Auszug
Das nachstehende Kapitel dient dazu, die Auswahl der Methode515 in der vorliegenden Untersuchung zu begründen und ihre spezifische Ausprägung zu erläutern. Hierzu werden Fallstudien im ersten Schritt als Forschungsstrategie charakterisiert und vorgestellt. Anschließend wird dargelegt, welchen Eignungsvoraussetzungen Fallstudien unterliegen, um danach aufzuzeigen, welche Forschungszwecke mit ihnen verfolgt werden können. Hieran anknüpfend werden Einzelfallstudien von multiplen Fallstudien abgegrenzt und ihre jeweiligen Einsatzfelder beschrieben. Den größten Raum nimmt dann die Darstellung und Begründung des konkreten Vorgehens in den Fallstudien ein. Abschließend werden die Kriterien zur Bewertung der Qualität von Fallstudienforschung dargestellt, die auch auf diese Untersuchung Anwendung finden.
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References
Seiffert (1989a); S. 215: „Der Weg des wissenschaftlichen Vorgehens wird als Methode bezeichnet.“; Chmielewicz (1994), S. 36: „Unter Methoden sei die Art und Weise des Vorgehens auf einem Gebiet verstanden, die Auswahl von Mitteln als Instrumenten der Zielerreichung.“ sowie S. 37: „Forschungsmethoden sind darauf gerichtet, den menschlichen Wissensbestand zu vermehren, um damit praktische Probleme besser beherrschen zu können und die Problemlösungskapazität des Menschen zu erweitern.“
Yin (1981), S. 59: „What the case study does represent is a research strategy, to be likened to an experiment, a history, or a simulation, which may be considered alternative research strategies.“ Auch Benbasat et al. charakterisieren Fallstudien als Forschungsstrategie: Vgl. Benbasat et al. (1987), S. 369–386.
Yin (1981), S. 58. Eisenhardt (1981, S. 534–535) stützt diese Argumentation: „Case studies typically combine data collection methods such as archieves, interviews, questionaires, and observations. The evidence may be qualitative (e.g., words), quantitative (e.g., numbers), or both.“ Vgl. zudem Benbasat et al. (1987), S. 374 sowie Hamprecht (1996), S. 162 und 171.
Yin, Robert K. (1981), S. 59. Zur Charakterisierung der Fallstudienforschung vgl. auch Benbasat et al. (1987), S. 370 sowie Hamprecht (1996), S. 161–163.
Es ist zu bekräftigen, dass es keine per se ‘überlegenen’ bzw. ‘unterlegenen’ Forschungsmethoden gibt, sondern dass verschiedene Methoden unter besonderen Umständen effektiver sind als andere. Vgl. hierzu Hamprecht (1996), S. 164, Otley und Berry (1994), S. 47–48 sowie Downey und Ireland (1979), S. 630.
Vgl. Benbasat et al. (1987), S. 369–370 f.; Hamprecht (1996), S. 168–169.
Yin, Robert K.: Case Study Research (2003a), S. 13.
Otley und Berry (1994), S. 47: „They (gemeint sind Fallstudien; Anm. des Verfassers) are likely to be particularly valuable where existing theories are inadequate or incomplete, or explain only a subset of the phenomena of interest.“ Vgl. auch Eisenhardt (1989), S. 548.
Schnell et al. (1992), S. 42: „Allgemein bezeichnet man diejenigen Aussagen als ‘Hypothesen’, die einen Zusammenhang zwischen mindestens zwei Variablen postulieren.“ (Unterstreichung im Originaltext).
Vgl. Benbasat et al. (1987), S. 369–370 sowie Eisenhardt (1989), S. 548.
Benbasat et al (1987), S. 371 weisen darauf hin, dass Fallstudien für explorative Zwecke einen besonderen Stellenwert einnehmen. Vgl. auch Otley und Berry (1994), S. 46.
