Auszug
Wer das Glück hatte, die mitreißnden Vorlesungen von Hannes Streim erleben zu dürfen, wird sich sicherlich lebhaft an seine Ausführungen zum Lagebericht erinnern, die meist gegen Semesterende den „krönenden Abschluss“ der jeweiligen Vorlesungsreihe zum Einzel- oder Konzernabschluss bildeten. Über kaum ein anderes Thema hat er mit so großer Begeisterung referiert, stets war zu spüren, dass ihm der Lagebericht von allen Rechnungslegungsinstrumenten besonders am Herzen liegt. Die zentrale Bedeutung des Lageberichts im System der Rechnungslegung leitet Streim dabei aus seiner häufig geäußerten Skepsis gegenüber dem Informationswert der „Kerninstrumente“ Bilanz und GuV ab, den er sowohl bei nach HGB als auch bei nach IFRS erstellten Abschlüssen als gering einstuft. Der Hauptgrund für den geringen Informationsnutzen der deutschen Rechnungslegung ist laut Streim darin zu sehen, dass „Bilanz und GuV durch informationsunfreundliche Gewinnermittlungsregeln ...dominiert werden, die überhaupt nicht zur Vermittlung eines den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Bildes konzipiert sind“1. Bezüglich des Informationsgehalts internationaler Abschlüsse gelangt er zu keinem besseren Urteil, weil er auch deren konzeptionelle Basis als verfehlt ansieht, wie er mit folgendem Bild eindrucksvoll illustriert: „Es kommen einige Ingenieure zusammen und vereinbaren nach kurzer Diskussion folgende Zielsetzung: Es soll ein Passagierschiff entwickelt werden, das schneller fahren soll als alle bisher gebauten Schiffe. Zur konzeptionellen Ausarbeitung greifen sie auf Konstruktionszeichnungen römischer Galeeren zurück.
Streim (1995), S. 706f.
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Bieker, M., Lackmann, J., Lenz, T. (2008). Stand und Perspektiven der Lageberichterstattung. In: Wagner, F.W., Schildbach, T., Schneider, D. (eds) Private und öffentliche Rechnungslegung. Gabler. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-8093-9_2
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