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Theoretische Fundierung und Herleitung der Leitfragen

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Zusammenfassung

Als theoretisches Rahmenwerk der vorliegenden Arbeit fungiert der soziologische Ansatz der Akteur-Netzwerk Theorie (ANT, vgl. insbesondere Latour 1987). Dieser Ansatz wird nicht nur in der Soziologie, sondern auch in Feldern wie der Anthropologie, Psychologie, Politik, Volkswirtschaftslehre sowie den Rechtswissenschaften verwendet (vgl. Lee/Hassard 1999, S. 392; Kneer 2009, S. 32). Seit den frühen 1990er Jahren findet die ANT auch im Bereich des Accounting eine steigende Beachtung (vgl. Justesen/ Mouritsen 2011, S. 161, 165): Diesen Untersuchungen liegt die Beobachtung zugrunde, dass der Wandel im Accounting nicht – wie lange propagiert – von einem stabilen Set externer Variablen determiniert wird, sondern vielmehr das Resultat eines häufig unvorhersehbaren und von verschiedenen Akteuren beeinflussten Prozesses darstellt (vgl. Alcouffe/Berland/Levant 2008, S. 4; Justesen/Mouritsen 2011, S. 184). Folglich stimmen die Erlärungsmuster der ANT mit dem prozessualen und ergebnisoffenen Charakter der vorliegenden Untersuchung überein.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. hierzu insbesondere Kapitel 6.1.

  2. 2.

    Die ANT wird deshalb bisweilen auch als Latourian Approach (vgl. Baxter/Chua 2003, S. 102; Alcouffe/Berland/Levant 2008, S. 2; Justesen/Mouritsen 2011, S. 163) bezeichnet. Diese „Heroisierung“ eines einzelnen Akteurs wird im Sinne der ANT allerdings kritisiert (vgl. Alcouffe/Berland/ Levant 2008, S. 2), sodass im Folgenden auf diesen Begriff verzichtet wird. Latour selbst drückt sowohl gegenüber dem Begriff der Akteur-Netzwerk Thoerie als auch dem Akronym ANT seine Ambivalenz aus (vgl. Justesen/Mouritsen 2011, S. 185 mit Verweis auf Latour 1999, 2005). In der vorliegenden Arbeit wird aus Rücksichtnahme auf den Lesefluss das Akronym ANT verwendet.

  3. 3.

    Lowe (2001a) erwähnt, dass wenn auch die ANT in erster Linie in Verbindung mit Latour gesetzt werde, der Begriff der ANT auf Law zurückzuführen sei (vgl. Lowe 2001a, S. 78). Als initierendes Moment der ANT können insbesondere die drei Arbeiten Callon (1986), Law (1986) und Latour (1987) genannt werden (vgl. Latour 2007, S. 25).

  4. 4.

    Vgl. hierzu auch Latour (1996): „[…] it is a method to describe the deployment of associations like semiotics; it is a method to describe the generative path of any narration. […] In itself ANT is not a theory of action, no more than cartography is a theory on the shape of coast lines and deep sea ridges; it just qualifies what the observer should suppose in order for the coast lines to be recorded in their fine fractal patterns“ (Latour 1996, S. 374, Kursivdruck im Original).

  5. 5.

    Um auf die Möglichkeit der Involvierung nicht-menschlicher Akteure hinzuweisen, wird bisweilen der Begriff des Aktanten verwendet, da der Akteurbegriff im allgemeinen Sprachgebrauch meist auf menschliche Akteure beschränkt ist (vgl. Latour 2002, S. 372; Peuker 2010, S. 325). Übereinstimmend spricht Lowe (2001b) von „human actors and non-human actants“ (Lowe 2001b, S. 340).

  6. 6.

    Als Beispiele für solche Sprecher können Vertreter von Softwareherstellern, die ihre Produkte präsentieren oder in Unternehmen unterstützend bei deren Implementierung auftreten, aufgeführt werden (vgl. Lowe 2001a, S. 87).

  7. 7.

    Darüber hinaus sei angemerkt, dass sich die einzelnen Begrifflichkeiten der ANT im Zeitverlauf stark verändern und sich auch die Terminologie verschiedener Autoren zum Teil deutlich unterscheidet (vgl. Peuker 2010, S. 326). Stellvertretend hierfür kann folgende Aussage Latours (2007) zitiert werden: „Ich muss mich entschuldigen, daß ich hier genau die entgegengesetzte Position vertrete wie in Bruno Latour (2006 […]), »Über den Rückruf der ANT«. Während ich damals alle Bestandteile dieses schrecklichen Ausdrucks kritisierte, einschließlich der Bindestriche, werde ich sie nun alle verteidigen, einschließlich der Bindestriche!“ (Latour 2007, S. 24). In der vorliegenden Arbeit wird versucht, eine im Bereich des Accounting konsensfähige Sichtweise der Erklärungsmuster, Elemente und Begrifflichkeiten der ANT darzustellen.

  8. 8.

    Ein klassisches Beispiel Latours (1996) für das Zusammenspiel „von menschlichen und nicht-menschlichen Wesen“ (Latour 1996, S. 8) bildet das Beispiel des Hotel-Schlüsselanhängers: Ein Hotelier bringt Hotelgäste mit einem schweren und voluminösen Schlüsselanhänger wirkungsvoller dazu, den Schlüssel beim Verlassen des Hotels an der Rezeption abzugeben, als mit entsprechenden mündlichen oder schriftlichen Aufforderungen (vgl. Latour 1996, S. 53 ff.). Durch das „moralische Gewicht“ (Latour 1996, S. 53) des Schlüsselanhängers ist „die Aufforderung, welcher der Gast nachkommt, […] nicht mehr dieselbe wie am Anfang. Sie ist übersetzt und nicht bloß übermittelt worden“ (vgl. Latour 1996, S. 55, Kursivdruck im Original).