Vgl. Gummesson (2000), S. 86, der den engen Zusammenhang von Fallstudienforschung und ‘Verstehen’ betont. Zur Verwendung des deutschen Begriffs ‘Verstehen’ zitiert Gummesson hier Kjellen und Söderman (1980, S.35): „Within hermeneutics and phenomenology, the German word for understanding, Verstehen, has become accepted international jargon.“ Auch Otley und Berry (1994), S. 50, benutzen in einem englischsprachigen Text die deutsche Vokabel „Verstehen“. Flick (1999), S. 40 bezeichnet Verstehen als ein „Erkenntnisprinzip“.
McClintock, Brannon und Maynard-Moody (1979), S. 612 zeigen, dass es das Ziel von Fallstudien ist, gerade die Faktoren näher zu beleuchten, die für das weitergehende Verstehen von Kausalitäten bedeutsam sind.
Gummeson (2000), S.86 sieht gerade in der Möglichkeit zum „holistic view“ einen wichtigen Vorteil der case study research. Auch Otley und Berry (1994), S. 47 sehen in Fallstudien die Möglichkeit einen „holistic approach“ zu betreiben. Vgl. zudem Das (1983), S. 301.
Dieser Ansatz ist dargestellt im WHU-Forschungspapier Nr. 89 „Gedanken zu einer Theorie des Veränderungsmanagments“ von Brettel, Endres, Plag und Weber (2002) und basiert auf dem Verständnis ökonomischer Akteure von Bach et al (2002).
Vgl. Eisenhardt (1989), S. 535–536.
Vgl. Lamnek (1995), S. 13 sowie Otley und Berry (1994), S. 47.
Vgl. Eisenhardt (1989), S. 535–536. Vgl. auch Young (1999), S. 80.
Die Diskussion um die Relevanz solcher universell gültiger Hypothesen und Gesetze für die Wirtschaftswissenschaften wird von Pagenstecher (1987), S. 32–35 ausführlich dargestellt.
Zur Definition von Allsätzen vgl. Popper (1984), S. 39–40 sowie Chmielewicz (1994), S. 83–85.
Zur grundlegenden Charakterisierung der Falsifikation vgl. Popper (1984), S. 14–17 und 47–59. Küttner (1989), S. 80: „Die Logik der Falsifikation beruht zunächst auf einer leicht einsehbaren Voraussetzung: (Natur-)Gesetze mit streng raum-zeitlich unbegrenztem Geltungsanspruch lassen sich auch durch noch so viele Tatsachenaussagen nicht verifizieren. Wenn nun gerade ihnen das besondere Interesse der theoretischen Erfahrungswissenschaft gilt, liegt es nahe, die Diskrimination konkurrierender Gesetzeshypothesen durch Falschheitsnachweis zu leisten. Hierfür scheint es nämlich zu genügen, eine einzige widerlegende Instanz zu finden.“ Küttner weist allerdings im gleichen Text (S. 81) darauf hin, dass jede der Falsifikation zu Grunde liegende Beobachtung theorieabhängig sei, wodurch ein falsifiziertes Gesetz folglich nur als „vorläufig falsch“ gekennzeichnet werden könnte. Vgl. zu dem letztgenannten Aspekt auch Meyer (1979), S. 38. Ausführlich zur Theorieabhängigkeit der Wahrnehmung vgl. Chalmers (1989), S. 27–40.
Popper legt in seiner „Logik der Forschung“ (8. Auflage 1984, S. 3–6) in beeindruckender Weise dar, warum es umgekehrt nicht möglich ist, zweifelsfrei aus besonderen auf allgemeine Sätzen zu schließen („Problem der Induktion“) und illustriert dies mit dem berühmten Beispiel: „Bekanntlich berechtigen uns noch so viele Beobachtungen von weißen Schwänen nicht zu dem Satz, dass alle Schwäne weiß sind.“
Otley und Berry (1994), S. 46: „A so-called ‘critical case’ (following the positivist notation of the critical experiment) can be used to falsify theory by providing an example of a set of phenomena which are inconsistent with a set of theoretical statements.“ Vgl. auch Stake (1978), S. 7.
