Auszug
Die öffentliche Durchsetzung und die private Durchsetzung sind zwei Säulen der Durchsetzung der EG-Wettbewerbsregeln sind.1109 Daher erfolgt die Durchsetzung von Art. 81 EG regelmäßig sowohl öffentlich als auch privat, wobei die beiden Durchsetzungsformen nebeneinander und unabhängig voneinander bestehen, sich jedoch ergänzen können.1110 Aus diesem Grund sollen nun abschließend die Notwendigkeit und Ausgestaltung (zu A.) sowie die Auswirkungen einer Kombination der öffentlichen und privaten Durchsetzung von Art. 81 EG (zu B.) und sodann die optimale Ausgestaltung des Zusammenspiels der Durchsetzungsformen untersucht werden (zu C.). Zum Schluss sollen die Ergebnisse zusammengefasst (zu D.) und rechtspolitische Schlussfolgerungen zum Zusammenspiel der öffentlichen und privaten Durchsetzung von Art. 81 EG erörtert werden (zu E.).
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Literatur
Kommission, Working Paper Private Durchsetzung, Rn. 3; Klees, EG-Kartellverfahrensrecht, § 8 Rn. 1.
GA Geelhoed, Schlussanträge vom 26. Januar 2006, C-295/04, Rn. 64 — Manfredi-Lloyd Adriatico; das Verbot der Doppelbestrafung (ne bis in idem) wird hiervon nicht berührt, siehe hierzu Wils, World Competition 2003, vol. 26, S. 131 ff. und Klees, WuW 2007, S. 1222 ff.
Siehe zu den Funktionen der öffentlichen Durchsetzung oben zu Kapitel 4B.I.3., S. 200 und zu den Funktionen der privaten Durchsetzung zu Kapitel 4B.II.2., S. 212; für eine Kombination beider Durchsetzungsformen auch Waller, World Competition 2006, vol. 29, S. 367 ff.
Siehe zur Ausgleichsfunktion der privaten Durchsetzung oben zu Kapitel 4B.II.2.b., S. 212; Dorman, Georgetown Law Journal 1980, vol. 68, S. 1113 ff., 1117.
Bundeskartellamt, Diskussionspapier Private Durchsetzung, S. 3.
Austin, Duke Law Journal 1978, S. 1353 ff., 1372 hebt die Vorteile einer ausschließlich öffentlichen Kartellrechtsdurchsetzung hervor; Schwartz, Georgetown Law Journal 1980, vol. 68, S. 1075 ff., 1095 hält eine auf Kompensation ausgerichtete private Durchsetzung für ineffizient.
Kommission, Working Paper Private Durchsetzung, Rn. 13 ff.
Kommission, Working Paper Private Durchsetzung, Rn. 5 f.
Kroes, Speech, Cour de Cassation 2005, S. 2; GA Geelhoed, Schlussanträge vom 26. Januar 2006, C-295/04 et al (Manfredi./. Lloyd Adriatico), Rn. 65; Linder, Kartellrechtliche Privatklage, S. 38 ff.; Hempel, Privater Kartellrechtsschutz, S. 239 f.; Waller, Chicago-Kent Law Review 2003, vol. 78, S. 207 ff., 221 ff. weist darauf hin, dass die Kombination von treble damages und empfindlichen Geldbußen bei horizontalen Kernbeschränkungen wie dem als Beispiel herangezogenen Vitamin-Kartell zu einer Sanktion führt, die deutlich über dem mit dem Verstoß verursachten Schaden liegt.
Kroes, Speech, Cour de Cassation 2005, S. 2.
Bauer, Loyola Consumer Law Review 2004, vol. 16, S. 303 ff., 320 f. sieht einen solchen Vorteil auch in der parallelen Zuständigkeit von DOJ und FTC zur Durchsetzung des US-amerikanischen Kartellrechts.
Schwartz, Georgetown Law Journal 1980, vol. 68, S. 1075 ff., 1095.
Die Kommission sieht hierin einen positiven Effekt der leniency-Regelung auf die private Durchsetzung, da die im Rahmen des leniency-Antrags preisgegebenen Informationen den Beweis des Wettbewerbsverstoßes erleichtern und auch einen Anfangspunkt für die Berechnung des Schadens darstellen können, Kommission, Working Paper Private Durchsetzung, Rn. 228.
Bundesrat, Ausschuss-Empfehlungen Grünbuch, Rn. 1 hebt hervor, dass die private Durchsetzung nicht die öffentliche Durchsetzung der Wettbewerbsregeln behindern darf.
Mehra, Temple Law Review 2004, vol. 77, S. 47 ff., 53 f. meint hingegen, dass die Möglichkeit für den Informanten, den anderen Beteiligten, die i.d.R. Wettbewerber sind, durch höhere Sanktion zu schaden, einen ausreichenden Anreiz zur Informationsweitergabe darstelle.
