Auszug
Heiko Kleve (2000) stellt in seiner Abhandlung „Die Sozialarbeit ohne Eigenschaften“ das Komplexitätsproblem Sozialer Arbeit1 als wesentlich heraus. Dabei macht er deutlich, dass unser Verstehenshorizont davon abhängt, „wie wir aus der jeweiligen Komplexität selektieren“ (ebd., 189). Unsere Auswahl ist dabei niemals zufällig. Sie ermöglicht eine bearbeitbare Komplexität, die Blindheit geradezu provoziert. Die mannigfaltigen Veröffentlichungen zur Sozialraumorientierung (vgl. exemplarisch: Bestmann/Brandl 2006; Budde/Früchtel 2005a und 2005b; Hinte/Litges/Springer 1999; Hinte 2001, ders. 2002, ders. 2002a, ders. 2002b, ders. 2005; ders. 2006; ders. 2007; Kessl/u. a. [Hrsg.] 2005; Kessl 2005a; Kleve 2004; Langhanky/u. a. 2004; Raetz-Heinisch 2004; Sandermann/Urban 2007) legen gewissermaßen eine Reduktionsnotwendigkeit nahe, die freilich kontingent ist (vgl. Kleve 2000, 187–191) und die zugleich den Diskursraum einschränkt. Hier zeigt sich erneut, wie Soziale Arbeit als Sozialarbeitswissenschaft immer wieder der Gefahr ausgesetzt ist, in einen „verblendeten“, „kopflosen“ Zustand zu geraten, folgt doch die Praxis anderen Logiken, als die Theorie überhaupt beschreibt. „Es könnte praktisch durchaus anders kommen als (theoretisch) erwartet“ (ebd., 188).
„Blindheit ist eine Waffe gegen Zeit und Raum; unser Dasein eine einzige, ungeheuerliche Blindheit, bis auf das Wenige, das wir durch unsere kleinlichen Sinne — kleinlich ihrem Wesen wie ihrer Reichveite nach — erfahren. Das herrschende Prinzip im Kosmos ist die Blindheit“ (Elias Canetti 1997, 73)
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(2007). Einleitung: Sozialräumliche Soziale Arbeit — eine Verblendung?. In: Sozialräumliche Soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5490-5_1
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