Yin (2003a), S. 1: „In general, case studies are the preferred strategy when ‘how’ or ‘why’ questions are being posed…“ Auch Benbasat et al (1987), S. 370 betonen die Möglichkeit zur Beantwortung von Fragen nach dem wie und warum: „Second, the case method allows the researcher to answer ‘how’ and ‘why’ questions, that is, to understand the nature and complexity of the processes taking place.“ Eisenhardt (1989, S. 542, zeigt, dass insbesondere die Nutzung von qualitativen Daten dazu führt, dass die Frage nach dem ‘warum?’ in den Fallstudien geklärt werden kann, da diese das Verständnis für die Zusammenhänge verbessern können.
Zur Erarbeitung von Erklärungen durch Fallstudien vgl. Yin, (1981, S. 61–62).
Vgl. Otley und Berry (1994), S. 46–47.
Schnell et al. (1992), S. 43: „Im strengen Sinne ist eine ‘Theorie’ ein System von Aussagen, das mehrere Hypothesen oder Gesetze umfasst.“ (Unterstreichung im Originaltext). Seiffert (1989b), S. 368, definiert Theorie „..als wissenschaftliches Lehrgebäude, ohne Rücksicht auf die Methode(n), mit denen es gewonnen wurde, oder auf seinen Gegenstand.“ Eichhorn (1979), S. 84–85 spezifiziert den Begriff der Theorie für die Wirtschaftswissenschaft wie folgt: „Durch das zur Theorie gehörende (widerspruchsfreie) System von Annahmen wird ein Modell der Wirtschaft bzw. des betreffenden Teilbereichs dargestellt. Ist diese Bedingung erfüllt, so kann die Theorie, d. h. das gesamte aus den Annahmen und den Folgerungen bestehende System von Sätzen, als die Darstellung eines ökonomischen Modells, also eines vereinfachten Abbildes (eines Ausschnitts) der ökonomischen Wirklichkeit, aufgefaßt werden.“
Vgl. Eisenhardt (1989), S. 535–536. Vgl. auch Young (1999), S. 80–81.
In Anlehnung an Mayring (1999), S. 85, sollen unter Phänomenen „konkrete Erscheinungen“ verstanden werden. Im oben genannten (Forschungs-) Zusammenhang stellen Phänomene solche konkreten Erscheinungen dar, für die zunächst keine unmittelbar einsichtigen Erklärungen vorliegen und die erst durch die zu bildenden Hypothesen erklärt werden sollen.
Glaser und Strauss (1998), S. 230: „Aber das unmittelbare Eintauchen in die Lebens-und Handlungssphäre einer sozialen Welt, die sich von der eigenen unterscheidet, erbringt eine beachtliche Dividende.“ Vgl. dazu auch Gummesson (2003), S. 86 sowie Van Maanen (1979), S. 522–526.
Vgl. zur Generalisierbarkeit von Erkenntnissen aus Fallstudien Gummesson (2000), S. 88–97. Siehe auch Kapitel 4.6.
Yin (2003b), S. 5: „A single-case study focuses on a single case only; multiple-case studies, however, include two or more cases within the same study.“ Vergleiche zur Abgrenzung sowie zur den unten dargestellten Eignung von Einzelfallstudien und multiplen Fallstudien auch Benbasat et al. (1987), S. 373, die ebenfalls die Termini „single-case studies“ und „multiple-case studies“ verwenden. Hamprecht (1996), S. 162–163 sowie Roll (2004), S. 86 nutzten die Begriffe Einzelfall-und Mehrfachstudien. Stake (2000), S. 437–438, spricht bei Studien, die mehrere Fälle beinhalten von „collective case studies“.
