebildet wurde und sich dafür einsetzte, dass die westlichen strafrechtlichen Anschauungen übernommen wurden. Yüan-Sheng Huang, Die Rechtsanschauung Shen Jia-bens und die Wandlung des Strafgesetzbuchs in der späten Qing-Ziet, Diss., Taipei, 1991, S. 218 f.
Yüan-Sheng Huang, Vom traditionellen Gesetz zum modernen Strafgesetz — Die Bearbeitung des modernen Strafgesetzbuchs in der späten Qing-Zeit und in der frühen Zeit der Republik sowie Okada Asataroo 岡田朝太郎, in: Taiwan Law Review 75, 2001, S. 73–86.
Bo-qi Wang, Gegenwärtige Rechtsströmungen und die traditionelle chinesische Kultur, 3. Aufl., Taipei 1985, S. 1–19.
Tong-Zu Qü, Das chinesische Recht und die chinesische Gesellschaft, Taipei 1984, S. 362–366.
Für eine kurze deutsche Darstellung über Tang-Lü siehe: Michael Stolleis (Hrsg.), Changsun Wuji, in: Juristen — Ein biographisches Lexikon von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, München 1995, S. 128–129.
Dao-Lin Hsü, Die Darstellung der chinesischen Rechtsgeschichte, Taipei 1953, S. 36 f.
Das „Li“ hat vielfältige Bedeutungen. Vgl. Dugn-Huing Dai, Betrachtung des Denkens der Legalisten aufgrund des Gesichtspunktes des Rechtspositivismus, 2. Aufl., Taipei 1979, S. 100.
Lichi, Liyun 禮記,禮運.
Vgl. Ai-Er Chen, Die Menschenrechtsidee im chinesischen Rechtsdenken, in: Starck (Hrsg.), Staat und Individuum im Kultur-und Rechtsvergleich: deutsch-taiwanesisches Kolloquium vom 8. bis 10. Juli 1999 an der Georg-August-Universität Göttingen, Baden-Baden, 2000 a. a. O., (Fn. 12), S. 39.
Jehng Ouyang, Die Reform des Rechtssystems und die Verwirklichung der Unabhängigkeit der Justiz in der frühen Zeit der Republik, in: Zeitschrift für die Geschichte des Rechtssystems Vol. 1, 2002, S. 85.
Heng-Ju Zhang, Die moderne chinesische Rechtsgeschichte, Taipei 1973, S. 169 ff.
In der Geschichtsschreibung wandelte sich der Trend danach; Taiwan wirde als eigener Forschungsgenestand betrachtet und nicht nur als Teilaspekt der chinesischen Geschichtsforschung. Siehe: Qing-Chia Wang, Die fünf Jahrzehnte Geschichhtswissenschaft in Taiwan 1950–2000, Taipei 2002, S. 139 ff.
Für die Analyse der quantitativen Forschung siehe: Ming-Hui Peng, Die Geschichtswissenschaft in Taiwan und die Verflochtenheit mit China, Taipei, 2002, S. 161 f.
Yen-Hui Dai, Das fünfzigjährige Rechtssystem in Taiwan, In: Taiwan Kultur, Vol. 1, Heft 1, 1949. Nachdruck in: Modern China, Heft 19, 1974, S. 79–86.
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Jing-Jia Huang, Die kolonial-rechtlichen Institutionen und die koloniale Herrschaft in Taiwan während der Zeit der japanischen Besetzung. Magister-Arbeit im Fach Politikwissenschaft, Taipei, 1960.
Tay-Sheng Wang, Rechtsreform unter japanischer Kolonialherrschaft, Legal Reform in Taiwan under Japanese Colonial Rule (1895–1945): The Reception of Western Law. Ph. D. Dissertation of the University of Washington, 1992. Die weiteren Forschungsarbeiten gehören zu den Forschungsgruppen um Wang und seinen Schülern.
Die veröffentlichten rechtsgeschichtlichen Werke in Taiwan befassen sich nur mit der chinesischen Rechtswissenschaft oder Rechtsentwicklung auf dem Festland. Die Rechtshistoriker erforschten z. B. die Verfassungsgeschichte, die sich auf dem Festland Chinas vollzog, und zwar ohne Rücksicht auf die Geltung oder die Wirksamkeit der japanischen Verfassung in Taiwan. Vgl. Rechtsgeschichte in der Republik China, Academia Historica (Hrsg.), Taipei 1994, S. 317.
Mi-Cha Wu, Untersuchungen zur modernen Geschichte Taiwans 1994, S. 151 f.
Wen-Xin Wu, Die Elitärschicht in der Gesellschaft auf Taiwan während der japanischen Besatzungszeit, Diss. Kap. 6.
Ursprünglich betrug die Geltungsdauer dieses „Gesetzes Nr. 63“ nur zwei Jahre, sie wurde aber vor Ablauf durch das japanische Parlament verlängert. itJing-Jia Huang a. a. O. (Fn. 44), S. 76 ff.
Tay-Sheng Wang, Die Reform des Rechts während der japanischen Herrschaft in Taiwan, Taipei 1999, S. 303 f.
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Vgl. Tai-Sheng Wang, a. a. O. (Fn. 51), S. 79.
Vgl. Tai-Sheng Wang, a. a. O. (Fn. 51), S. 131.
Vgl. Tai-Sheng Wang, a. a. O. (Fn. 51), S. 159.
Vgl. Tai-Sheng Wang, a. a. O. (Fn. 51), S. 168.
Vgl. Wen-Xin Wu, a. a. O. (Fn. 48), S. 121 f.
Vgl. Whei-Ming Chou, Taiwan unter japanischer Herrschaft 1895–1945, Diss., Bochum, 1989, S. 256.
Paul-Christian Schenck, Der deutsche Anteil an der Gestaltung des modernen japanischen Rechts-und Verfassungswesens, Stuttgart, 1997, S. 310 und 315 f.
Vgl. Hung-Xi Li, Die hundertjährige Entwicklung des Rechtssystems in Taiwan: die Wandlung der Osterweiterung des westlichen Rechtssystems, Chinese Comparative Law Review, Vol. 16, Taipei 1995, S. 139.
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Wang, YJ. (2008). Kapitel: Wege zur Modernisierung des Rechtssystems vor 1945 auf dem chinesischen Festland und auf Taiwan. In: Die Entwicklung der Grundrechte und der Grundrechtstheorie in Taiwan. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5577-3_2
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