Auszug
Der Lehrberuf gehört zu den personenbezogenen Dienstleistungsberufen, die sich durch häufigen direkten Kontakt mit anderen Menschen während der Arbeit auszeichnen (Nerdinger, 1994). Die Interaktionen sind notwendig zur Aufgabenerledigung und gehen mit einer unmittelbaren Bereitstellung einer Dienstleistung einher. Während die Nutznießer der Dienstleistung in anderen Branchen als Kunden, Klienten oder Patienten bezeichnet werden, sind solche Formulierungen im Schulbereich unangemessen. Dennoch gilt, dass Schüler und Eltern Nutznießer von Dienstleistungen sind, die von Lehrkräften erbracht werden. Dies betrifft sowohl den direkten Kontakt mit den Schülern im Unterricht als auch die außerunterrichtliche Schülerinteraktionen (z.B. während der Pausenaufsicht oder bei Klassenfahrten) oder den Austausch mit den Eltern. In den letzten Jahren hat sich die Sichtweise verbreitet, dass bei solchen personenbezogenen Dienstleistungsberufen der Umgang mit den eigenen Gefühlen, deren Beeinflussung („Regulation“) und auch die Beeinflussung der Gefühle des Gegenübers (z.B. der Schüler) als besondere Arbeitsanforderungen zu betrachten sind. Häufig wird nicht von Emotionsregulation, sondern von Emotionsarbeit gesprochen, um zu betonen, dass die Emotionsregulation Teil der Aufgabenerledigung ist und die ausführende Person dafür entlohnt wird.1
Ausgeschlossen wird Emotionsregulation im Umgang mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten. Solche Interaktionen finden in allen Berufen statt. Nicht berücksichtigt werden Emotionen, die zwar in der Arbeit ausgelöst werden, bisweilen sogar extrem belastend und traumatisch sein können, aber nicht auf einer direkten Interaktion beruhen (z.B. wenn ein Rettungssanitäter an einen Unfallort mit zahlreichen Toten kommt).
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Krause, A., Philipp, A., Bader, F., Schüpbach, H. (2008). Emotionsregulation von Lehrkräften: Umgang mit Gefühlen als Teil der Arbeit. In: Krause, A., Schüpbach, H., Ulich, E., Wülser, M. (eds) Arbeitsort Schule. uniscope. Die SGO-Stiftung für praxisnahe Managementforschung. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-9551-3_12
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