Zur Nutzung von’ single cases’ bei besonderem Forschungsinteresse am spezifischen Fall vgl. Gummesson (2000), S. 84.
Zum Prinzip der „Offenheit“ vergleiche Steinke (1999), S. 35–36 sowie Lamnek (1995), S. 199–200. Mayring (1999), S. 16 hierzu: „Sowohl theoretische Strukturierungen und Hypothesen als auch methodische Verfahren dürfen im Forschungsprozeß den Blick auf wesentliche Aspekte des Gegenstandes nicht versperren. Sie müssen sich erweitern, modifizieren, auch revidieren lassen, wenn es notwendig erscheint. Das Prinzip der Offenheit auf theoretischer Ebene zielt vor allem ab auf eine Kritik strenger Hypothesengeleitetheit der Forschung.“
Lamnek (1995), S. 199.
Eisenhardt (1989), S. 536.
Schnell, Hill, Esser (1992), S. 165: „Unter dem Begriff ‘Konstrukt’ werden theoretische Eigenschaftsdimensionen (latente Variablen) verstanden.“ In diesem Sinne und in diesem inhaltlichen Zusammenhang benutzt Eisenhardt (1989), S. 536 den englischen Begriff „constructs“.
Eisenhardt (1989), S. 536 weist darauf hin, dass ansonsten die große Datenmengen in Fallstudien nicht bewältigt werden können: „Without a research focus, it is easy to become overwhelmed by the volume of data.“ Diese Sicht wird gestützt durch Yin (1981), S. 61: „Obviously, the determination of what is ‘meaningful’ requires some sense of what the case study is all about. This does not imply a rigid conceptual framework, but the central questions of the case study do need to be identified beforehand.“ Auch Hoepfl (1997), S. 5 sowie Roll (2003), S. 316 fordern eine Fokussierung der Studien. Glaser und Strauss (1998), S. 246–248 empfehlen, die „Kategorien“ abstrakt genug zu belassen, um eine ausreichende Flexibilität (und damit Offenheit) zu wahren.
Vgl. Otley und Berry (1994), S. 46–47. Auch Eisenhardt (1989, S. 536) bestätigt, dass ein theoriefreies Vorgehen nur ein Ideal darstellt, das in der Forschungspraxis nicht erreicht werden kann.
Lamnek (1995), S. 75: „Dieses Vorgehen wird damit begründet, dass der Forscher eben nicht eine tabula rasa sein kann, daß er sich nicht völlig theorie-und konzeptionslos in das soziale Feld begibt und er immer schon entsprechende theoretische Ideen und Gedanken (mindestens implizit) entwickelt hat. Selbst wenn diese Vorstellungen nur seinem Alltagsverständnis entsprechen, werden sie in die empirische Untersuchung einfließen. Warum also sollte dann nicht gleich eine wissenschaftliche Konzeption über den zu erforschenden Gegenstandsbereich des sozialen Feldes entwickelt werden?“
Vgl. Lamnek (1995), S. 75. Otley und Berry (1994), S. 46–48 rücken die „modification“ von „theoretical positions“ im Rahmen von Falsifikationsversuchen durch Fallstudien in den Vordergrund. Vgl. auch Glaser und Strauss (1998), S. 36–37.
Das Konzept des theoretical sampling stammt von Glaser und Strauß. Vgl. Glaser und Strauss (1998, englische Originalausgabe von 1967, S. 53–57. Vgl. auch Lamnek (1995), S. 22; Eisenhardt (1989), S. 537 sowie Hamprecht (1996); S.171.
Vgl. Eisenhardt (1989), S. 537.
Eisenhardt (1989), S. 545 weist darauf hin, dass es keine ideale Anzahl von Fällen gibt, aber bei zu geringer Zahl die empirische Basis wenig überzeugend ist und bei zu hoher Zahl die Datenmenge und steigende Komplexität zu Schwierigkeiten führen kann. Hoepfl (1997), S. 8 benennt auch die Begrenzung der Forschungsressourcen als legitimen Grund für die Beendigung der Datenerhebung.
