Auszug
Wie bereits bezüglich der »Neuerfindung« des Sozialraumes Eingangs erläutert, kam der Begriff und die Methodik eines solchen kontextuellen Ansatzes Sozialer Arbeit erst nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland auf, wenn auch generell das 20. JAhrhundert als „das sozial bezeichnet wurde, in dem sich sozialpädagogische Jahrundert“ (vgl. Rauschenbach 1999) bezeichnet wurde, in dem sich soziale Hilfsangebote durchsetzten und ein breites Spektrum für das Betätigungsfeld Sozialer Arbeit eröffnete. Schließlich war Deutschland ein wesentlicher Vorbote für eine soziale Politik gewesen, die mit der Bismarckschen Sozialgesetzgebung einen Wohlfahrtsstaat entwarf, der den sozialen Frieden in der Gesellschaft sichern sollte. Wolf Rainer Wendt (1995, 273) fasst zusammen: „In der Herstellung von wohlfahrtsstaatlichen Strukturen war Deutschland bis in den 1.Weltkrieg hinein wie mit der Sozialpolitik den anderen Industrieländern voraus. Die Staatstätigkeit hatte sich in den Bereichen der Jugend- und Sozialfürsorge, des Versicherungswesens, des Gesundheitswesens- und des Unterrichts- und Erziehungswesens differenziert und erweitert und behördliche Formen zu ihrer Administration ausgebildet.“
„An den paradoxen Folgen der sozialen Dienste, überhaupt einer Therapeutokratie, die sich vom Starfvollzug über die medizinische Betreuung von Geisteskranken, Süchtigen and Verhaltensgestörten, über die klassischen Formen der Sozialarbeit und die neueren psychotherapeutischen und gruppendynamischen Formen der Lebenshilfe, der Seelsorge, der religiösen generalpräventiven Maßnahmen aller Art erstreckt, zeigt sich die Ambivalenz (...) des Sozialstaatlichen Verrechtlichungsschubes mit besonderer Deutlichkeit. In dem Maßbe, wie der Sozialstaat über die Pazifizierung des unmittelbar in der Produktionssphäre auftretenden Klassenkonflikts hinausgreift und ein Nets von Klientenverhältnissen über die privaten Lebensbereiche ausbreitet, um so stärker treten die erwarteten pathologischen Nebeneffekte einer Verrechtlichung hervor, die gleichzeitig eine Bürokratisierung und Monetarisierung von Kernbereichen der Lebenswelt bedeutet“.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2007 Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
(2007). Die Sozialraumorientierung: Von der Spezialisierung zur Generalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe. In: Sozialräumliche Soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5490-5_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5490-5_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8350-6085-2
Online ISBN: 978-3-8350-5490-5
eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)