  9. 9.

    So kritisiert Latour (1999) den Terminus Theorie in der Begrifflichkeit der ANT mit einem Verweis darauf, dass in der ANT gerade kein a priori festgelegter Zusammenhang zwischen Akteuren und ihrem Einfluss auf eine Veränderung ihrer Umwelt hergestellt wird (vgl. Latour 1999, S. 20). Die Flexibilität der ANT zeigt sich auch darin, dass sie in unterschiedlichsten Forschungsfeldern zum Einsatz kommt (vgl. Lee/Hassard 1999, S. 392). Die Vernachlässigung nicht-menschlicher Akteure in der Accountingliteratur wird darüber hinaus von einigen Autoren kritisiert (vgl. Lowe 2001b, S. 332).

  10. 10.

    Der Prozess der Translation wird häufig in vier miteinander verbundene Schritte unterteilt: problematization, interessement, enrolement und mobilization (vgl. insbesondere Callon 1986, S. 203 ff. sowie Ezzamel 1994, S. 219; Rosa/Strecker/Kottmann 2007, S. 229; Alcouffe/Berland/Levant 2008, S. 3).

  11. 11.

    Die ANT wird deshalb im angloamerikanischen Raum bisweilen auch als sociology of translation bezeichnet (vgl. Callon 1986, S. 196; Ezzamel 1994, S. 213; Chua 1995, S. 115; Lowe 2001a, S. 84; McLean/Hassard 2004, S. 494; Alcouffe/Berland/Levant 2008, S. 2).

  12. 12.

    Die Begrifflichkeit der Blackbox möchte auf ein Paradoxon hinweisen: „Wenn eine Maschine reibungslos läuft, wenn eine Tatsache feststeht, braucht nur noch auf Input und Output geachtet zu werden, nicht mehr auf ihre interne Komplexität. Daher das Paradox: Je erfolgreicher Wissenschaft und Technik, desto undurchsichtiger und dunkler werden sie“ (Latour 2002, S. 373).

  13. 13.

    Inspiriert von diesem Titel firmiert die entsprechende Forschung im Accounting bisweilen auch unter dem Schlagwort Accounting in Action (vgl. Preston/Cooper/Coombs 1992, S. 561).

  14. 14.

    Auch Lowe (2001a) merkt an, dass verschiedene Ideen von Latour im Accounting bisher vernachlässigt werden (vgl. Lowe 2001a, S. 84).

  15. 15.

    Eine hohe Bedeutung für die Verwendung der ANT im Accounting kann auch dem von Latour verfassten Vorwort des von Power (1996) herausgegebenen Buches Accounting and Science zugesprochen werden, welches vermutlich viele Accounting-Forscher auf die Möglichkeiten der ANT für ihre Disziplin hingewiesen hat (vgl. Justesen/Mouritsen 2011, S. 165).

  16. 16.

    In diesem Zusammenhang spricht Lowe (2001b) davon, dass Latour die Notwendigkeit „to bring the technical back in, in order to understand the social“ (Lowe 2001b, S. 344) postuliert.

  17. 17.

    Als Beispiele für Fallstudien im Kontext von ANT und Accounting können beispielsweise die Untersuchungen von Preston/Cooper/Coombs (1992), Ezzamel (1994), Chua (1995), Lowe (2001a; 2001b),Dechow/Mouritsen (2005), Quattrone/Hopper (2005) und Gendron et al. (2007) aufgeführt werden. Die Eignung der ANT zur Fundierung von Feldforschung wird auch an anderer Stelle betont (vgl. z. B. Lee/Hassard 1999, S. 393).

  18. 18.

    Als Beispiele für historische Untersuchungen im Kontext von ANT und Accounting können insbesondere die Untersuchungen von Miller (1990, 1991) und Robson (1991) aufgeführt werden.

  19. 19.

    Im Rahmen der folgenden Ausführungen erhebt der Autor weder in Bezug auf die betrachteten Theorien noch auf die angesprochenen Aspekte dieser Theorien einen Anspruch auf Vollständigkeit. Für weitere Ausführungen zu den angerissenen Ansätzen im (Management) Accounting-Kontext sei die Lektüre von Otley (1980), Chenhall (2003) und Gerdin/Greve (2004) zur Kontingenztheorie, von Tuttle/Dillard (2007) zum institutionellen Isomorphismus und von Baiman (1990) zur Agenturtheorie angeraten. Einen Überblick über alternative Theorien im Management Accounting liefern Puxty (1998) sowie Baxter/Chua (2003).

  20. 20.

    Vgl. hierzu auch Kapitel 2.2.

  21. 21.

    Aus diesem Grund wird im weiteren Verlauf der vorliegenden Arbeit der Terminus der Leitfragen gegenüber dem in der Literatur häufig verwendeten Begriff der Forschungsfrage präferiert.

  22. 22.

    Vgl. hierzu Kapitel 2.2.

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Endenich, C. (2012). Theoretische Fundierung und Herleitung der Leitfragen. In: Comparative Management Accounting. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-4277-7_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8349-4277-7_3

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