Zum Terminus „theoretische Sättigung“ vgl. Glaser und Strauss (1998), S. 68–70.
Vgl. Eisenhardt (1989), S. 545. Gleiches gilt im übrigen für den fortlaufenden, iterativen Abgleich zwischen entstehenden bzw. sich entwickelnden Hypothesen und Daten.
„ERP-Systeme sind modular aufgebaute Software-Lösungen, die eine prozessorientierte Sichtweise auf das Unternehmen ermöglichen. Durch die Integration aller wichtigen Unternehmensfunktionen, wie Rechnungswesen, Logistik, Produktion und Personal auf Basis einer integrierten, unternehmensweiten Datenbasis soll die Planung und das Controlling im gesamten Unternehmen wesentlich erleichtert werden.“ Kohnke (2005), S. 38.
Auch Benbasat et al. (1987), S. 373–374 betonen die Schwierigkeit der Akquisition von Fallstudien. Flick (1999, S.70–77, widmet dem Zugang zum Feld ein ausführliches Kapitel.
Benbasat et al. (1987), S. 373–374: „Two key points to be addressed in order to gain cooperation are confidentiality and benefits to the organization.“
Eisenhardt (1989), S. 538: „That is, the triangulation made possible by multiple data collection methods provides stronger substantiation of constructs and hypotheses.“ sowie S. 541: “When a pattern from one data source is corroborated by the evidence from another, the finding is stronger and better grounded.“ Hamprecht (1996), S. 162 wendet die gleiche Argumentation auf die Kombination von qualitativen und quantiativen Daten an und weist auf die höhere interne Validität hin, die durch diese „Triangulation“ entsteht. Vgl. auch Stake (2000), S. 443–444, Jick (1979), S. 602–611 sowie Glaser und Strauss (1998), S. 72–76.
Die gleiche durchschnittliche Interviewdauer wird von Brown und Eisenhardt (1998), S. 252 berichtet.
Zur Verwendung von Fragebögen als Quelle in Fallstudie vgl. Eisenhardt (1981), S. 534–535 sowie Brown und Eisenhardt (1998), S. 252.
Zu diesem Vorgehen vgl. Brown und Eisenhardt (1998), S. 252.
Zur Technik narrativer Interviews vgl. Lamnek (1995), S. 70–74 sowie Mayring (1999), S. 54–57.
Zur Technik problemzentrierter Interviews vgl. Lamnek (1995), S. 74–78 sowie Mayring (1999), S. 50–54.
Yin (1981), S. 60, weist auf die besondere Bedeutung offener Fragen für die Durchführung von Fallstudienuntersuchungen hin.
Zur Technik von Gruppendiskussionen vgl. ausführlich Lamnek (1995), S. 125–171 sowie Mayring (1999), S. 58–61.
Vgl. zur Dokumentenanalyse ausführlich Mayring (1999), S. 32–35.
Zum gesamten Themenkomplex ‘teilnehmende Beobachtung und informelle Gespräche’ vgl. Brown und Eisenhardt (1998), S. 252–253, Mayring (1999), S. 61–65 sowie Lamnek (1995), S. 239–317.
Vgl. Becker (1958), S. 652. Im Extremfall kann der Forscher sogar in der Organisation mitarbeiten und temporär als Arbeitskraft integriert werden, was in der vorliegenden Untersuchung nicht der Fall war.
Mintzberg (1979), S. 587 betont die Bedeutung von Anekdoten zur Theoriebildung: „Theory building seems to require rich description, the richness that comes from anecdote.“
Beispiele für Anlässe solcher informeller Gespräche in der Untersuchung sind gemeinsame Abendveranstaltungen mit Offizieren des Bundesministeriums der Verteidigung in Offiziersheimen, die gemeinsamen Unterbringung des Interviewers mit den Offizieren in der jeweiligen Kaserne sowie gemeinsame sportliche Aktivitäten. In Dienststellen anderer Ministerien wurden gemeinschaftliche Mittagessen, Cafeteriabesuche, Spaziergänge etc. genutzt. Von ähnlichen Situationen, in denen informelle Gesprächen geführt wurden, berichten auch Brown und Eisenhardt (1998), S. 252.