Auch das Bundeskartellamt, Diskussionspapier Private Durchsetzung, S. 31 weist auf die Gefahr eines Attraktivitätsverlust der leniency-Regelung hin; die Kommission hält hingegen diese Gefahr für gering, da der Normadressat der zivilrechtlichen Haftung ohnehin ausgesetzt ist, Kommission, Working Paper Private Durchsetzung, Rn. 231; so auch Fuchs, WRP 2005, S. 1384 ff., 1392.
Nordlander, European Competition Law Review 2004, vol. 25, S. 646 ff.; Guersent, Annual Proceedings of the Fordham Corporate Law Institute on International Antitrust Law & Policy 2003, S. 43 ff., 51 unter besonderem Hinweis auf das US-amerikanische discovery-Verfahren.
Schmidtchen, German Working Papers in Law and Economics 2004, S. 1 ff., 4.
Schwartz, Georgetown Law Journal 1980, vol. 68, S. 1075 ff., 1095 f.; Stephenson, Virginia Law Review 2005, vol. 91, S. 93 ff., 109; für einen außergewöhnlichen Vorschlag zum optimalen Zusammenspiel von öffentlicher und privater Kartellrechtsdurchsetzung siehe Rosenberg/Sullivan, Journal of Competition Law and Economics 2006, vol. 2, S. 159 ff.
Zweifelnd Waller, Chicago-Kent Law Review 2003, vol. 78, S. 207 ff., 230 ff.
Nazzini, European Business Law Review 2005, vol. 16, S. 245ff., betrachtet allein diese Form der Interaktion der Durchsetzungsformen.
Basedow, EuZW 2006, S. 97 ff., hält eigenständige private Klagen insbesondere auch infolge des “more economic approach” im Kartellrecht für unwahrscheinlich, da die privaten Durchsetzungsagenten die erforderlichen Ermittlungen nicht anstellen können.
Siehe Earnhart, European Journal of Law and Economics 1998, vol. 6, S. 113 ff., zur Verwendung behördlicher Informationen in Schadensersatzprozessen im Umwelthaftungsrecht.
Bauer, Loyola Consumer Law Review 2004, vol. 16, S. 303 ff., 311 f. zum insoweit ähnlichen US-amerikanischen Kartellrecht (prima facie-Beweis).
Zur gesteigerten Missbrauchsgefahr aus ökonomische Sicht Che/ Earnhart, The RAND Journal of Economics 1997, vol. 28, S. 120 ff.
Verordnung (EG) Nr. 1049/2001 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Mai 2001 über den Zugang der Öffentlichkeit zu Dokumenten des Europäischen Parlaments, des Rates und der Kommission, ABl. 2001 Nr. L 145, 43 vom 31. Mai 2001.
Soltész/ Marquier/ Wendenburg, EWS 2006, S. 102 ff., mit einer kritischen Betrachtung der Entscheidung des EuG “Österreichische Banken”, Rs. T-2/03.
Art. 16 Abs. 1 S. 2 VO 1/03; siehe auch Bekanntmachung über die Zusammenarbeit mit Gerichten, Rn. 12; näher zur Aussetzung des Verfahrens im britischen Kartellzivilrecht Nazzini, European Competition Law Review 2003, vol. 24, S. 483 ff., 486 ff.
Auf die Interessen der Verletzten weist auch hin Bundesrat, Ausschuss-Empfehlungen Grünbuch, Rn. 22.
Kommission, Working Paper Private Durchsetzung, Rn. 235.
Kommission, Grünbuch Private Durchsetzung, S. 11, Option 29.
Böge/ Ost, European Competition Law Review 2006, vol. 27, S. 197 ff., 198; Bundeskartellamt, Diskussionspapier Private Durchsetzung, S. 31.
Kommission, Grünbuch Private Durchsetzung, S. 11, Option 30; zustimmend Bundesrat, Ausschuss-Empfehlungen Grünbuch, Rn. 22.
Böge/ Ost, European Competition Law Review 2006, vol. 27, S. 197 ff., 198; Gauer, IBA Conference 2005, S. 14 f.
Kommission, Grünbuch Private Durchsetzung, S. 11, Option 28.
Entwurf der Kommission zur Neufassung der Leniency-Mitteilung vom 22. Februar 2006; die gleiche Wirkung lässt sich nach deutschem Verfahrensrecht dadurch erreichen, dass bei der Gewährung der Akteneinsicht das Ermessen gemäß §§ 406 e, 475 StPO zugunsten des kooperierenden Normadressaten ausgeübt wird und die Akteneinsicht insoweit verwehrt wird, siehe Bundeskartellamt, Diskussionspapier Private Durchsetzung, S. 31
Kommission, Working Paper Private Durchsetzung, Rn. 234.
Bekanntmachung über die Zusammenarbeit mit Gerichten, Rn. 26, hierzu Klees, EG-Kartellverfahrensrecht, § 8 Rn. 55.
Monopolkommission, Sondergutachten zur 7. GWB-Novelle, Rn. 44; zur Verwertung solcher Informationen siehe auch Jüntgen, WuW 2007, S. 128 ff.
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(2007). Zusammenspiel der öffentlichen und der privaten Durchsetzung von Art. 81 EG. In: Öffentliche und private Durchsetzung des Kartellverbots von Art. 81 EG. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5537-7_6
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