Zusammenfassung
Der Mensch ist bei den meisten seiner Entscheidungsprozesse nicht allein. Beeinflusst durch Umwelt, Mitmenschen, Erfahrungen kann er sich so gut wie überhaupt nicht als isolierte Einheit verstehen und nur auf Grundlage von Kalkulationen seine Entscheidungen treffen. Die rein-rationale Seite der Spieltheorie musste sich, von einem praktischen Standpunkt aus gesehen, streng genommen als eine Utopie erweisen. Dies hatte bereits John Nash erkannt, als er mit seiner Theorie der Verhandlungsspiele die Entwicklung vorantrieb. Doch auch dies reicht noch nicht, wie der Alltag zeigt. Betrachten wir etwa noch einmal die Verhandlung zwischen den beiden Abteilungsleitern in Beispiel 18. Ihre Gedankengänge vollziehen sich, so liegt es jedenfalls nahe, in mehreren Schritten. Rein rational kommen sie nicht weiter, da die Lösung, die ihnen seitens der Unternehmensführung angeboten wird, nicht befriedigend sein kann. Die Summe der vorgeschlagenen Einsparungen übertrifft nämlich die insgesamt notwendigen Einsparungen, beide Abteilungen würden sich – in der Summe – verschlechtern gegenüber der eigentlich nur geforderten kleineren Einsparungssumme. Dies deutet man im Sinn von Nash als einen Drohpunkt, und beide werden bestrebt sein, eine pareto-optimale, von Drohpunkt unterschiedliche Lösung zu finden. Das ist sicher bereits ein Schritt in die richtige Richtung, aber noch gibt es Aspekte, die hier ausgeblendet werden, so etwa die sicher nicht vollkommen identische Persönlichkeit der beiden Verhandelnden. Ihre unterschiedliche Einschätzung der Situation wird durch die unterschiedlichen Nutzenfunktionen modelliert, aber völlig außen vor bleiben Aspekte wie Sympathie, Charakter usw.
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Notes
- 1.
Kahnemann und Tversky entwickelten die sogenannte Prospect Theory [44]. In ihren Arbeiten beschäftigten sie sich schon vor über 30 Jahren mit Fragestellungen, wie sie heute wieder sehr aktuell zu sein scheinen: Inwiefern können menschliche Entscheidungen und Beurteilungen, gerade im Bereich der Ökonomie, realistischer gestaltet werden, als es die herkömmlichen Modelle schaffen?
- 2.
So zitiert Rosenbaum in seinem Buch Curation Nation [62] den CEO von Google, Eric Schmidt.
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© 2012 Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden
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Wessler, M. (2012). Exkurs: Intuitive Entscheidungen, kritisch betrachtet. In: Entscheidungstheorie. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-3734-6_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-8349-3734-6_5
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Publisher Name: Gabler Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8349-3136-8
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