„Investigative Participation“ wird laut Young (1999), S. 77–78, von der Schule der „Existential sociology“ als Datenerhebungsmethode favorisiert. Hierbei ist den beteiligten Mitarbeitern in der jeweiligen Situation nicht bewusst, dass von ihnen Daten erhoben werden.
Zur Ethik in der Fallstudienforschung vgl. Stake (2000), S. 447–448. Stake geht davon aus, dass ein impliziter Vertrag zwischen Forscher und dem an der Forschung beteiligten Individuum besteht, dessen Einhaltung für den Forscher eine moralische Verpflichtung darstellt. In der vorliegenden Untersuchung wird davon ausgegangen, dass es Bestandteil dieses Vertrages ist, Äußerungen, die im privaten Rahmen gemacht wurden, nicht systematisch auszuwerten und darzustellen.
Ein solches Vorgehen wurde von Brown und Eisenhardt (1998), S. 252 gewählt. Vgl. zu „Perspektiven-Triangulation“ Flick (1999), S. 66–67.
Benbasat et al. (1987) betonen, dass der Forscher in Fallstudien über hohe integrative Kraft verfügen muss, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Miles (1979), S. 590, unterstreicht zudem, dass die Erhebung qualitativer Daten insgesamt mit einem hohen Aufwand für den Forscher verbunden ist. Beide Aussagen decken sich mit den in der Untersuchung gemachten Erfahrungen.
Zum gesamten Themenkreis der Dokumentation vgl. Lamnek (1995), S. 96 ff.
Hoepfl (1997), S. 6–7 zeigt, dass es in der Literatur durchaus widerstreitende Meinungen zu Tonaufzeichnungen gibt; von einigen Autoren werden sie demnach als unverzichtbar angesehen, während andere sie nicht uneingeschränkt empfehlen.
Vgl. Eisenhardt (1989), S. 540.
Vgl. Mayring (1999), S. 78. Mayring hält das „selektive Protokoll“ dann für angemessen, wenn einerseits große Datenmengen zu verarbeiten sind und andererseits verschiedene Arten der Datenerhebung (Quellen) verwendet wurden. Beides trifft auf die vorliegende Untersuchung zu, so dass das „selektive Protokoll“ als Instrument der Datenaufbereitung ausgewählt wurde.
Yin (1981), S. 60–61 weist auf die hohe Bedeutung der Selektion von ‘Wichtigem’ und ‘Unwichtigem’ für die Handhabbarkeit von Fallstudien hin.
Vgl. Mayring (1999), S. 78.
Zum Themenkreis Within-Case-Analysis und Cross-Case-Comparison vgl. Eisenhardt (1989), S. 539–541 sowie Yin (1981), S. 59–64.
Benbasat et al. (1987), S. 374: „…a clear chain of evidence should be established.“
Vgl. Glaser und Strauss (1998), S. 32–41, die in diesem Zusammenhang von „komparativer Analyse“ sprechen.
In Anlehnung an den von Eisenhardt (1989), S. 540–541 verwendeten englischen Begriff „Pattern“.
Vgl. Brown und Eisenhardt (1998), S. 253 sowie Eisenhardt (1989), S. 540. Wie bereits erwähnt, ist der Vergleich der Phänomene in ‘real’ variierten Kontexten Teil der ‘phänomenologischen Analyse’. Vgl. hierzu Mayring (1999), S. 85–86.
Eisenhardt (1989), S. 540: „The juxtaposition of seemingly similar cases by a researcher looking for differences can break simplistic frames. In the same way, the search for similarity in a seemingly different pair also can lead to more sophisticated understanding.“
Yin (1981), S. 63.
Zum im Weiteren dargestellten Vorgehen der „phänomenologischen Analyse“ vgl. Mayring (1999), S. 85–87.
Mayring (1999), S. 86.
Hierzu wurden die erfassten Aussagen geclustert (kodiert). Zur Kodierung vgl. Hoepfl (1997), S. 8.
Mayring (1999), S. 82: „Es ist ein Verfahren gemeint, das schon während der Erhebung Schritte der vorwiegend induktiven Konzept-und Theoriebildung zuläßt.“ Mayring setzt die ‘gegenstandsbezogene Theoriebildung’ mit dem Konzept der ‘Grounded Theory’ von Glaser und Strauss gleich. Vgl. hierzu Glaser und Strauss (1998).
Es ist aber anzumerken, dass die Entstehung von Hypothesen nicht zwangsläufig auf ein strukturiertes Vorgehen im oben beschriebenen Sinne (im Rahmen der Within-Case-Analysis und der Cross-Case-Comparison) zurückzuführen sein muss. Vielmehr gibt es gerade für die Entstehung von Erklärungsansätzen kein starres Schema, sondern diese werden im Ablauf des Untersuchungsprozesses vom Forscher oftmals durch spontane, intuitive Einfälle generiert. Hierzu Popper (1984), S. 7: „Unsere Auffassung …, dass es eine logische, rational nachkonstruierbare Methode, etwas Neues zu entdecken nicht gibt, pflegt man oft dadurch auszudrücken, dass man sagt, jede Entdeckung enthalte ein ‘irrationales Moment’, sei eine’ schöpferische Intuition’ […]“ Vgl. auch Chmielewicz (1994), S. 90, der im intuitiven Einfall eine „Entdeckungsmethode“ sieht. Glaser und Strauss (1998), S. 225: „Die Hauptquelle aller bedeutsamen Theoriebildung besteht in Einfällen oder Einsichten des Forschers selbst. Wie jeder weiß, können diese sich morgens oder nachts, plötzlich oder langsam dämmernd, während der Arbeit oder beim Spiel (selbst während des Schlafes) einstellen […]“ Vgl. hierzu auch Eisenhardt (1989), S. 539.
Vgl. zur Bezugnahme auf bestehende Literatur Eisenhardt (1989), S. 544–545.
Eisenhardt (1989), S. 538: „A striking feature of research to build theory from case studies is the frequent overlap of data analysis with data collection.“
Vgl. Benbasat et al. (1987), S. 371 sowie Hamprecht (1996); S.173. Eisenhardt (1989), S. 539 bemerkt zur Anpassung von laufenden Forschungsvorhaben: „Indeed, a key feature of theorybuilding case research is the freedom to make adjustments during the data collection process.“
Zum Thema Zirkularität vgl. Flick (1999), S. 56–62 sowie Steinke (1999), S. 40–42.
Popper (1984), S. 33: „Ich möchte hier ausdrücklich darauf hinweisen, daß gerade durch den Beschluß, nach kausalen Erklärungen zu suchen, der Theoretiker sich sein besonderes Ziel setzt-das Ziel der theoretischen Wissenschaft überhaupt. Sein Ziel ist es, erklärende Theorien zu finden (möglichst wahre erklärende Theorien), das heißt, Theorien, die bestimmte strukturelle Eigenschaften der Welt beschreiben und uns erlauben, mit Hilfe von Randbedingungen die zu erklärenden Effekte zu deduzieren.“
Popper (1989, S. 82): „Ein Satz (oder eine Theorie) ist dann und nur dann empirisch-wissenschaftlich, wenn er falsifizierbar ist.“, weiter S. 83: „Ein Satz (oder eine Theorie) ist nach Popper falsifizierbar dann und nur dann, wenn es wenigstens einen Basissatz gibt, der mit ihr in logischem Widerspruch steht.“ Popper weist ausdrücklich darauf hin, dass nicht gefordert wird, dass dieser Basissatz wahr ist. Zu Falsifikation siehe auch Abschnitt 1.3.
Vgl. Popper (1984), S. 59. Gemeint ist hier die Widerspruchsfreiheit der (Basis-)Sätze eines theoretischen Systems.
Vgl. Popper (1984), S. 198–226. Unter Bewährung kann das Bestehen von ‘Prüfungen’ im Sinne von Falsifikationsversuchen verstanden werden.
Vgl. Hamprecht (1996); S. 165.
Steinke (1999), S. 43–80 nimmt zu diesem Thema eine sehr umfassende Würdigung und Diskussion der existierenden Literatur vor und zeigt die Vielfalt der Ansätze auf. Vgl. zudem Mayring (1999), S. 119–122.
Yin (2003a), S. 34. Gummesson (2000), S. 92 zu Validität: „Validity means in essence that a theory, model, concept, or category describes reality with a good fit, just as a good map properly describes earth or an architect’s blueprint is useful for erecting a functional building.“ Zu Validität als Kriterium vgl. auch Hamprecht (1996), S. 162–163, Stier (1999), S. 51–62 sowie Hujer und Cremer (1978), S. 19.
Vgl. zu den folgenden drei ‘Taktiken’ Yin (2003a), S. 34 und 36.
Yin (2003a), S. 34.
Vgl. Yin (2003a), S. 36.
Vgl. Yin (2003a), S. 34 und 36.
Yin (2003a), S. 34. Er zeigt den Unterschied zur Ausprägung der externen Validität in statistisch-quantitativen Untersuchungen auf: S. 37: „However, such critics are implicitly contrasting the situation to survey research, in which a sample (if selected correctly) readily generalizes to a larger universe. This analogy to samples and universes is incorrect when dealing with case studies. Survey research relies on statistical generalization, whereas case studies (as with experiment) rely on analytical generalization. In analytical generalization, the investigator is striving to generalize a particular set of results to some broader theory […]“ Vgl. zur Generalisierbarkeit auch Gummesson (2000), S. 88-90. Nach Gummesson entsteht Generalisierbarkeit durch das fundamentale Verstehen von Strukturen, Prozessen, ‘driving forces’ und Mechanismen.
Vgl. Yin (2003a), S. 38.
Zur Replikationslogik vergleiche auch Eisenhardt (1989), S. 542 sowie Hamprecht (1996); S. 165.
Vgl. Yin (2003a), S. 37–38.
Vgl. Yin (2003a), S. 34 und 37–38.
Yin (2003a), S. 34. Hujer und Cremer (1978), S. 19 zu ‘Reliabilität’: „Reliabel (zuverlässig) ist jede Methode, die unter gleichen Randbedingungen stets das gleiche Resultat erbringt.“ Gummesson (2000), S. 91: „The favourite criterion of science, however, is reliability. Simply put, this means that two or more researchers studying the same phenomenon with similar purposes should reach approximately the same results. A study with high reliability can thus be replicated by others.“ Zu Reliabilität als Kriterium vgl. auch Hamprecht (1996), S. 162–163, Stier (1999), S. 51–62 sowie Schäffer/Brettel (2005), S. 45.
Vgl. Yin (2003a), S. 37. Wollte also ein Forscher B die Reliabilität einer von Forschers A durchgeführten Fallstudie prüfen und würde Forscher B bei dieser Prüfung mittels der Wiederholung der Fallstudie auf der bestehenden Datenbasis ansetzen, müsste er bei gleichen Methoden zur Datenaufbereitung und Auswertung zu ähnlichen Ergebnissen wie Forscher A kommen.
Vgl. Yin (2003a), S. 34 und 37-38.
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(2007). Forschungsmethode. In: Veränderungsmanagement in Bundesministerien. DUV. https://doi.org/10.1007/978-3-8350-5417-2_4
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